Eiserne Ketten (Einträge über Holstein Kiel)https://eiserneketten.de/categories/holstein-kiel.atom2019-03-31T14:23:00ZDaniel RoßbachNikolaAggressives Pressing und Aggressive Wortehttps://eiserneketten.de/posts/aggressives-pressing-und-aggressive-worte/2019-03-03T15:23:29+01:002019-03-03T15:23:29+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/schmiede-lee-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Manuel Schmiedebach lee jae sung KSV-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/schmiede-lee-cut.jpg">
<p class="caption">In einem Spiel auf Augenhöhe - wie hier Manuel Schmiedebach und Lee Jae-Sung - ist Union letztlich besser; Photo: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images</p>
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<p><em>Union startet mit einer guten Leistung und einem 2-0 Sieg in Kiel in die Serie von Spielen gegen die Verfolger im Aufstiegsrennen. Wir analysieren das Spiel in vier (naja, fünf) Szenen.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/aggressives-pressing-und-aggressive-worte/">Weiterlesen…</a> (7 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/schmiede-lee-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Manuel Schmiedebach lee jae sung KSV-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/schmiede-lee-cut.jpg">
<p class="caption">In einem Spiel auf Augenhöhe - wie hier Manuel Schmiedebach und Lee Jae-Sung - ist Union letztlich besser; Photo: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images</p>
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<p><em>Union startet mit einer guten Leistung und einem 2-0 Sieg in Kiel in die Serie von Spielen gegen die Verfolger im Aufstiegsrennen. Wir analysieren das Spiel in vier (naja, fünf) Szenen.</em></p>
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<div class="section" id="wie-das-spiel-ausging">
<h2>Wie das Spiel ausging</h2>
<p>Es ist vielleicht kein Zufall, dass eins der Tore in einem 2-0 zu den Szenen gehört, die zeigen, warum die Partie so ausging wie sie das eben tat. Da im Fußball aber oft genug untypische Momente zu Toren führen, und weil nicht-gefallene Tore das Ergebnis ja ebenso sehr bestimmen wie geschossene, muss das auch nicht unbedingt der Fall sein.</p>
<p>In diesem Spiel zwischen Holstein und Union zeigte das 0-1 aber tatsächlich ganz gut, warum Urs Fischers Mannschaft sich durchsetzen konnte. Denn in der Entstehung von Unions Führung zeigte Kiel sowohl seine eigentlichen Stärken als auch die Nachlässigkeiten, wegen der diese Stärken nicht allzu stark zur Geltung kamen. Und Union spielte mit großer Übersicht und hatte effiziente Momente.</p>
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<img alt="Lights KSV-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/lights-ksvfcu.jpg">
<p class="caption">Unter dem Flutlicht des Holstein Stadion gewann Union wichtige drei Punkte, die Kiel damit verlor; Photo: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images</p>
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<p>Die Sequenz, aus der Kroos Tor fiel, begann bei Spielminute 25:52 damit, das Kiel das Spiel aus seiner dafür berühmten Innenverteidigung aufzubauen versuchte. Hauke Wahl hatte nun auch einen sehr guten Moment, als er den pressenden Andersson ausdribbelte. Doch im selben Moment stellt sich Dominik Schmidt schlecht zum Ball, ist deshalb nicht bereit für Wahls Pass, verliert das Momentum und entscheidet sich dann, den geplanten Vortrag abzubrechen und einen langen Ball zu spielen. Zwar erreicht dieser Ball mit Meffert einen Kieler im Strafraum, er kann ihn aber nicht kontrollieren. Es kommt zu einem fairen Kopfballduell zwischen Friedrich und Lee, das nur einen Sieger haben kann, und Grischa Prömel nutzt den Moment, in dem Kiel protestiert und ungeordnet ist, um sich mit dem Ball zu lösen.</p>
<p>Nachdem Prömel Mané anspielt, kommt Kiel zwar noch einmal aus dem Meckern heraus und ins Gegenpressing, Unions Flügelspieler kann aber auf Trimmel ablegen. Der wiederum sieht, dass Prömel seinen Lauf auf die vakante Position von Mané am rechten Flügel fortgesetzt hat und spielt ihn mit einem sehr genauen Flugball an. Damit sind wir in dem Teil des Tores angekommen, der in einem high-light Zusammenschnitt zu sehen ist: Andersson und Gogia binden die Verteidiger im Strafraum, Kroos setzt sich ab, Prömel sieht ihn und spielt ihn perfekt an, <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/atemlos/">Kroos schießt den Ball in die lange Ecke</a>.</p>
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<div class="section" id="wie-sich-urs-fischer-das-spiel-vorgestellt-hat">
<h2>Wie sich Urs Fischer das Spiel vorgestellt hat</h2>
<p>Das Tor war sicher schon eine ziemlich optimale Umsetzung dessen, was sich Urs Fischer für das Spiel vorgenommen hat. Es hing in der Entstehung aber eben auch von einem Kieler Fehler abhängig, auf dessen Vorkommen man sich eigentlich nicht verlassen kann.</p>
<p>Deshalb werden Unions Trainer die Szenen, in denen Union die ideale Version von Kiels Aufbau stören konnte, noch besser, oder wenigstens besonders gefreut haben. Ein Beispiel dafür gibt Unions erster Torschuss durch Gogia und seine Vorgeschichte ab. Kiel gewinnt den Ball und formiert sich ab 2:22 im Aufbauspiel. Anders als in der zuletzt sezierten Szene finden diesmal die Rochaden, die daran so bemerkenswert sind, statt. Doch Union verfolgt sie aus dem 442-Pressing heraus sehr gut.</p>
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<img alt="Fischer KSV-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/fischer-ksvfcu.jpg">
<p class="caption">Das meiste von dem, was in Kiel am Freitag passierte, gefiel Urs Fischer; Photo: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images</p>
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<p>Am Beginn der Szene setzt sich Innenverteidiger Schmidt in den Sechserraum ab, Torwart Kenneth Kronholm übernimmt seine eigentliche Position in der Viererkette. Unions Pressingspieler, insbesondere Gogia und Andersson verhalten sich in diesem Moment noch gespannt abwartend. Kronholms Pass auf Rechtsverteidiger Dehm ist dann der Auslöser, der eine Pressingkaskade in Bewegung setzt: Andersson läuft Dehm an, Gogia deckt Schmidt. Weil es für Kiel so keine Anspielstationen nach vorn gibt, beginnt Dehm das Ganze mit seinem Pass zurück auf Kronholm von vorn. Er wechselt nun mit Schmidt (jetzt quasi RV) die Positionen und besetzt selbst die 6. Als er dort den Ball zurück bekommt, hindert ihn Andersson daran, sich aufzudrehen.</p>
<p>Kiels Aufbauversuch ist damit erstmal gescheitert, Kronholm schlägt den Ball lang. Doch ein paar flippernde Momente später macht der Ex-Kieler Lenz den vielleicht entscheidenden Laufweg, in dem er Mühling tief im Halbraum stellt. Der muss so einen unkontrollierten Ball auf Karazor spielen, der deshalb zum Opfer von Gogias und Prömels Gegenpressing wird, die den Konter dann bis zum Strafraum und einem halbwegs gefährlichen Abschluss tragen.</p>
</div>
<div class="section" id="wie-tim-walter-das-spiel-gesehen-hat">
<h2>Wie Tim Walter das Spiel gesehen hat</h2>
<p>Von Szenen wie diesen war in den Äußerungen von Kiels Trainer Tim Walter nach dem Spiel allerdings nichts zu hören. Stattdessen sprach er davon, wie gut seine Mannschaft an ihren fußballerischen Prinzipien festgehalten habe, und wie wenig Union an Fußball interessiert gewesen sei.</p>
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<img alt="Walter KSV-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/walter-ksvfcu.jpg">
<p class="caption">Tim Walter hatte einige idiosynkratische Ansichten zu der Partie; Photo: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images</p>
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<p>Alles, was Walter sagte, fiel zwar in die Kategorie 'citation needed'. Wenn es dafür aber Evidenz gab, dann waren es Momente wie die zwischen Minute 23:10 und 23:52. Dass auch diese Szene in Kiels Aufbauspiel beginnt, gibt übrigens einen Hinweis darauf, warum Holstein am Ende auf 60% Ballbesitz kam. In diesem Moment nutzten sie diesen aber auch exzellent. Schmidt spielt diesmal einen überragenden Pass durch das gesamte Mittelfeld auf Okugawa in Zone 14. Der Japaner, der in diesem Moment mit Lee die Positionen getauscht hatte, verarbeitet diesen sehr guten Ball noch besser und legt ihn an dem heranfliegenden Friedrich vorbei, nein, unter ihm durch, auf Serra. Gikiewicz muss dessen Schuss halten, und Union kommt in der Folge nur zu drei konfusen Klärungsversuchen, bevor Kroos Karazor unterläuft.</p>
<p>Bis hierhin sieht das tatsächlich ein bisschen nach dem Spiel aus, das Tim Walter gesehen hat. Aber auch nur bis dahin, denn dann spielt Meffert einen Pass ins Nirgendwo, versucht sich Union spielerisch zu lösen. Das gelingt zunächst halbwegs, dann nach einem weiteren Ballgewinn und einem Dribbling von Friedrich über 30 Meter ganz - und führt nach Trimmels Hereingabe mit der versuchten Klärung von Schmidt zur gefährlichsten Szene für Union, in der nur eine hervorragende Reaktion von Kronholm die Führung verhindert (die dann bekanntermaßen kurz darauf fiel).</p>
</div>
<div class="section" id="wie-das-spiel-auch-hatte-ausgehen-konnen">
<h2>Wie das Spiel auch hätte ausgehen können</h2>
<p>Damit diese Analyse das Spiel getreu wiederspiegelt, müssen wir aber auch noch auf Kiels Chancen in der zweiten Hälfte eingehen, vor allem die von Okugawa (der für mich eine Entdeckung dieses Spiels war) nach genau 50 Minuten.</p>
<p>Aus einem Einwurf von Bergh heraus bindet Lee mit einem Dribbling Hübner, der den Moment verpasst, den Südkoreaner zu übergeben oder auch laufen zu lassen. Karazor schleicht sich während dessen in den für Kroos blinden Raum in seinem Rücken und bekommt dort den Ball. Die von Hübner hinterlassene Lücke hat zwar Prömel gefüllt, trotzdem kann Karazor durch diese Schnittstelle Okugawa anspielen, dessen Schuss aus der Drehung Gikiewicz eine sehr hübsche Parade abverlangt. Dass Prömel hier aufmerksam Hübners Rolle übernimmt, ist aber trotzdem elementar wichtig, denn Okugawas Chance wird damit bedeutend kleiner und Gikiewiczs Rettung überhaupt erst möglich.</p>
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<img alt="Union" src="https://eiserneketten.de/images/121-1819-24-ksvfcuV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn: Während Kiels Grundformation nicht zu weit von der Duisburgs vor zwei Wochen entfernt ist, könnte der Stil beider Mannschaften aber nicht unterschiedlicher sein.</p>
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<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Die bis hierher analysierten Spielsequenzen waren die Szenen des Spiels, <em>die</em> Szene des Spiels war Gogias Ball Annahme, Mitnahme und Pass auf Mané ab Minute 5:30.</p>
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</div></div>Sankt Sebastianhttps://eiserneketten.de/posts/sankt-sebastian/2018-09-26T09:37:40+02:002018-09-26T09:37:40+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union-vs-Kiel-26-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Kiel" src="https://eiserneketten.de/images/109-1819-07-fcuksvV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn mit Schindlers früher Einwechslung. Lenz kann sich zum ersten Mal vor Reichel durchsetzen, Hedlund spielt von Beginn an und (ein darüber sichtlich nicht amüsierter) Felix Kroos sitzt für Žulj auf der Bank.</p>
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<p><em>Union spielt zum vierten Mal in Folge unentschieden gegen Kiel und kann sich dabei glücklich schätzen, dass es in einem Spiel, in dem Holstein über weite Strecken besser war, beim 0-0 bl... ah nein, da ist ja noch was passiert: ein Tor aus nicht idealer Staffelung und die Sebastian Polter Apotheose.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/sankt-sebastian/">Weiterlesen…</a> (5 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union-vs-Kiel-26-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Kiel" src="https://eiserneketten.de/images/109-1819-07-fcuksvV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn mit Schindlers früher Einwechslung. Lenz kann sich zum ersten Mal vor Reichel durchsetzen, Hedlund spielt von Beginn an und (ein darüber sichtlich nicht amüsierter) Felix Kroos sitzt für Žulj auf der Bank.</p>
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<p><em>Union spielt zum vierten Mal in Folge unentschieden gegen Kiel und kann sich dabei glücklich schätzen, dass es in einem Spiel, in dem Holstein über weite Strecken besser war, beim 0-0 bl... ah nein, da ist ja noch was passiert: ein Tor aus nicht idealer Staffelung und die Sebastian Polter Apotheose.</em></p>
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<p>Auch gegen eine der interessanteren Mannschaften der Liga änderte sich an Unions Spielanlage zunächst wenig, obwohl mit Žulj und Lenz in der Startelf personelle Akzente gesetzt wurden. Weiter spielte die Mannschaft von Urs Fischer mit 442-Pressing und tat sich schwer, klare Muster für Angriffe herauszuarbeiten. Der Weg, das Spiel über das Zentrum aufzubauen, war jedenfalls fast immer von Kiels offensivem Pressing in 433- oder 4132-Ordnungen versperrt.</p>
<div class="section" id="ausnahmen">
<h2>Ausnahmen</h2>
<p>Die beiden guten Angriffe Unions in den ersten drei Minuten waren zu wenig und zu improvisiert, um mehr als Ausnahmen dazu zu sein. Bei der ersten dieser beiden Chancen zeigte Christopher Lenz aber gleich einmal, was er der Mannschaft geben kann, als er sich zusammen mit Simon Hedlund und Robert Žulj den linken Flügel entlang spielte. In der zweiten Szene kurz darauf schickte Akaki Gogia Sebastian Andersson mit einem halben Kontakt in den Strafraum, wo Andersson ein Strafstoß verwehrt blieb.</p>
<p>Dieser Moment machte aber deutlich, wofür Gogia in der Mannschaft steht: er ist im Moment am ehesten in der Lage, Angriffe und Szenen hin zu unmittelbarer Torgefahr zu transformieren. Das galt auch für seine Chance am Beginn der zweiten Halbzeit.</p>
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<div class="section" id="die-regel">
<h2>Die Regel</h2>
<p>Ansonsten bestimmte in der ersten Halbzeit aber Kiel das Spielgeschehen. Bis zur Pause hatte Holstein dabei auch mehr und gefährlichere Torszenen - auch wenn Union längst nicht so schlecht und rustikal spielte, wie es der Kieler Trainer Tim Walter nach dem Spiel in der Pressekonferenz darstellte. Kiels Spielweise hat sich allerdings seit der letzten Saison durchaus verändert. Die Außenverteidiger spielen immer noch offensiv, aber nun sehr viel geradliniger, rücken also auf dem Flügel nach vorn, statt im Mittelfeld beim Spielaufbau zu helfen.</p>
<p>Auch die Aufgabenverteilung der Mittelfeldspieler hat sich geändert, seit Kiel die nicht-so-überraschende-Überraschungsmannschaft war. Spielte Kiels damals im 4141 mit zwei Achtern, die konstant mit Steilpässen und Sprints in die Tiefe die typischen Schnellangriffe unterstützten, hat Kiel nun eine klare 433-Rollenverteilung im Mittelfeld. Jonas Meffert spielt als ballverteilender Sechser im Aufbau, David Kinsombi bietet sich überall zwischen beiden Strafräumen an, um das Spiel nach vorn zu verlagern, und Lee Jae-Sung agiert als Zehner zwischen den Linien. Idealtypisch war diese Rollenverteilung bei Kingsley Schindlers Chance nach 19 Minuten zu beobachten: Mefferts ausweichende Bewegung überwindet Unions erste Pressinglinie, sein Pass auf den sehr gut postierten Kinsombi die zweite, über Außenverteidiger Bergh erreicht Kiel Lee, dessen Weiterleitung (ein Echo von Gogias oben erwähnter Szene) Schindler nicht verwerten kann.</p>
<p>A propos Schindler: Einer der prägenden Spieler dieser Partie im letzten Jahr kam nach wenigen Minuten verletzungsbedingt ins Spiel und hatte bis zu seiner Auswechslung eine freie Rolle, in der nominell vom linken Flügel überall im Angriff auftauchte, und so fast eher als zweiter Stürmer in einem asymmetrischen System spielte.</p>
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<div class="section" id="tore">
<h2>Tore</h2>
<p>In der zweiten Halbzeit gelang es Kiel dann nicht mehr, seine Angriffe bis in den Strafraum auszuspielen, auch wenn die Gäste (vor allem über Pässe des sehr guten Hauke Wahl) noch gute Momente im Aufbau hatten. Union dagegen kam vor allem über die Flügel nach vorne, im letzten Drittel fehlten dann aber oft passende Laufwege in die Schnittstellen der Kieler Abwehr.</p>
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<img alt="A-polter-eose" src="https://eiserneketten.de/images/apolterose.jpg">
<p class="caption">Tja, mehr Polter als diese Spiel geht nicht; <a class="reference external" href="http://union-berlin.com/2018/09/25/king-polter-returns-scores-leads-union-to-victory-vs-kiel/">Photo</a>: Felix/Union in English/Football & Wildlife Media</p>
</div>
<p>Das schien auch in der 90. Minute schon so zu sein, doch dann fanden Sebastian Polter und Robert Žulj doch noch Wege für einen Doppelpass auf der Strafraumkante. Den dann fälligen Elfmeter hätte Žulj wohl nicht bekommen, aber Grischa Prömel vermied mit der Kopie seines Tores gegen Bielefeld eventuelle Kontroversen darüber. Übrigens kam - entgegen Walters Darstellung der Ereignisse - in der Entstehung dieses Tors genau so wenig ein langer Ball vor, wie in der des 2-0.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Ein Angriff Unions nach einer knappen Viertelstunde, der vieles von dem hatte, was Union im Moment auszeichnen kann. Zunächst (nach 13:15 Spielzeit) verhindert Union im Gegenpressing, dass Kiel kontrolliert aufbaut und schlägt Kenneth Kronholm den Ball lang nach vorn. Florian Hübner gewinnt das Kopfballduell, und nach der Ablage von Žulj steht Manuel Schmiedebach wie so oft richtig, um den Ball nach vorn weiterzuspielen. Die Kombination über Simon Hedlund misslingt zwar, aber - wie so oft - steht Manuel Schmiedebach richtig, um den Ball mit einer Philipp-Lahm-Gedächtnisgrätsche zurück zu gewinnen und an Christopher Lenz den Ball zu geben, zusammen mit einer Gelegenheit, sich mit einem starken Dribbling dem Gegnerdruck zu entziehen.</p>
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<img alt="den25tenginglenz" src="https://eiserneketten.de/images/den25tenginglenz.jpg">
<p class="caption">Lenz machte überhaupt ein sehr gutes Spiel; Photo: Felix/Union in English/Football & Wildlife Media</p>
</div>
<p>Weil der andere Union Außenverteidiger, der Christopher heißt, die Situation rechtzeitig erkannt hat, können sich beide nun von einem Halbraum zum anderen den Ball zuspielen. Gerade gegen Kiel, die in der vergangenen Saison für ihre eingerückt-nach-vorn-geschobenen Außenverteidiger berühmt waren, so einen Spielzug einzuleiten, ist sehr hübsch. Trimmel zieht dann mit dem Ball innen nach vorn und erlaubt es damit Gogia, ins eins-gegen-eins zu gehen. Das geht unentschieden aus und resultiert in einem Schuss von der Strafraumgrenze.</p>
<p>Oder gab es irgendeine andere Szene, die von diesem Spiel nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird?</p>
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</div></div>Warum hat Kiel aufgehört, Spiele zu gewinnen?https://eiserneketten.de/posts/warum-hat-kiel-aufgehort-spiele-zu-gewinnen/2018-03-02T15:37:09+01:002018-03-02T15:37:09+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/vdB-Kiel-am-Boden-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Kiel 17-18" src="https://eiserneketten.de/images/ksv1718.png">
<p class="caption">Kiels Stammformation nach der Verletzung von Christopher Lenz und der Verpflichtung von Bergh.</p>
</div>
<p><em>Nach einem (für die meisten Beobachter) überraschend guten ersten Saisondrittel hat Aufsteiger Holstein Kiel nun seit 11 Spielen nicht mehr gewonnen. Warum?</em></p>
<p>Am 5. November gewann Holstein mit Toren von Duksch, Lewerenz und Schindler 3-0 gegen Dresden. Dieser Sieg war zwar im Ergebnis und den Chancen, die sich beide Mannschaften erspielten, deutlicher als die Balance des Spiels nahegelegt hätte, versinnbildlichte aber Kiels Saison bis dato. Mit sieben Punkten Vorsprung auf den Vierten lag die Mannschaft von Markus Anfang auf Platz Zwei, hatte das beste Torverhältnis der Liga und mit Abstand die meisten Tore erzielt.</p>
<p>Seitdem hat Kiel keines seiner elf Spiele gewonnen. Zwar ist man immer noch Dritter, weil nur drei der elf sieglosen Spiele Niederlagen waren und außer Nürnberg (das genau symmetrisch zu Kiel seitdem nicht mehr verloren hat) niemand konstant gut war. Aber trotzdem ist Kiels anhaltende Ergebnis-? Form-? Schein-? Krise eine der Geschichten dieser Saison. Warum kam es dazu? Spielt Kiel deutlich schlechter als zuvor? Hat der Rest der Liga das System der 'Störche' entschlüsselt und erfolgreich konterkariert? Oder haben die Norddeutschen nur Pech?</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/warum-hat-kiel-aufgehort-spiele-zu-gewinnen/">Weiterlesen…</a> (7 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/vdB-Kiel-am-Boden-prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Kiel 17-18" src="https://eiserneketten.de/images/ksv1718.png">
<p class="caption">Kiels Stammformation nach der Verletzung von Christopher Lenz und der Verpflichtung von Bergh.</p>
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<p><em>Nach einem (für die meisten Beobachter) überraschend guten ersten Saisondrittel hat Aufsteiger Holstein Kiel nun seit 11 Spielen nicht mehr gewonnen. Warum?</em></p>
<p>Am 5. November gewann Holstein mit Toren von Duksch, Lewerenz und Schindler 3-0 gegen Dresden. Dieser Sieg war zwar im Ergebnis und den Chancen, die sich beide Mannschaften erspielten, deutlicher als die Balance des Spiels nahegelegt hätte, versinnbildlichte aber Kiels Saison bis dato. Mit sieben Punkten Vorsprung auf den Vierten lag die Mannschaft von Markus Anfang auf Platz Zwei, hatte das beste Torverhältnis der Liga und mit Abstand die meisten Tore erzielt.</p>
<p>Seitdem hat Kiel keines seiner elf Spiele gewonnen. Zwar ist man immer noch Dritter, weil nur drei der elf sieglosen Spiele Niederlagen waren und außer Nürnberg (das genau symmetrisch zu Kiel seitdem nicht mehr verloren hat) niemand konstant gut war. Aber trotzdem ist Kiels anhaltende Ergebnis-? Form-? Schein-? Krise eine der Geschichten dieser Saison. Warum kam es dazu? Spielt Kiel deutlich schlechter als zuvor? Hat der Rest der Liga das System der 'Störche' entschlüsselt und erfolgreich konterkariert? Oder haben die Norddeutschen nur Pech?</p>
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<p>Gerade um diese Fragen zu beantworten sind <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/expected-goals-was-ist-das-denn-auf-deutsch/">'expected Goals'</a> Modelle praktisch. Zu sehen, ob die Qualität der Chancen die Kiel herausgearbeitet hat abgenommen hat und ob Holstein seinen Gegnern mehr Gelegenheiten anbietet hilft dabei zu klären, ob es einen Leistungsabfall zu erklären gibt (und wenn ja, auf welcher Seite des Balles dieser eher liegt).</p>
<div class="section" id="kiel-spielt-schlechter-und-hat-etwas-pech">
<h2>Kiel spielt schlechter und hat (etwas) Pech</h2>
<table border="1" class="docutils">
<colgroup>
<col width="9%">
<col width="13%">
<col width="15%">
<col width="11%">
<col width="11%">
<col width="11%">
<col width="14%">
<col width="18%">
</colgroup>
<thead valign="bottom">
<tr><th class="head">Zeitraum</th>
<th class="head">xG offensiv</th>
<th class="head">xG defensiv</th>
<th class="head">xG Verhlt.</th>
<th class="head">Tore für</th>
<th class="head">Tore gegen</th>
<th class="head">Torverhältnis</th>
<th class="head">Tor-xG Differenz</th>
</tr>
</thead>
<tbody valign="top">
<tr><td>Sp.1-13</td>
<td>1,98</td>
<td>0,96</td>
<td>1,01</td>
<td>2,46</td>
<td>1,23</td>
<td>1,23</td>
<td>0,21</td>
</tr>
<tr><td>seitdem</td>
<td>1,4</td>
<td>1,41</td>
<td>0,01</td>
<td>1,18</td>
<td>1,64</td>
<td>-0,45</td>
<td>-0,44</td>
</tr>
<tr><td>Differenz</td>
<td>-0,57</td>
<td>0,45</td>
<td>-1,02</td>
<td>-1,28</td>
<td>0,41</td>
<td>-1,69</td>
<td>-0,66</td>
</tr>
</tbody>
</table>
<p>Die Tabelle oben (in der alle Werte pro Spiel angegeben sind) zeigt, dass (in beide Fragen falsche Alternativen präsentieren und beides der Fall ist. Ja, Kiel ist schlechter. Aber ja, sie haben auch Pech in ihren Ergebnissen. Und sowohl Offensive als auch defensive Werte - die Heck-Seite und die Bug-Seite des Kiels, sozusagen, sehen schlechter aus.</p>
<p>Alle Werte in dieser Aufstellung verschlechtern sich. Das heißt, das sich Kiel etwa ein Tor alle zwei Spiel weniger verdient, mit eben so vielen Gegentoren mehr rechnen muss, der Abfall in Wirklichkeit aber noch drastischer ist (mit Ausnahme der Gegentore, die im Rahmen der Erwartungen angestiegen sind). Mit Kiels Vorteil von einem zu erwartenden Tor pro Spiel durfte man damit rechnen, so viele Spiele zu gewinnen wie man es im ersten Saisondrittel tat. Die Werte seitdem sprachen dagegen für etwa drei Siege, ein Unentschieden und sieben Niederlagen. Damit hätte man die aktuell andauernde, merkwürdige sieglos-Serie zwar vermieden, aber nur unwesentlich mehr Punkte als die aus acht Unentschieden in dieser Phase geholt. Dass Kiels echte Ergebnisse in der zweiten Hälfte der Saison bisher weiter hinter den Erwartungen zurückbleiben als sie diese zuvor übertrafen ist also nicht ausschlaggebend.</p>
</div>
<div class="section" id="was-schlechter-ist">
<h2>Was schlechter ist</h2>
<p>Der Leistungsabfall Kiels hat natürlich mit der Reaktion der gegnerischen Mannschaften auf die starke Hinrunde zu tun. Wie viele Mannschaften, die zunächst vor allem mit Kontern und Schnellangriffen erfolgreich sind, musste Holstein irgendwann mit tiefer stehenden Abwehrblöcken klar zu kommen. Nun ist es nicht so, dass Kiel daran vollkommen scheitert. Sie halten an wichtigen Mechanismen fest, und die Erfolgsquote in deren Umsetzung wurde nicht viel schlechter. Aber trotzdem sind sie weniger effektiv.</p>
<p>Deutlich wird das an den 'Steil-klatsch-Kombinationen,' mit denen Kiel oft das 'Spiel über die dritte Person' aufzieht. In diesen Spielzügen wird Steilpass in die Tiefe gespielt und dann auf den frei gewordenen seitlich von der ersten Passlinie stehenden Mitspieler abgelegt. Diese dritte Spielerin kann dann wieder in die Tiefe spielen. In Kiels Fall waren die Empfänger des Steilpasses in den Halbräumen oft Drexler oder die Außenstürmer, die dann selbst erneut geschickt wurden, seltener auch Stürmer Duksch. In der Hinrunde kam Kiel so oft zu Großchancen, da sich nach der Ablage große Räume hinter der Abwehr auftaten, die Spieler wie Kevin Schindler oder Steven Lewerenz mit ihrer Schnelligkeit nutzen konnten.</p>
<div class="figure">
<img alt="Kiel-frustriert" src="https://eiserneketten.de/images/Kiel-frustriert600px.jpg">
<p class="caption">Kiel spielt seit November nicht nur weniger erfolgreich, sondern auch merklich schlechter, und sieht nach dem 3-2 in St. Pauli entsprechend frustriert aus; Photo: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images</p>
</div>
<p>In der Zeit ohne Sieg macht sich die defensivere Spielweise von Kiels Gegnern darin bemerkbar, dass es solche Kombinationen zwar immer noch oft gibt, Kiel damit aber nur noch in den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld gelangt. Damit sinkt naturgemäß die Ausbeute dieser Spielzüge, da es weiterer gelungener Aktion braucht, zu Chancen zu kommen. Auch diese Aktionen gibt es bei Kiel, aber eben nicht genau so viele wie zuvor. Dieser Effekt ist etwa darin sichtbar, dass Kiels 'expected Goals' gemessen an Abschlüssen in der sieglos-Phase hinter den anhand von Anteil und Ort des Ballbesitz zurückbleiben. In der erfolgreichen Phase war das noch deutlich anders herum.</p>
<p>Darüber hinaus sind die Spielertypen, die Kiel in seiner Mannschaft hat, für alternative Herangehensweisen weniger geeignet. Duksch etwa ist kein besonders guter Zielspieler für lange Bälle, zu denen es nun aber öfter kommt, wenn Kiel der Spielaufbau in der Innenverteidigung überlassen wird und der Gegner Pässe auf den Sechser verhindert.</p>
<p>Die verringerte Effektivität im Angriff wirkt sich auch auf die Defensive aus. Kiel muss mehr Spieler in Angriffe einbinden, das Spiel mit hoch stehender Viererkette aufbauen und damit mehr Risiken eingehen. Auch das kommt den Spielern in einem Mannschaftsteil nicht entgegen: Die Innenverteidiger sind passable, aber nicht kreative Aufbauspieler und in Frontalzweikämpfen stärker als in der Konterverteidigung. Letztere ist nun aber häufiger gefragt.</p>
<p>Dagegen ist Kiels oft sehr aggressives Pressing, an dem sich zu weilen die Außenverteidiger im Angriffsdrittel beteiligen, gegen tiefer stehende Gegner die weniger Risiken eingehen weniger effektiv.</p>
</div>
<div class="section" id="personal">
<h2>Personal</h2>
<div class="figure align-right">
<img alt="24²" src="https://eiserneketten.de/images/twentyfour20170804_FCU_Kiel_0187hk.jpg">
<p class="caption">24²: Dominick Drexler gehört wie Steven Skrzybski zu den herausragenden Spielern der Saison.</p>
</div>
<p>Diskutabel sind vielleicht auch einige Personalentscheidungen. Dominic Peitz ist zwar relativ zweikampfstark und hat recht gute Orientierung auf dem Feld. Er ist aber auch einer der technisch schwächsten Sechser der Liga und nicht überragend athletisch. Dass er und Kinsombi - der etwa gegen Union bis zu seinem den Elfmeter zum Ausgleich verursachenden Foul überragend in der Innenverteidigung spielte - sich die Position im defensiven Mittelfeld teilen ist keine optimale Lösung. Vor allem nicht, da in Atakan Karazor inzwischen ein weiterer Spieler für die Position verfügbar ist, der defensives Spielverständnis, Pressingresistenz und kreatives Passspiel vereint, das aber nur knapp zwei Spiele lang zeigen durfte.</p>
<p>Dass Holsteins Kader insgesamt gut besetzt ist, wissen wir, seit GoalImpact Kiel vor der Saison zu <a class="reference external" href="https://twitter.com/Goalimpact/status/890449848226467840">Favoriten</a> auf den Aufstieg erklärt hat (was sie auch bis heute sind, auch wenn <a class="reference external" href="https://twitter.com/Goalimpact/status/969632318213316608">inzwischen</a> Nürnberg auch von diesem Modell als der wahrscheinliche Meister angesehen wird). In der Hinrunde wurde oft als ein Grund für Kiels Stärke genannt, dass Markus Anfang mit wenigen Verletzungen zu tun habe. Das stimmte schon damals mit Blick auf Langzeitausfälle von Christopher Lenz und Manuel Janzer nicht. Allerdings hatten Schlüsselspieler wie Drexler in der Rückrunde öfter mit Blessuren zu kämpfen, was etwa bei dem zentralen offensiven Mittelfeldspieler zu einem leichten Formabfall beigetragen haben dürfte, obwohl er kein Spiel verletzte verpasste. Mit Amara Condé fehlt außerdem aktuell ein Spieler für mehrere Monate, der gerade in Kaiserslautern bei seinem ersten nennenswerten Einsatz angedeutet hatte, eine gute Alternative auf den Außen sein zu können, die es Kiel erlaubt hätte, die Stammspieler dort etwas zu entlasten.</p>
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<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Kiel macht immer noch vieles richtig und ist auch nach einer lang ausgedehnten Schwächephase noch in einer guten Position im absurd engen Aufstiegsrennen in der zweiten Liga. Zwar hat man in der Phase ohne Siege mehr echte spielerisch-taktische Probleme bekommen, als es im ersten Saisondrittel den Anschein machte. Aber weil in Kiels Spiel immer noch viel schönes dabei ist, und man in dieser Phase etwas Pech hatte, ist ein erneuter Aufschwung durchaus sehr gut möglich. Wenn Kiel tatsächlich aufsteigen möchte - und das ist in diesem Fall vielleicht eine echtere Frage als in den meisten anderen - müsste dieser Aufschwung aber bald erfolgen. Denn nach der Partie gegen Mit-Aufsteiger Duisburg morgen erwartet Kiel mit Spielen gegen Bochum, Heidenheim, Bielefeld und Darmstadt eine Phase mit einem etwas leichteren Programm. Danach wird sich zum Saisonende in Spielen gegen einige der besseren/besser postierten Mannschaften der Liga - @Dresden, Nürnberg, @Ingolstadt, @Düsseldorf, Braunschweig - entscheiden, wozu eine der interessanteren Zweitligasaisons einer guten Mannschaft letztlich reicht.</p>
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</div></div>Wenn es noch was werden soll, dann...https://eiserneketten.de/posts/wenn-es-noch-was-werden-soll-dann/2018-01-23T07:41:26+01:002018-01-23T07:41:26+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20170804_FCU_Kiel_0191prevcrop.jpg"></figure> <div><p><em>... muss Union eine neu ausgerufene Grundformation heute Abend gegen Kiel gut umsetzen. Wie André Hofschneider und sein Team das versuchen und was Holstein Kiel dagegen macht, gibt es hier in der Liveanalyse zu lesen. Wenn es der Küsten-Winter-Wind zulässt.</em></p>
<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Ein systematisch nur in einzelnen Momenten verbessertes Union kann gegen Kiel nicht wirklich überzeugen, aber immerhin einen Punkt holen. Kiel hatte mit Unions Raute vor allem dann Probleme, wenn Hedlund aus dieser Ordnung heraus brach und Sprints den Flügel entlang anzog, oder wenn Skrzybski gleiches aus seiner Rolle als zweiter Stürmer heraus tat. Dagegen konnte Drexler die Freiräume, die er bekam, wenn er sich von Unions Achtern absetzen konnte, zu vielen gefährlichen Pässen nutzen. So war Union auf Glück angewiesen, in der Schlussphase noch im Spiel zu sein. In dieser Schlussphase entstanden Chancen, die aber erst nach der roten Karte für den sehr guten Kinsombi konstant herausgespielt wurden.</p>
<p>Die eigentliche Analyse erschien auf <a class="reference external" href="https://spielverlagerung.de/2018/01/24/stagnation-in-der-zweiten-bundesliga/">Spielverlagerung</a>.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/wenn-es-noch-was-werden-soll-dann/">Weiterlesen…</a> (6 min verbleiben zum Lesen)</p></div></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20170804_FCU_Kiel_0191prevcrop.jpg"></figure> <div><p><em>... muss Union eine neu ausgerufene Grundformation heute Abend gegen Kiel gut umsetzen. Wie André Hofschneider und sein Team das versuchen und was Holstein Kiel dagegen macht, gibt es hier in der Liveanalyse zu lesen. Wenn es der Küsten-Winter-Wind zulässt.</em></p>
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<h2>Fazit</h2>
<p>Ein systematisch nur in einzelnen Momenten verbessertes Union kann gegen Kiel nicht wirklich überzeugen, aber immerhin einen Punkt holen. Kiel hatte mit Unions Raute vor allem dann Probleme, wenn Hedlund aus dieser Ordnung heraus brach und Sprints den Flügel entlang anzog, oder wenn Skrzybski gleiches aus seiner Rolle als zweiter Stürmer heraus tat. Dagegen konnte Drexler die Freiräume, die er bekam, wenn er sich von Unions Achtern absetzen konnte, zu vielen gefährlichen Pässen nutzen. So war Union auf Glück angewiesen, in der Schlussphase noch im Spiel zu sein. In dieser Schlussphase entstanden Chancen, die aber erst nach der roten Karte für den sehr guten Kinsombi konstant herausgespielt wurden.</p>
<p>Die eigentliche Analyse erschien auf <a class="reference external" href="https://spielverlagerung.de/2018/01/24/stagnation-in-der-zweiten-bundesliga/">Spielverlagerung</a>.</p>
<!-- TEASER_END -->
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<h2>2. Halbzeit</h2>
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<h3>75. Minute</h3>
<p>Mit relativ einfachen Mitteln, direkten Bällen in die Spitze und weniger Ballkontakten im offensiven Mittelfeld kommt Union zu einigen Abschlüssen. Aber Kiel erscheint mit Kontern weiter gefährlicher. Indes kommt Hosiner für HArtel, Skrzybski übernimmt dessen Position.</p>
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<h3>62. Minute</h3>
<p>Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hat Kiel einige große Chancen, vor allem, weil es mit viel Überzeugung (viele Spieler, die in gefährliche Räume sprinten) und Qualität (genaue gut-getimete Zuspiele) angreift. Aber auch, weil sie im Pressing nicht weniger Intensität zeigen und etwa immer wieder die Passwege auf Mesenhöler angreifen.</p>
</div>
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<h3>53. Minute</h3>
<p>Zu Beginn der zweiten Halbzeit sind Unions Staffelungen häufiger 433-haft mit Prömel und Kroos nebeneinander und Hedlund und Skrzybski auf den Flügeln.</p>
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<h2>Halbzeitfazit</h2>
<p>Kiel gelingt es insgesamt gut, Union daran zu hindern, Kontrolle in das Spiel zu bringen. Mit Dukschs Druck auf Prömel ist der oft nicht aus der Abwehr heraus anzuspielen und kann so auch die Spieleröffnung im Zentrum nicht forcieren, obwohl er durchaus mit Ablagen und seinen Freilaufbewegungen Platz und Entlastung für Unions Spiel schafft (defensiv aber auch nicht fehlerfrei ist).</p>
<p>Unions Pressing weist dagegen eine sehr gemischte Bilanz aus, und wenn Kiel die ersten Pässe während des Anlaufens gelingen, kommen die Gastgeber oft gut mit Ablagen-und-Steilpass Kombinationen ins Offensive Mittelfeld. Dort macht neben Drexler auch Schindler ein gutes Spiel und zeigt nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch gute Übersicht und Entscheidungsfinndung.</p>
<p>Insgesamt passiert im Spiel genug, sich nicht sicher zu sein, wie es ausgehen wird.</p>
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<div class="section" id="id3">
<h2>1. Halbzeit</h2>
<div class="section" id="id4">
<h3>3. Minute</h3>
<p>Union tritt an wie erwartet, Kiel presst zunächst im 433 mit Duksch, der etwas hinter den Außenstürmern bemüht ist, Prömel zu stören.</p>
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<div class="section" id="id5">
<h3>5. Minute</h3>
<p>Unions erste Chance entsteht, nachdem Polter einen Ball auf Hedlund ablegt, der in die vorderste Linie aufrückt. Die Gäste sind derweil um Pressing bemüht, Kiel versucht sich spielerisch zu befreien. Die erste Chance für den Zweiten gibt es, nachdem Kroos einen schon gewonnen Ball am Strafraum wieder verliert.</p>
</div>
<div class="section" id="id6">
<h3>7. Minute</h3>
<p>Laufduelle Duksch gegen Torrejón sind für den Innenverteidiger nicht so schön. 1-0 Kiel durch Weilandt.</p>
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<div class="section" id="id7">
<h3>15. Minute</h3>
<p>Ein Aspekt in Unions Spiel, der leidlich funktioniert, ist dass weniger oft als manchmal zuvor zu früh die letzte Linie überladen wird und Anspielstationen im offensiven Mittelfeld fehlen. Andererseits zeigt sich, dass wenn Hedlund aufrückt oder wie Skrzybski den Flügel besetzt der systematische Unterschied klein ist.</p>
<p>Und 2-0 nach Ecke, durch Drexler.</p>
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<div class="section" id="id8">
<h3>26. Minute</h3>
<p>Wie genau Unions Pressing ablaufen soll ist nicht ganz klar. Hin und wieder gelingt es zwar, Torhüter Kronholm unter Druck zu setzen, aber häufiger bleiben die Außenverteidiger Kiels frei und könnnen sich entweder auf den Außen oder ins zentrale defensive Mittelfeld eingerückt anbieten. Dabei ist es manchmal Hartel, manchmal einer der Stürmer, der als erster angreift.</p>
</div>
<div class="section" id="id9">
<h3>32. Minute</h3>
<p>Ironischerweise kommt Union trotz seiner Formation ohne Flügel gerade mit Ablagen auf den Flügeln hinter die Abwehr zu seinen besten Chancen und zum 2-1.</p>
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<div class="section" id="praambel">
<h2>Präambel</h2>
<div class="figure">
<img alt="Kiel-Union" src="https://eiserneketten.de/images/86-kshfcu.png">
<p class="caption">Spieltag 19, 23. Januar: Kieler SV Holstein - 1. FC Union, die Aufstellungen zu Beginn.</p>
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<p>In Kiel wird heute Abend zunächst zu sehen sein, wie genau sich Hofschneider die Besetzung und Ausführung seines Systems vorstellt. Auch wenn die grobe Marschroute (442 mit Raute) klar ist, sind viele wichtige Details darin, die prägen, wie das Konstrukt insgesamt wirkt und wie gut es funktioniert, noch offen oder mit einem Vorbereitungs-Vorbehalt belegt. Eines dieser Details ist die Rolle der Achter: Müssen sie sich im Spielaufbau tief in der eigenen Hälfte einschalten, um Union einen Ausweg gegen Pressing zu geben? Gelingt es ihnen dann, sich in der Folge weit genug vorn zu postieren, um eine sinnvolle Anspielstation zu sein, die zu nutzen Angriffe spürbar weiterentwickelt? Sollen sie den Außenverteidigern dabei helfen, im Angriff die Flügel zu besetzen? Und werden sie bei Ballverlusten nah genug am Geschehen zu sein, ins Gegenpressing gehen zu können, ohne allzu viel Raum hinter sich zu öffnen? Und schließlich: kann Simon Hedlund das alles umsetzen?</p>
<div class="figure align-right">
<img alt="Hedlund" src="https://eiserneketten.de/images/20170804_FCU_Kiel_0228crop.jpg">
<p class="caption">Simon Hedlund könnte in einer für ihn ungewohnten und schwierigen Rolle als Achter auflaufen, Photo: <a class="reference external" href="http://www.textilvergehen.de/2017/08/05/union-gewinnt-zuhause-gegen-kiel-und-ich-hab-schon-wieder-puls/">Stefanie Fiebrig</a></p>
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<p>Der Schwede kann seine Qualitäten einsetzen, wenn er mit seinem sehr hohen Tempo in Räume hinter gegnerischen Linien sprinten kann und/oder in Abschlusspositionen kommt. Beides ist von dieser Grundposition aus nur möglich, in dem er sie recht weit nach vorn verlässt. Das ist dann aber kaum mit den Defensivaufgaben der Rolle vereinbar, die darin bestehen, entweder die defensiven Halbräume zu besetzen, die Kiel mit seinen Kontern gern ansteuert, oder die Außenverteidiger zu unterstützen, nachdem sie aufgerückt sind, um dem Spiel Breite zu geben. Für all diese Aspekte würde sich ein natürlicherer Mittelfeldspieler besser eignen, für Hedlund wäre dann aber kein Platz mehr. Denn er könnte zwar auch die Position als zweite Spitze einnehmen, doch da ist offenbar Skrzybski vorgesehen.</p>
<p>Aber auch in welcher Form die Raute Unions Ballbesitzspiel helfen soll bleibt abzuwarten. Denn zunächst gibt es mit ihr im Vergleich zum 433 mit zwei Sechsern eine zentrale Anspielstation aus der Abwehr heraus weniger. Dass es im Anschluss eine zusätzliche formale Mittelfeldposition gibt, hilft wenig, wenn das gegenerische Pressing schon den Sechser nicht in kontrollierten Ballbesitz im Mittelfeld kommen lässt. Geschieht das, und wollen die Achter aushelfen, sind sie noch weiter von den Räumen weg, in denen sie ihre anderen Aufgaben zu erfüllen haben.</p>
<p>Eine zentrale Frage für die Partie ist, wie Union mit Kiels Stärke im kontern umgeht. Denn zunächst gibt es potentiell klare defensive Zurdnungen: Unions Zehner (Hartel) presst den Kieler Sechser, die Achter beider Mannschaften sind einander zugeordnet (also Kroos und Hedlund einerseits, Weilandt und Drexler andererseits). Die Außenverteidiger nehmen die Läufe von Schindler und Lewerenz auf. Und Unions Sechser ist zunächst frei und kümmert sich um das, was bei den anderen durchrutscht.</p>
<p>Das Problem ist, dass falls Union versucht zu pressen, die Achter daran beteiligt sein müssen, zumindest um die Kieler zentralen Mittelfeldspieler zu verfolgen, aber eher sogar um zu verhindern, dass Kiel sich über seine Außenverteidiger leicht befreien kann. Das bedeutet dann aber, dass der Raum hinter ihnen groß wird. Gerade solche Räume bespielt Kiel gern auch mit langen Bälllen, die sowohl die Außen als auch die zentralen Mittelfeldspieler oft erlaufen. Die Alternative, nicht zu pressen, bräuchte dagegen eine deutliche Steigerung in der Strafraumverteidigung.</p>
<p><a class="reference external" href="https://liberapay.com/eiserneketten/donate">Eiserne Ketten unterstützen...</a></p>
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