Eiserne Ketten (Einträge über Paderborn)https://eiserneketten.de/categories/paderborn.atom2019-04-01T05:27:02ZDaniel RoßbachNikolaPaderburnhttps://eiserneketten.de/posts/paderburn/2019-03-31T15:26:06+01:002019-03-31T15:26:06+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20190330_FCU-SCP_0093prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Paderborn" src="https://eiserneketten.de/images/122-1819-27-fcuscpV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen von Urs Fischer und Steffen Baumgart zu Beginn</p>
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<p><em>Union kommt beim 1-3 mit der Hitze von Paderborns Offensive nicht klar und verbrennt sich ein wenig, sodass die Temperatur beim Team Pfanne heiß ein wenig fällt.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/paderburn/">Weiterlesen…</a> (6 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20190330_FCU-SCP_0093prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Paderborn" src="https://eiserneketten.de/images/122-1819-27-fcuscpV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen von Urs Fischer und Steffen Baumgart zu Beginn</p>
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<p><em>Union kommt beim 1-3 mit der Hitze von Paderborns Offensive nicht klar und verbrennt sich ein wenig, sodass die Temperatur beim Team Pfanne heiß ein wenig fällt.</em></p>
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<div class="section" id="die-erste-halbzeit">
<h2>Die erste Halbzeit</h2>
<p>Weder Union noch Paderborn sind in dieser Saison dafür bekannt, ihre Formation oder ihre Herangehensweise an das Spiel von Partie zu Partie stark zu verändern. So konnte kaum überraschen, dass Urs Fischers Mannschaft im gewohnten 433 antrat und im 442 presste, während Steffen Baumgart insgesamt auf letztere Formation setzte - was man aber nicht sagen kann, <a class="reference external" href="http://www.textilvergehen.de/2019/03/29/steffen-baumgart-ist-union-fan/">ohne auf die Besonderheiten des Paderborner 442 zu verweisen, die ich im Spiel-Plan bei Textilvergehen angedeutet habe</a>.</p>
<p>Dem Charakter der Mannschaften entsprechend war es auch keine Überraschung, dass die Bildregie (ich war leider nicht im Stadion) mehrfach verpasste, wie Angriffe einer Mannschaft in den Strafraum kamen. Denn sowohl Paderborn als auch Union haben ihre wesentlichen offensiven Stärken in Schnellangriffen. Gerade die Gäste an der Alten Försterei zeigten dabei eine Vorliebe für die Momente nach Torchancen oder Fast-Chancen für Union. Wie auch beim 1-0, das aber nur insofern überraschend kam, als im Moment von Antwi-Adjejs Schuss kaum jemand genau damit rechnete.</p>
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<img alt="Jimmy" src="https://eiserneketten.de/images/20190330_FCU-SCP_0495.jpg">
<p class="caption">Jimmy Antwi-Adjejs überraschender Schuss zur wenig überraschenden Führung. Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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<p>Allerdings wäre es falsch, zu unterschlagen, dass gerade in diesem Spiel beide Teams auch immer wieder Risiken dabei eingingen, den Ball in der eigenen Hintermannschaft flach laufen zu lassen. Unions Viererkette stand nach dem Spiel in der Kritik. In diesem Punkt hatte sie aber auch gute Momente. Nur dauerten diese guten Momente oft weniger lang an als Paderborns Pressingphasen. Ganz gut wird das von der [Szene des Spiels] illustriert.</p>
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<div class="section" id="paderborn-produktiv">
<h2>Paderborn produktiv</h2>
<p>Nun ist Unions Abwehr im Allgemeinen und Viererkette im Besonderen viel gelobt worden in dieser Saison, und mit Recht. Aber eben auch immer unter anderem dafür, besser zu sein als erwartet. In diesem Spiel sah die Union Defensive nun weniger gut aus. Man könnte dafür Formschwankungen verantwortlich machen. Aber wir sind hier ja in einem Taktik-Blog, und die Regeln dieses Diskurs besagen, dass es für solche Defizite strukturelle Ursachen geben muss.</p>
<p>In diesem Fall begannen diese Ursachen in Unions Pressing. Das gab es, es hatte aber kaum einen Effekt. Denn Union versuchte etwas, das man sogar hohes Angriffspressing nennen kann, doch Paderborn gelang es gut, sich daraus ohne viele lange Bälle zu befreien. Das war möglich, weil sich Paderborns Angreifer und Flügelspieler immer wieder gut zurückfallen ließen. Damit schufen sie zusätzliche Anspielstationen im Mittelfeld und zwangen Union Viererkette, sie entweder zu verfolgen und die eigene Ordnung und gegenseitige Absicherung zu verlieren; oder eben freie Relais-Stationen für Paderborns Angriffe zuzulassen. Es gab Beispiele für das Scheitern beider Reaktionen. Verschärft werden solche Probleme gegen Paderborn davon, dass Klement und Vasiliadis nun mal hervorragende Nadelspieler im grobmaschigen Stoff des Sechserraums sind.</p>
<p>Überhaupt: Die Geschichte dieses Spiels war nicht, dass Union schlecht war, sondern Steffen Baumgarts Mannschaft gut.</p>
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<img alt="Fischer" src="https://eiserneketten.de/images/20190330_FCU-SCP_0093.jpg">
<p class="caption">Urs Fischer sah schon vor dem Spiel irritiert aus, daran hat sich wohl wenig geändert. Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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<div class="section" id="interessante-wechsel">
<h2>Interessante Wechsel</h2>
<p>In der zweiten Halbzeit gab es eine Abfolge interessanter Auswechslungen, mit der prägnantesten von Union: Sebastian Polter für ... Christopher Trimmel. Das ist aktiv merkwürdig. Denn es hatte zur Folge, dass Marcel Hartel die Position von Trimmel einnahm. Aber es ist gleichzeitig schlicht wahr, dass Hartel nun als Rechtsverteidiger spielte.</p>
<p>Diese Beschreibung greift aber auch zu kurz, weil Marcel Hartel eigentlich immer nur Cello spielt, egal wo auf dem Feld er das gerade tut. Für die letzten 20 Minuten am Samstag dribbelte er nun also durch den tiefen rechten Halbraum, statt wie zuvor offensiv am Flügel.Dass Hartel nun aber eben Unions Rechtsverteidiger war, machte sich spätestens beim 2-0 bemerkbar, als Hartel nach einem Befreiungsschlag erstens den Zweikampf gegen Michel führen musste, und ihn zweitens vermeidbar verlor. (Das 3-0 und das 3-1 waren dagegen reine garbage time Tore.)</p>
<p>Leider war die Zeit zwischen dem Polter-Trimmel-Wechsel und den Paderborner Umstellungen davor und danach etwas zu kurz um wirklich zu beobachten, wie die Wechselwirkung dazwischen war. Steffen Baumgart hatte zunächst mit der Einwechslung von Klaus Gjasula für Zolinski auf ungefähr 4141 umgestellt. Er brachte dann aber sofort auch Khiry Shelton für Vasiliadis und revidierte diese Umstellung so. Ob die ohnehin nicht dauerhaft geplant war, oder ob sie angesichts von Polters Einwechslung revidiert wurde, ist schwer zu sagen. Ein schlagendes Argument, warum letzteres notwendig hätte werden sollen, fällt mir aber nicht ein. Dagegen spricht aber ohnehin, dass Unions Formationswechsel zum 442 schon zehn Minuten zuvor geschehen war.</p>
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<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Akaki Gogias Außenrist Flick wäre in Frage gekommen, hätte er nicht auch in der garbage time der 93. Minute stattgefunden. So versinnbildlicht die Minute zwischen 5:05 und 6:05 Unions Mühen und Paderborns Dominanz. Diese Passage beginnt mit einem Einwurf von Christopher Trimmel unter Fischers Augen. Als Friedrich den Ball auf Gikiewicz spielt, scheint Unions Aufbauraute (aus ihm, den Innenverteidigern und Schmiedebach) die Situation noch gegen Paderborns zwei Stürmer zu beherrschen. Doch schon einen Augenblick später wird Schmiedebach von Vasiliadis unter Druck gesetzt und spielt einen unsauberen Ball auf den einzigen annährend freien Mitspieler, wiederum Friedrich. Die einzige annährend freie Mitspielerin zu sein ist nie eine komfortable Situation, denn damit geht einher, dass für das pressende Team klar ist, wohin sich der Druck als nächstes richten muss. So wie in diesem Moment von Jimmy Antwi-Adjej gegen Friedrich.</p>
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<img alt="Druck" src="https://eiserneketten.de/images/20190330_FCU-SCP_0130.jpg">
<p class="caption">Unions Abwehr hatte nicht individuell, sondern strukturell kein gutes Spiel.Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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<p>Dass er den Ball nun nicht schlägt, sondern einen Flachpass auf Trimmel spielt und einen weiteren versucht, zeigt was Union in diesem Spiel unternahm, und welche Probleme es damit hatte. Zwar blieb dieser kurzzeitige Ballverlust mit Glück für Union ohne direkte Folgen. Doch dass sich fast identische Sequenzen danach auf der anderen Seite noch einmal abspielten, zeigte, wie prekär Unions Position in diesem Spiel war.</p>
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</div></div>Hübnerragendhttps://eiserneketten.de/posts/hubnerragend/2018-10-22T18:12:05+02:002018-10-22T18:12:05+02:00Jan-Gabriel Hartel<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/hubnerragendprev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Paderborn-Union" src="https://eiserneketten.de/images/112-1819-10-scpfcuV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn.</p>
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<p><em>Wie vor kurzem angekündigt wird es vermehrt Spiele geben, die wir nicht wie gewohnt begleiten können. Das 0-0 von Union in Paderborn gehört zu diesen Spielen. Aber glücklicherweise interessiert sich Jan-Gabriel Hartel vom</em> <a class="reference external" href="https://paderball.com/">Paderball</a> <em>für den SC Paderborn und netterweise stellt er seine Analyse</em> Eiserne Ketten <em>zur Verfügung.</em></p>
<p>Am 10. Spieltag empfing der Tabellensechste den Tabellenfünften, die zweitbeste Offensive die beste Defensive und Steffen Baumgart einen seiner Herzensvereine. In dieser Ausgangslage kann man sich viele interessante Spielverläufe und große Geschichten vorstellen, aber das Schicksal wählte die konservative Option.</p>
<p>Das 0:0, das dabei herauskam, hatte so wenige spielerische Glanzmomente wie Tore, war über weite Strecken eher langweilig, dafür aber, wie man so sagt, spannend – was auch immer das heißen mag.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/hubnerragend/">Weiterlesen…</a> (8 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/hubnerragendprev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Paderborn-Union" src="https://eiserneketten.de/images/112-1819-10-scpfcuV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn.</p>
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<p><em>Wie vor kurzem angekündigt wird es vermehrt Spiele geben, die wir nicht wie gewohnt begleiten können. Das 0-0 von Union in Paderborn gehört zu diesen Spielen. Aber glücklicherweise interessiert sich Jan-Gabriel Hartel vom</em> <a class="reference external" href="https://paderball.com/">Paderball</a> <em>für den SC Paderborn und netterweise stellt er seine Analyse</em> Eiserne Ketten <em>zur Verfügung.</em></p>
<p>Am 10. Spieltag empfing der Tabellensechste den Tabellenfünften, die zweitbeste Offensive die beste Defensive und Steffen Baumgart einen seiner Herzensvereine. In dieser Ausgangslage kann man sich viele interessante Spielverläufe und große Geschichten vorstellen, aber das Schicksal wählte die konservative Option.</p>
<p>Das 0:0, das dabei herauskam, hatte so wenige spielerische Glanzmomente wie Tore, war über weite Strecken eher langweilig, dafür aber, wie man so sagt, spannend – was auch immer das heißen mag.</p>
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<div class="section" id="mannschaftsaufstellungen">
<h2>Mannschaftsaufstellungen</h2>
<p>Auf Paderborner Seite gab es im Vergleich zur vergangenen Partie zwei Wechsel. Antwi-Adjej ersetzte Tekpetey auf der rechten Außenbahn, während der schon nach acht Spielen gelb-gesperrte Gjasula von Vasiliadis ersetzt wurde. Insgesamt blieb es bei der altbekannten 4-1-3-2-Formation mit ungewohnt kleiner Besetzung.</p>
<p>Auch bei Union gab es zwei Änderungen. Rechtsverteidiger Reichel wurde durch Lenz und die hängende Spitze Žulj durch Felix Kroos ersetzt. Auch mit diesen Wechseln spielte Union weiter in seinem 4-3-3 in Ballbesitz, das in der Defensive verschiedene Formen annahm.</p>
</div>
<div class="section" id="pressing-variationen">
<h2>Pressing-Variationen</h2>
<p>Das interessanteste Element der Partie war zweifelsohne das Berliner Pressing. Anders als die meisten anderen Teams verfolgte Urs Fischers Mannschaft eine klar definierte taktische Marschroute, deren Vorgaben abhängig von der Höhe des Pressings waren.</p>
<p>Wenn Paderborn zum Beispiel bei Abstößen tief am eigenen Strafraum aufbaute, suchte Union in klaren Mannorientierungen Zugriff. Stürmer Andersson bewegte sich dafür nach halblinks auf Schonlau, während Strohdiek wechselnd von Prömel oder Gogia besetzt wurde. Wenn Gogia in die zentral höhere Position wechselte, wurde der linke Außenverteidiger von Prömel übernommen. Unions verbleibende Mittelfeldspieler nahmen ebenfalls Mannorientierungen auf die jeweils nächsten Paderborner auf, wobei Schmiedebach zwischen enger Verfolgung und tieferer Position variierte.</p>
<p>Das Ziel dieser Ausrichtung ist natürlich klar erkennbar. Dadurch, dass unmittelbar Druck auf jeden Paderborner hergestellt werden kann, fehlen Zingerle die Optionen im flachen Aufbauspiel. Der Pass auf einen der Innenverteidiger konnte noch gespielt werden, aber dann geriet Zingerle durch die bogenförmigen Pressing-Laufwege des ballnahen Stürmers unter Druck und spielte hoch und weit auf Gueye. Dass es dazu keine Alternativen gab, lag auch daran, dass die Innenverteidiger riskante vertikale Freilaufbewegungen vermieden.</p>
<p>Wann immer ein Übergang ins Mittelfeld durch Ablagen der Stürmer oder durch vereinzelt mögliche Anspiele weit ausweichenden Klement gelang, fiel Union sofort in ein stärker raum-orientiertes 4-4-2-Mittelfeldpressing zurück, in dem Andersson in vorderster Linie nach rechts wich und (aus irgendeinem Grund) von Kroos unterstützt wurde.</p>
<p>Paderborn fächerte gegen diese Staffelung symmetrisch auf, Vasiliadis bewegte sich zentral hinter und zwischen der ersten Linie, während Klement sich halblinks auf Höhe des Mittelfeldbands postierte und gelegentlich mannorientiert von Prömel verfolgt wurde.</p>
<p>Paderborns Innenverteidiger wurden durch die Stürmer angelaufen, die aus einer zentralen Position kommend zugleich den Sechserraum abdecken und die Innenverteidiger nach außen abdrängen konnten. Sobald der Innenverteidiger nun unter Druck war, wurden engere Orientierungen zu den Gegenspielern aufgenommen. Ballgewinne wurden vor allem dann erzwungen, wenn Strohdiek den Ball auf den in den extrem verengten Halbraum zurückfallenden Schwede spielte, der sich, wiederum von Trimmel verfolgt, schnell in einer eins-gegen-vier Pressingfalle wieder fand.</p>
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<img alt="Florian Hübner" src="https://eiserneketten.de/images/hubnerragend.jpg">
<p class="caption">Setzte seine starke Saison fort, sich aber gelegentlich nicht gut ab: Florian Hübner; Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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<p>Paderborn blieben nun oft vier Möglichkeiten: Erstens, in Anspiel auf den eng gedeckten Klement, der sich häufig dennoch lösen konnte. Zweitens, ein langer Schlag Richtung Gueye. Drittens, die Verlagerung auf den ballfern früh überlaufenden Dräger. Oder aber viertens, mit Chipbälle der Innenverteidiger oder Longline-Pässe der Außenverteidiger auszunutzen, dass Unions Defensive zurückfallende Bewegungen der Paderborner verfolgte, sodass Räume für die Stürmer des Sportclubs entstanden. Die Effektivität dieses letzten Mittels wurde aber ganz erheblich durch eine überragende Leistung beider Innenverteidiger Unions eingeschränkt.</p>
<p>Im Abwehrpressing formierte sich Union abermals um. Kroos fiel aus der höheren Position ins Mittelfeld zurück, während Schmiedebach enger an der Abwehr absicherte. Die Abwehrkette formierte sich in Erwartung Paderborner Steilpässe eng, wodurch auf den Flügeln hauptsächlich Gogia und Hartel verteidigen mussten.</p>
<p>Aus der Beobachtung, dass Strohdiek sich vor allem mit weiten diagonalen Bällen aus dem Pressing zu befreien versuchte, während Schonlau etwas erfolgsstabilere lineare Aktionen versuchte, folgte ein Fokus auf die rechte Seite im Angriffsspiel. Dort postierten sich Dräger, Antwi-Adjej und Gueye in einem Dreieck, aus welchem ersterer häufig am Flügel freigespielt werden konnte. Die verhältnismäßig enge Position von Lenz gab ihm zwar Platz und Zeit, um Flanken anzusetzen, verhinderte diagonale Aktionen in den Strafraum aber fast gänzlich.</p>
<p>Dass (hohe) Flanken im Allgemeinen ein wenig erfolgversprechendes Mittel sind, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. In diesem speziellen Fall sank die Erfolgschance durch die (körperlich) kleine Besetzung der Offensive weiter. Außerdem stand der einzige große Angreifer, Gueye, aus den Kombinationen heraus in einer etwas tieferen Position. Nur eine Flanke führte direkt zum Torabschluss, eine weitere konnte im Rückraum wiedergewonnen werden, sie führte dann allerdings zur wohl besten Paderborner Chance.</p>
<p>Neben diesen organisierten Abläufen muss das individuelle Defensivverhalten von Hübner und Friedrich gesondert gelobt werden. Beide fanden passendes Timing, um bei Pässen auf die Stürmer herauszuschieben und den Ball zuerst zu erreichen; sicherten einander gut ab; und standen nicht zuletzt bei Flanken und hohen Bällen sicher. Die Qualität der Defensivleistung in dieser Partie drückt sich ausgezeichnet in nur acht Paderborner Schüssen aus, was lediglich einem knappen Drittel des Saisondurchschnitts entspricht.</p>
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<div class="section" id="anpassung-zweite-halfte">
<h2>Anpassung zweite Hälfte</h2>
<p>Zur zweiten Halbzeit nahm Paderborn eine Anpassung des Positionsspiels bei Abschlägen von Zingerle vor. Die Mittelfeldspieler bewegten sich nun konstanter tief vor dem eigenen Strafraum, sodass sie den eigenen Zehnerraum frei ließen. Besetzt wurde diese Zone durch Schwede und Antwi-Adjej, die ihre breite Position verließen und sich im Stile einer Doppel-Zehn innen postierten, wo sie mit langen Bällen gesucht werden konnten.</p>
<p>Auch hier blieb es allerdings bei einem Versprechen von Torgefahr. Zum einen konnten die Innenverteidiger Unions sich darauf verlassen, vom Rest der Abwehr abgesichert zu werden und gegen diese langen Bälle herausrücken. Und zum anderen hatte Unions Mittelfeld während diese Bälle in der Luft waren Zeit, sich fallen zu lassen, und Schmiedebach tiefer zu positionieren. Darüber hinaus ist ohnehin nicht trivial einfach, einen 60 Meter weit fliegenden, hohen Ball im Stand anzunehmen und sich dabei aufzudrehen.</p>
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<div class="section" id="lang-weilig-e-balle">
<h2>Lang(weilig)e Bälle</h2>
<p>Wenn das Paderborner Spiel mit Ball schon langweilig war, so empfand ich Union als nochmals uncooler. Die Situation ist dabei schnell beschrieben:</p>
<p>Union baute aus einer flachen Viererkette auf, in der sich Trimmel noch tiefer als Lenz positionierte. Paderborn presste aus einem 4-1-3-2 und konnte durch inneres Pressing der nahen Stürmer viel Druck auf die Innenverteidiger erzeugen. Friedrich und Hübner spielten unter diesem Druck entweder zu Gikiewicz, der gegen den im Pressing durchlaufenden Stürmer zum langen Ball griff. Oder die Innenverteidiger gaben den Ball an die Außenverteidiger weiter, die in ihrer tiefen Position mit etwas größerem Abständen zu den anlaufenden Paderborner Flügel mehr Zeit erhielten. Doch auch sie fühlten sich, wie etwa Christopher Trimmel nach dem Spiel sagte, durchaus unter Druck gesetzt, hatten ohnehin keine offene kurze Anspielstation und schlugen so ebenso lange Bälle.</p>
<p>Die Offensivspieler der Köpenicker formierten sich derweil recht eng, Hartel und Gogia blieben oft innerhalb der Strafraumbreite, Andersson bewegte sich aus dem Sturmzentrum zum Ball, mit einer Vorliebe für die rechte Seite. Die Achter schoben im Zentrum ebenfalls weit nach vorne, bis sie etwa zehn Meter hinter der vordersten Linie standen. Die langen Bälle wurden wenig überraschend auf Andersson geschlagen. Wann immer die offensiven Außen bemerkten, dass ihre Außenverteidiger Zeit am Ball hat, nahmen sie das als Signal, sich in der Tiefe für die schon erwähnten langen Bälle anzubieten.</p>
<p>Obwohl diese Spielanlage recht limitiert war, konnte Union damit viele Bälle in der eigenen Offensive halten, da es eine Überzahl vor der Paderborner Abwehr hatte. Sowohl bei zu kurz geratenen Bällen als auch bei Ablagen hatten Kroos und Prömel numerische sowie physische Vorteile gegen Vasiliadis, der wegen Klements höherer, auf Schmiedebach lauernder Position, im Sechserraum allein stand.</p>
<p>Union bekam den den Ball so in einer guten Position, verlor ihn aber schnell wieder an das Herausschieben der Innenverteidiger, den im Rückwärtspressing helfenden Flügelspieler, oder unpräzise Steilpässe, die von Collins abgelaufen werden konnten. Paderborn ist zwar immer noch relativ inkompetent im Absichern des Herausrückens eines Spielers, wie sich etwa an Unions erster Großchance durch Andersson in der 68. Minute zeigte, zwang sich aber häufiger in engere Staffelungen, in denen die Schnittstellen minimiert werden konnten.</p>
<p>Union zeigte sich ungeschickt dabei, die offenen Räume in Paderborns Defensive zu nutzen. Es gelang insbesondere den Außenstürmern nicht, die Räume neben der engen Kette nicht ausnutzen. Ihnen fehlte dazu die Orientierung zum Tor, das heißt, sie hielten sich in zu tiefen Positionen auf und machten Wege zum Tor zu spät, zu langsam und von zu weit oder außen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Gogia Vordergrund" src="https://eiserneketten.de/images/gogiavordergrund.jpg">
<p class="caption">Akaki Gogia konnte sich diesmal weniger in den Vordergrund spielen; Photo: Stefanie Fiebrig</p>
</div>
<p>Torgefährlich wurde Union demnach, wenn man Einwürfe, Ecken oder stumpfe Halbfeldflanken auf den zumeist stark besetzten zweiten Pfosten im Fünfmeterraum zog. Zingerle zeigte bei diese hohen Hereingaben erhebliche Schwächen, versuchte den Ball weder zu fangen noch zu fausten, und lenkte ihn somit oft nur mit den Fingerspitzen nach vorne. Man könnte spekulieren, dass seine ist seine Vorsicht in Kopfballduellen eventuell noch eine psychologische Folge, ein Schutzreflex, seiner Gehirnerschütterung im vergangenen Spiel sein könnte.</p>
<p>Insgesamt konnte auch Union nicht überzeugen, kam im Spiel ebenfalls nur zu acht Abschlüssen, von denen immerhin drei enorm gefährlich waren.</p>
</div>
<div class="section" id="hubnerragend">
<h2>Hübnerragend</h2>
<p>A propos Sonderlob für die Innenverteidiger: In der zweiten Halbzeit löste der im Positionsspiel nicht immer perfekte Hübner das Pressing zwei mal grandios auf, indem er unter Druck nach außen andribbelte und einen kurzen diagonalen Pass auf den weit zurückfallenden Hartel spielte. Allerdings blieben solche Momente die Ausnahme.</p>
</div>
<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Union hatte Vorteile durch die Überzahl im Zentrum, Paderborn hatte Klement. Hübner und Friedrich verteidigten viele Konter individuell weg. Dräger und Collins liefen viele Steilpässe nach Kontern ab. Beide Teams hatten Ansätze für gefährliche Konter, beide Teams blieben letztendlich ungefährlich.</p>
<p>Paderborn spielte in der ersten Halbzeit ansprechender, ohne große Glanzpunkte zu setzen, Union setzte in der zweiten Halbzeit Glanzpunkte, ohne ansprechend zu spielen. Paderborn verteidigt gut, Union überragend. Das Spiel verdient keine Tore, dafür aber beide Mannschaften ihren Platz im oberen Tabellendrittel.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels-d">
<h2>Szene des Spiels (d)</h2>
<p>Zwei nicht gemachte Laufwege nach 60 Minuten, die mitverantwortlich dafür waren, dass Union offensiv nicht mehr produzierte. Zunächst setzt sich Hübner im Aufbau nicht ab und bringt sich so unter Druck, dann läuft Gogia in einem Konter nicht hinter die Schnittstelle der Abwehr und lässt so das Momentum des Angriffs verpuffen.</p>
<p>Dass er unmittelbar danach ausgewechselt wurde, konnte ich gut nachvollziehen...</p>
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</div></div>Reziprokhttps://eiserneketten.de/posts/pagesreziprok/2016-04-11T19:04:00+02:002016-04-11T19:04:00+02:00Daniel Roßbach<div><p>
In dieser Begegnung in der Hinrunde lieferte Union sein schwächstes Saisonspiel ab - in der Rückrunde bei einem 4-0 Sieg aber nicht das stärkste. Das liegt vor allem daran, dass ein unterirdisches Paderborn dem Gegner keine Gelegenheit gibt, besonders gut zu sein.
</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/pagesreziprok/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><p>
In dieser Begegnung in der Hinrunde lieferte Union sein schwächstes Saisonspiel ab - in der Rückrunde bei einem 4-0 Sieg aber nicht das stärkste. Das liegt vor allem daran, dass ein unterirdisches Paderborn dem Gegner keine Gelegenheit gibt, besonders gut zu sein.
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Union gab heute bekannt, dass in der nächsten Saison Jens Keller die Mannschaft trainieren wird. Ich war davon <a href="https://twitter.com/aymard_charles/status/719460995794628608"> spontan nicht begeistert</a>. Eine ausführlichere Einschätzung dieser Entscheidung und Präsentation meiner Erwartungen an Union unter Keller folgt hier in Kürze.
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<h3>Grundausrichtung</h3>
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Mit der Rückkehr eines (sichtlich gut erholten) Bobby Woods in die Startelf und Sören Brandys Verbleib in der selben ging eine 4312-hafte Ausrichtung einher, mit Daube, Zejnullahu und Kroos im Mittelfeld und Kreilach in einer Zwischenrolle davor. Gegen den Ball wurde daraus ein 433, bei dem Kreilach wie bekannt zwischen die Stürmer in die vorderste Linie rückte und dort Pressingbewegungen anstieß.
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<img alt="aufstellung_paderborn" height="495" src="https://eiserneketten.de/images/paderborn_aw.jpg" width="330">
<figcaption> Benjamin Kessel, Bobby Wood und Felix Kroos kehrten aus ihren jeweiligen Pausen zurück und ersetzten eingedenk formativer Anpassungen Nikci, Redondo und Quiring. Außerdem kam in der Innenverteidigung Roberto Puncec statt Emmanuel Pogatetz zum Einsatz. </figcaption>
</figure>
<h3>Einfache Tore</h3>
<p>
In Sportarten, die nicht so <em>low scoring</em> wie Fußball sind, gibt es das Konzept einfacher Tore. Das sind solche Treffer, die man erzielt, indem man schlicht grundsätzliche Abläufe sauber ausführt. In der Regel ist solche Tore zu erzielen notwendig, aber nicht hinreichend, um Spiele zu gewinnen.
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<p>
Im Fußball, in dem wenige Tore einen großen Unterschied machen, ist solche einfachen Tore zuzulassen, fatal. Genau das passierte aber Paderborn an diesem Freitagabend. Union genügte es jeweils, in Pressingansätzen einen Zweikampf zu gewinnen; Wood in ein 1-gegen-1 Laufduell zu schicken und zwei Ecken kompetent auszuführen um zu einer 4-0 (vier-zu-null) Führung zur Halbzeit zu kommen - und das ohne die eigenen Chancen besonders effizient auszunutzen.
</p>
<p>
Es könnte scheinen, als gäbe es da nicht einmal viel zu analysieren, auch wenn durchaus bewusst eingesetzte taktische Mittel zur Entstehung der Tore beitrugen. Denn das interessante an taktischen Überlegungen ist, wie sie die Erfolgsaussichten einer Mannschaft gegeben die eigenen individuellen Fähigkeiten beeinflussen können. In diesem Spiel war jedoch - zumindest im ersten Durchgang - der Abstand zwischen beiden Mannschaften so groß, dass Unions Überlegenheit unvermeidbar schien.
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<p>
Das ist zwar nicht falsch, allerdings lässt sich das prägende Element der Partie - die komplette Verunsicherung der Paderborner - nicht nur in den Wirkungen, sondern auch den Ursachen auf das Köpenicker Pressing und die in diesem Sinn aggressive Herangehensweise Unions zurück führen. Konkret festmachen lässt diese Einstellung sich etwa an der Weise, wie die Spieler in der vordersten Reihe in der Anfangsphase starken Druck auf die ballführenden Gegenspieler ausübten: durch frontales Anlaufen, vor allem aber durch Rückwärtspressing und dem Versuch, daraus Kombinationen und Chancen zu entwickeln.
</p>
<h3>Schöner Fußball</h3>
<p>
In der Pressekonferenz nach dem Spiel, die schon wegen des lebenden Bildes von Fassungslosigkeit, dass der Trainer Paderborns abgab, sehenswert war, sagte Andre Hofschneider, die Mannschaft habe in der zweiten Halbzeit zu sehr versucht, schönen Fußball zu spielen und es deshalb verpasst, das Spiel sicher zu kontrollieren.
</p>
<p>
Nun mag das Schreckgespenst einer Paderborner Aufholjagd zu fürchten zwar der Selbstwahrnehmung des gemeinen Unioners entsprechen, und hatte Paderborn im zweiten Durchgang in der Tat ein paar halbwegs gelungene Aktionen - ernsthaft gefährdet war die Mannschaft in diesem Spiel zu keinem Zeitpunkt. Ich kann es den Spielern Unions also nicht verdenken, bei einer 4-0 Führung in einer Tabellensituation ohne großen Ergebnisdruck zu versuchen, mit spielerischen Mitteln das Spiel zu bestimmen. Ein klein wenig Besorgnis sollte also nicht ob dieser Intention aufkommen, sondern allenfalls, weil sie nicht besonders erfolgreich umgesetzt werden konnte.
</p>
<h3>Szene des Spiels</h3>
<p>
Ein Hackentrick, mit dem Sören Brandy in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit einen Pass von Zejnullahu aus Unions Abwehr heraus auf einen Mitspieler ablegte, um so einen Angriff einzuleiten - in der Hoffnung, dass dieser Moment eine positivere Entwicklung der Form Brandys andeutet.
</p>Grauenhafthttps://eiserneketten.de/posts/pagesgrauenhaft/2015-10-24T21:10:00+02:002015-10-24T21:10:00+02:00Daniel Roßbach<div><p>Ein katastrophales Spiel, in dem nichts funktionierte, verliert Union hochverdient mit 0-2 gegen Paderborn.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/pagesgrauenhaft/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><p>Ein katastrophales Spiel, in dem nichts funktionierte, verliert Union hochverdient mit 0-2 gegen Paderborn.</p>
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<h3>Grundsätze</h3>
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<img alt="aufstellung_pauli" height="495" src="https://eiserneketten.de/images/aufstellungPaderborn.JPG" width="330">
<figcaption>Bis zur Einwechslung von Redondo (nach 25 Minuten) spielte Union personell wie zuletzt, also weiterhin mit Eroll Zejnullahu auf der Sechs. </figcaption>
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<blockquote id="quote">
<p>Wir müssen uns grundsätzliche Fragen stellen</p>
<p>Sascha Lewandowski</p>
</blockquote>
<p>Ein Spiel wie dieses zu analysieren macht ausgesprochen wenig Spaß, und das nicht nur auf Grund des Ergebnisses. Sondern auch, weil mit dem frühen zwei-Tore-Rückstand Union vor eine Aufgabe stellte, an der die Mannschaft in einer schmerzhaften Weise scheiterte. 85 Minuten lang konnte sich Paderborn passiv verhalten und war Union gefordert, irgendwie Druck zu entwickeln und zu Chancen zu kommen. Weshalb man dazu nicht fähig war, ist eine der grundsätzlichen Fragen, die Sascha Lewandowski sich und dem Verein stellen muss.</p>
<p>Nun ist aber dieses Blog der bescheidene Versuch, Antworten auf solche Fragen zu geben. Taktische Defizite wurden zwar heute zum Teil von individuellen und kollektiven Fehlern bei den elementaren Dingen des Fußball Spielens überlagert. Aber ein grundsätzliches taktisches Problem war deutlich, und nicht besonders neu.</p>
<blockquote id="quote">
<p>Der letzte Pass kam nie an.</p>
<p>Michael Parensen</p>
</blockquote>
<p>In Ballbesitz zeigte Union oft katastrophale Staffelungen, die jedes konstruktive Spiel faktisch unmöglich machten. Immer wieder schoben zu viele der Mittelfeldspieler viel zu früh nach vorne. In der vordersten Linie, oder kurz hinter Wood, standen dann fünf bis sechs Rote nebeneinander, ohne dass einer von Ihnen sicher und mit genug Raum zur Verarbeitung von Bällen hätte angespielt werden können; oder sich Räume zum Austausch von Pässen zwischen den Offensiven angeboten hätten. Insofern hat Micha Parensen zwar Recht mit seinem Verweis auf mangelhafte letzte Bälle - die Gelegenheit, bessere zu spielen, ergab sich aber auch schon viel zu selten.</p>
<p>In diesen Mängeln setzen sich die Fehler in der Aufteilung des Mittelfelds zwischen Zejnullahu und Daube/Kreilach in verschärfter Form und weiter nach vorn verlagert fort, womit auch deutlich wird, dass es nicht nur einzelnen Spielern an Timing im Passpiel und Übersicht mangelt, sondern auch der Mannschaft insgesamt an eingeübten und gefestigten Mechanismen, um Räume, die Paderborn nach der Führung anbot, zu bespielen.</p>
<p>Auch die wenigen Unioner, deren individuelle Leistung einigermaßen akzeptabel war, taten sich so schwer und sahen oft genauso schlecht aus wie die Mannschaft insgesamt.</p>
<h3>Fehlstart</h3>
<p>Wenn ich die ersten fünf Minuten des Spiels einen Fehlstart nenne, dann meine ich damit eher eine Situation, bei der ein Rennwagen vor der ersten Kurve einen Motorschaden hat.</p>
<p>Beim ersten Tor eroberte Union eigentlich einen Ball, der in einen Raum mit 4-1 Überzahl gespielt wurde, verpasste aber völlig, diesen Ballgewinn abzusichern, sodass daraus innerhalb zweier Ballannahmen eine 1-4 Unterzahl für Zejnullahu wurde, und er den Ball in einer gefährlichen Situation verlor. Wie wenig später beim 0-2 noch einmal versagte dann auch die Strafraumverteidigung auf links.</p>
<p>Auslöser des zweiten Gegentores war einer der vielen schlechten Pässe bei Versuchen, Konter einzuleiten, diesmal von Daube auf Brandy, der sich nach innen statt in den anvisierten Raum auf rechts bewegte. Wenngleich solche Fehlpässe für sich genommen vermeidbar sind, scheinen doch auch hier definierte Muster zu fehlen, innerhalb derer solche Missverständnisse seltener sein sollten.</p>
<h3>Reaktion</h3>
<blockquote id="quote">
<p>Wir müssen das Beste aus der Situation machen - wir haben eben keinen Linksverteidiger im Kader.</p>
<p>Sascha Lewandowski</p>
</blockquote>
<p>Nach einer knappen halben Stunde brachte Lewandowski Redondo als Linksverteidiger ins Spiel und schob Parensen an Stelle des ausgewechselten Puncec in die Innenverteidigung. Neben der Beseitigung von defensiven missmatches gegen Koc und Saglik sollten damit offenbar beide Außenverteidigerposten offensiv interpretiert werden.</p>
<p>Dieser Versuch schlug auch nicht komplett fehl denn tatsächlich erwies sich Redondo als defensiv stabil genug (wenngleich es dafür in diesem Spiel noch keinen wirklichen Test gab), und hatte offensiv einige ordentliche Ansätze.</p>
<p>Trotzdem wurde viel Potential dieser spielstarken Besetzung verschenkt, weil auch der Linksverteidiger, wie Eroll in der Zentrale, zu oft mannschaftlich isoliert war. Ansonsten bin ich geneigt, beiden gelegentliche Schwächen in der Entscheidungsfindung zu verzeihen - sie sollten dann aber so eingebunden werden, dass diese erwartbaren Fehler abgefangen werden. </p>
<h3>Szene des Spiels</h3>
<p>Ich habe hier bis jetzt immer in irgendeiner Weise positive Momente hervorgehoben. Obwohl es ein, zwei halb-gelungene Aktionen gab, kann ich mich heute davon nicht überzeugen, und verweise deshalb auf den krassesten der vielen Fehlpässe als Symbolbild für das Spiel - von Sören Brandy über fünf Meter nicht zu Eroll Zejnullahu (23:02 AFTV Zeit).</p>
<h3>Fazit</h3>
<blockquote class="twitter-tweet" id="quote" lang="en"><p dir="ltr" lang="de">das war mal auf vielen ebenen einigermaßen scheiße. <a href="https://twitter.com/hashtag/fcunion?src=hash">#fcunion</a></p>— charlesay (@aymard_charles) <a href="https://twitter.com/aymard_charles/status/657902706900770816">October 24, 2015</a></blockquote>
<blockquote class="twitter-tweet" id="quote" lang="en"><p dir="ltr" lang="de">Das is ne spielerische Katastrophe. <a href="https://twitter.com/hashtag/fcunion?src=hash">#fcunion</a></p>— immnski (@immnski) <a href="https://twitter.com/immnski/status/657900545714331649">October 24, 2015</a></blockquote>
<blockquote class="twitter-tweet" id="quote" lang="en"><p dir="ltr" lang="de">Grauenhaft <a href="https://twitter.com/hashtag/fcunion?src=hash">#fcunion</a></p>— bruhn (@bruhndsoweiter) <a href="https://twitter.com/bruhndsoweiter/status/657900661984600064">October 24, 2015</a></blockquote>