Eiserne Ketten (Einträge über SG Dynamo Dresden)https://eiserneketten.de/categories/sg-dynamo-dresden.atom2019-03-31T14:23:20ZDaniel RoßbachNikolaMehr 0-0 geht nichthttps://eiserneketten.de/posts/mehr-0-0-geht-nicht/2018-10-28T21:46:26+01:002018-10-28T21:46:26+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union-Berlin-vs-Dynamo-Dresden-30prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Dresden" src="https://eiserneketten.de/images/113-1819-11-fcusgdV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn: Kroos behält seinen Platz, Mees spielt bei Union zum ersten Mal von Beginn. Bei Dresden kann Hartmann spielen.</p>
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<p><em>In einem Spiel, das von Dresdens rein defensivem Ansatz (vor allem in einer Stunde in Unterzahl) bestimmt wird, entwickelt Union keine Durchschlagskraft. Aber: ungeschlagen.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/mehr-0-0-geht-nicht/">Weiterlesen…</a> (4 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union-Berlin-vs-Dynamo-Dresden-30prev.jpg"></figure> <div><div class="figure">
<img alt="Union-Dresden" src="https://eiserneketten.de/images/113-1819-11-fcusgdV.png">
<p class="caption">Die Aufstellungen zu Beginn: Kroos behält seinen Platz, Mees spielt bei Union zum ersten Mal von Beginn. Bei Dresden kann Hartmann spielen.</p>
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<p><em>In einem Spiel, das von Dresdens rein defensivem Ansatz (vor allem in einer Stunde in Unterzahl) bestimmt wird, entwickelt Union keine Durchschlagskraft. Aber: ungeschlagen.</em></p>
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<p>Obwohl Dresdens Nikolaou nach 34 Minuten Gelb-Rot sah und Union spätestens ab diesem Zeitpunkt deutlich mehr den Ball hatte, gelang es Union nicht, deshalb auch das Spiel zu bestimmen. Das tat vielmehr Maik Walpurgis Mannschaft in ihrer Defensivordnung, die diktierte, was auf dem Feld geschah.</p>
<p>Union besetzte die letzte Linie mit vielen Spielern, hatte aber kein Konzept, denn Ball nutzbar dorthin zu spielen. Ich habe das Gefühl, diesen Satz ziemlich genau so mindestens schon einmal geschrieben zu haben. Trotzdem beschreibt er das wesentliche Muster in der ersten halben Stunde ganz treffend. Vor allem Grischa Prömel lief sobald Union den ersten Ball im Aufbau gespielt hatte in den Sturm, bekam aber keine der Chipbälle in den Lauf gespielt, auf die er dabei wohl hoffte. Der nominell vor ihm aufgestellte Kroos spielte dagegen mit dem Blickfeld zum Ball, konnte sich aber trotzdem aus dem Aufbau nicht anspielbar machen. Kroos machte auf zwei Weisen ohne Ball kein gutes Spiel: er hatte einerseits viele Verteidigungs-Aktionen mit unpassendem Timing. Und verbrachte bei Ballbesitz für Union eben viel Zeit im Deckungsschatten von Aosmann.</p>
<p>Nachdem Union auf diese Weise kaum in offensiven Räumen zu kontrollierten Aktionen kam, änderte sich mit dem Platzverweis von Nikolaou - nicht viel. Ebert und Aosmann rückten in tiefere Rollen neben Benatelli, in denen sie sich defensiv bemerkenswert gut hielten. Außerdem boten sie eine Möglichkeit, nach Ballgewinnen schnell recht tief eine Anspielstation zu haben, die Dresden dank Benatelli auch fand.</p>
<p>So war Akaki Gogia in der ersten Halbzeit Unions einzige offene Option in der Offensive. Er hatte neben Dresdens Dreierkette und im Rücken von Heise etwas Platz, den er mit seinem Tempo einige Male erschließen konnte. Bei gelungenen Flügeldurchbrüchen fehlt Union im Moment aber ein stabiler, abgestimmter Mechanismus, die Angriffe auszuspielen. Die Flanken auf den zweiten Pfosten, die aktuell meistens gespielt werden, sind vielleicht abgestimmt, aber jedenfalls nicht die effektivste Lösung. Flache scharfe Hereingaben oder Versuche, zur Grundlinie zu kommen und Rücklagen zu spielen, sieht man merkwürdig selten.</p>
<p>Ein Dribbling in etwas zentralerer, vielversprechender Position beendete Nikolaou zynisch, um sich seine Verwarnung zu verdienen (Ceterum censeo solche Fouls <a class="reference external" href="https://pressschlag.net/pressschlag/posts/etwas-ist-foul/">verlangen</a> rote Karten.) Weil Union bei seinen Abschlüssen nach Standards wie bei allem anderen Durchschlagskraft fehlte, verstrich auch der fällige Freistoß aber ungenutzt. Dass Union aus Standards gerade nicht zu ganz zwingenden Abschlüssen kommt, könnte auch an der etwas statischen Position liegen, die Urs Fischers Mannschaft dabei einnimmt.</p>
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<img alt="Gogia-sgd" src="https://eiserneketten.de/images/Union-Berlin-vs-Dynamo-Dresden-15.jpg">
<p class="caption">Unions auffälligster Offensivspieler: Akaki Gogia; Photo: Union in Englisch</p>
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<p>Spätestens nach einem lethargischen Start Unions in die zweite Halbzeit stellte sich dann das Muster ein, dass den Rest des Spiels bestimmte: Dresden behielt auch mit 10 Spielern seine Dreierkette mit der engen Strafraumverteidigung bei. Und Union fand absolut keine Wege in die Defensivformation.</p>
<p>Stattdessen verlagerten die Innenverteidiger oder der Sechser das Spiel auf die Außenverteidiger, die aufrückten, bis sie eher halb-aktiv gestellt wurden, aber keine dynamischen Anspielstationen hatten. Das resultierte in Ballverlusten in unsauberen Aktionen.</p>
<p>An Unions Aufbau änderte sich strukturell wenig, nachdem mit Schmiedebachs Auswechslung Kroos die Sechs übernahm. Kroos lies sich, wie man es von ihm kennt, in den linken defensiven Halbraum fallen. Das machte er aber manchmal sogar von der Doppel-Acht kommend, und aus der tieferen Position spielte keine anderen Pässe als vor ihm Schmiedebach.</p>
<p>Als Suleiman Abdullahi nach dem Doppelwechsel in der sechzigsten Minute sein Debüt gab, war außerdem auffällig, dass von ihm mit Läufen nach Außen geöffnete Räume im Halbraum von niemandem sonst besetzt wurden. Dazu passt Žulj aber als Spielertyp eben nicht.</p>
<p>Während sich diese Abstimmungsfehler in der letzten Phase des Spiels zeigten, war Unions Pressing das ganz Spiel über wenig wirksam. Und das, obwohl die Aufstellung mit Mees und Gogia eigentlich die Möglichkeit eröffnet hätte, Dresdens Dreierkette aggressiv im 433 anzulaufen. Aber es gilt auch zu honorieren, dass Rico Benatellis Pressingresistenz es etwas schwer macht, Druck aufzubauen.</p>
<p>Unter anderem deshalb geriet Union in eine Phase mit so wenigen echten Aktionen, dass es vielleicht tatsächlich Erfolg versprechender gewesen wäre, den Forderungen von der Tribüne - "schieß doch mal!" - nach Fernschüssen oder hohen Bällen zu folgen. Weil etwas zu machen besser gewesen wäre als nichts.</p>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Das zeigte sich auch in den wenigen Situationen, in denen Union einem Tor nahe kam. In keiner davon kam Union spielerisch durch Dresdens Abwehr, auch nicht, als Prömel nach 83 Minuten einen sehr schönen Schuss abgab und Abdullahis Nachschuss von Schubert sehr gut pariert wurde. Auch wenn Prömels Schussgelegenheit nicht die erstbeste in dem Angriff war.</p>
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</div></div>"Ehrlich gesagt scheiß egal"https://eiserneketten.de/posts/ehrlich-gesagt-scheiss-egal/2018-05-13T18:56:32+02:002018-05-13T18:56:32+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Dresden_Union-21_prev.jpeg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Dresden-Union" src="https://eiserneketten.de/images/101-sgdfcu.png">
<p class="caption">Spieltag 34, 13. Mai 2018: SG Dynamo Dresden 0 - 1 Union. Die Aufstellungen zu Beginn: Union muss auf Dennis Daube verzichten und auf den fast aussortierten Marcel Hartel zurückgreifen, Hedlund wird Hosiner als Spitze vorgezogen, Kurzweg behält seinen Startelfplatz statt .</p>
</div>
<p><em>"Ehrlich gesagt ist mir das Spiel heute scheiß egal." Das waren die ersten Worte von Dynamos Trainer Uwe Neuhaus nach der Partie. Er meinte damit, dass ihm und seiner Mannschaft vor allem wichtig war, an diesem Tag nicht abzusteigen. Dass diese Maxime über allem stand, was Dynamo an diesem Tag spielte, war in den 90 Minuten ebenso deutlich, wie dass Union ohne den Druck der wirklichen Katastrophe am Ende einer 'katastrophalen Saison' (Toni Leistner) die Intensität fehlte, die noch das Spiel gegen Bochum geprägt hatte.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/ehrlich-gesagt-scheiss-egal/">Weiterlesen…</a> (4 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Dresden_Union-21_prev.jpeg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Dresden-Union" src="https://eiserneketten.de/images/101-sgdfcu.png">
<p class="caption">Spieltag 34, 13. Mai 2018: SG Dynamo Dresden 0 - 1 Union. Die Aufstellungen zu Beginn: Union muss auf Dennis Daube verzichten und auf den fast aussortierten Marcel Hartel zurückgreifen, Hedlund wird Hosiner als Spitze vorgezogen, Kurzweg behält seinen Startelfplatz statt .</p>
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<p><em>"Ehrlich gesagt ist mir das Spiel heute scheiß egal." Das waren die ersten Worte von Dynamos Trainer Uwe Neuhaus nach der Partie. Er meinte damit, dass ihm und seiner Mannschaft vor allem wichtig war, an diesem Tag nicht abzusteigen. Dass diese Maxime über allem stand, was Dynamo an diesem Tag spielte, war in den 90 Minuten ebenso deutlich, wie dass Union ohne den Druck der wirklichen Katastrophe am Ende einer 'katastrophalen Saison' (Toni Leistner) die Intensität fehlte, die noch das Spiel gegen Bochum geprägt hatte.</em></p>
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<p>So entwickelte sich ein trotzdem durchaus lebhaftes Spiel, in dem aber keine der Mannschaften große - oder: irgendwelche - Risiken einging. Das wurde schnell zu einem Problem für Union, da der Plan der Mannschaft von André Hofschneider, wie Michael Parensen nach dem Spiel sagte, war, hohes Dresdner Aufbauspiel in Ballbesitz mit Bällen hinter die Abwehr zu bestrafen. Nur boten sich dafür kaum Gelegenheiten, denn Dresden verteidigte tief, oft sogar mit 631 Staffelungen und Peniel Mlapa als quasi-Außenverteidiger. Die Räume, in die Union Simon Hedlund, Akaki Gogia oder Kenny Prince Redondo schicken wollte, gab es also einfach nicht. Und dass es Union in dieser Saison schwer fällt, solche Passivität mit Kombinationen in und durch einen Abwehrblock aus zu hebeln, ist allzu gut bekannt.</p>
<p>In diesem Spiel war das Problem dabei weniger, dass Union seine Mittelfeldspieler nicht in anspielbare Positionen gebracht hätte. Sondern dass - wie Parensen ebenfalls eingestand - die Risikobereitschaft fehlte, progressive Pässe zu spielen und in der Zentrale Bälle nach vorn anzunehmen. Pässe direkt in die Spitze, wie Union sie auch flach zu spielen versuchte, benötigen weniger dieser Courage als solche in das zentrale offensive Mittelfeld, dass Hedlund und Hartel zu besetzen versuchten (aus dem sie aber auch immer wieder auswichen). Dass Union diese Courage zur Zeit nur noch selten aufbringen kann, hat übrigens auch mit dem schwächer gewordenen Gegenpressing zu tun. Denn eine der Funktionen dieses Pressings ist ja, dabei entstehende Ballverluste zu verteidigen oder sogar offensiv zu nutzen.</p>
<p>Von wenigen Momenten in der Anfangsphase, als Dynamo es noch mit Pressing versuchte, aber keinen Zugriff bekam, abgesehen, bekam Union also weder Druck noch Tempo in seine Angriffe. Es blieben Union nur die Diagonalbälle auf die Außen, allerdings eben nicht in freie Räume, sondern in statische Situationen, in denen die Außen sich selten durchsetzen konnten. Es war etwas ironisch, dass schließlich das Tor für Union erstens nach diesem Muster fiel, das Dynamo bis dahin fast immer gut verteidigt hatte, weil Mlapa einmal die Orientierung (an Pedersen) verlor. Umso mehr, da diese hohen Spielverlagerungen auf die Außen auch zu den Lieblings-Stilmitteln von Dresden gehören.</p>
<p>Unions offensive Probleme trugen dabei auch zu den defensiven Instabilitäten bei, die das ganze Spiel über bestanden. Weil sich Hartel (nach vorn) und Parensen (abkippend) oft aus dem Zentrum weg orientierten, entstanden dort große Räume. Die konnte Dresden zwar nicht effektiv direkt bespielen, aber sie trugen dazu bei, dass die langen Bälle der Sachsen gefährlich verarbeitet werden konnten, wenn die Achter Seguin und Benatelli (oder Linksverteidiger Heise) dort nachrücken konnten und sich für Ablagen anboten.</p>
<p>Ein weiterer Mechanismus, mit dem Dresden einige mal zu Gelegenheiten kam, war dass sich Duljevic auf Dresdens linkem Flügel mit dem Ball etwas fallen ließ und damit Christopher Trimmel aus seiner Position zog. Weil Duljevic dann einige Male 1-gegen-1 Situationen gewann und/oder Pässe in den Raum spielen konnte, den er selbst gerade frei gezogen hatte (und den Gogia in diesen Situationen nicht übernahm), kam Dresden zu einigen guten Ansätzen in dieser Zone. Zu mehr echter Gefährlichkeit fehlten dann entweder Bewegungen zum Abschluss oder genaue cut-back Pässe.</p>
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<h2>Hauptmann Love</h2>
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<img alt="Hauptmann Hosiner hinterher" src="https://eiserneketten.de/images/hosihauptmann.jpg">
<p class="caption">Selbst Hauptmanns Kurzeinsatz zeigte seine Qualitäten. Dem Rückstand nach Philipp Hosiners Tor lief aber auch er vergebens hinterher. Photo: Football & Wildlife Media</p>
</div>
<p>Auf die Gefahr, wie eine kaputte Schallplatte zu klingen: Dass Niklas Hauptmann nur gut 10 Minuten lang spielen konnte, hatte großen Einfluss auf dieses Spiel. Der Mittelfeldspieler konnte mit Schambein-Problemen Uwe Neuhaus zu Folge in den letzten drei Wochen nur dreimal trainieren. Deshalb war unsicher, ob er überhaupt in vollem Tempo würde spielen können, und dann auch nur für eine Viertelstunde.</p>
<p>In dieser Viertelstunde zeigte Hauptmann, warum er ein Lieblingsspieler dieses Blogs ist und hatte mehrere gute Szenen, in denen er seine Pressingresistenz und Übersicht für öffnende Pässe zeigte. Gegen Ende hätte beides fast für den Ausgleich gesorgt.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Das spielentscheidende Tor, bei dem Unions Offensivplan einmal (lies: oft genug?) funktionierte, Pedersen den Ball sehr schön in die Mitte legte und seine Qualität zeigte - und Philipp Hosiner eins seiner in dieser "verkorksten Saison" (Hosiner) zu seltenen Tore machte. Dafür, dass das in der kommenden Saison häufiger passiert, will Hosiner eine genauso gute Sommervorbereitung wie die letzte spielen (wer darin Kritik an seinen Einsatzzeiten am Beginn der Saison sehen will: nur zu.)</p>
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</div></div>"Das reicht halt nicht"https://eiserneketten.de/posts/das-reicht-halt-nicht/2017-12-09T16:46:04+01:002017-12-09T16:46:04+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/84-fcusgdprev.png"></figure> <div><p><em>Das erste Spiel Unions nach der Entlassung, äh, Freistellung von Jens Keller und Henrik Pedersen und mit André Hofschneider als Cheftrainer liefert wenig Argumente für diese Veränderung und bringt einen 1-0 Sieg für die Gäste auus Dresden.</em></p>
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Union trat in Hofschneiders erstem Spiel mit auf zwei Positionen verändertem Personal, einer leicht variierten Formation und etwas weniger System auf als unter Keller/Pedersen - und mit individuell und kollektiv kaum verbesserter Leistung im Vergleich zur Vorwoche in Bochum.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/das-reicht-halt-nicht/">Weiterlesen…</a> (5 min verbleiben zum Lesen)</p></div></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/84-fcusgdprev.png"></figure> <div><p><em>Das erste Spiel Unions nach der Entlassung, äh, Freistellung von Jens Keller und Henrik Pedersen und mit André Hofschneider als Cheftrainer liefert wenig Argumente für diese Veränderung und bringt einen 1-0 Sieg für die Gäste auus Dresden.</em></p>
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<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Union trat in Hofschneiders erstem Spiel mit auf zwei Positionen verändertem Personal, einer leicht variierten Formation und etwas weniger System auf als unter Keller/Pedersen - und mit individuell und kollektiv kaum verbesserter Leistung im Vergleich zur Vorwoche in Bochum.</p>
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<img alt="Union-DD" src="https://eiserneketten.de/images/84-fcusgd.png">
<p class="caption">Spieltag 17, 9. Dezember: 1. FC Union 0 - 1 SG Dynamo Dresden. Hofschneider beginnt mit Skrzybski zentral offensiv an Stelle von Hartel und Dennis Daube statt Grischa Prömel. Dresden muss im Mittelfeld Hartmann und Benatelli ersetzen und tut das mit Konrad und Lambertz.</p>
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<p>Entsprechend Hofschneiders <a class="reference external" href="http://bundesligafanatic.com/the-surprise-firing-of-jens-keller-at-fc-union-berlin/">Ankündigung</a> vor dem Spiel, nicht allzu viel verändern zu können und zu wollen, behielt Union die Formation aus der Saison bisher bei, zentral offensiv kam dabei aber Skrzybski zum Einsatz und nicht, wie ein Blick auf die Aufstellung hätte vermuten lassen, Gogia.</p>
<p>Die systematischen Ausrichtung änderte sich trotzdem sichtlich. Bei gegnerischem Ballbesitz agierte Union zunächst deutlich zurückgezogener, die Außen fielen auf Höhe des zentralen Mittelfeldes zurück, in dem Kroos und Skrzybski sich auf einer Linie vor Daube positionierten. Mit Polter als einziger Spitze übte Union im ersten Durchgang nur sehr vereinzelt Druck auf Dresdens Aufbauspiel aus, und auch Gegenpressingsituationen kamen selten zustande.</p>
<p>Im eigenen Ballbesitz fiel Daube klar zwischen die Innenverteidiger zurück. Den ersten Pass nach vorn spielten dabei (trotzdem) meist die Innenverteidiger, die zunächst seltener den langen Ball auf Polter wählten. Stattdessen spielten sie auf den Flügeln flache Pässe auf die Außenverteidiger, die diese Bälle schnell auf die offensiven Außen weiterzuleiten versuchten.</p>
<p>Das Problem daran war, dass Hedlund und Gogia nach diesen Stafetten den Ball recht weit vom Tor entfernt an der Auslinie bekamen, ohne verlässlich weitere Anspielstationen zu haben. Daraus erwuchsen Dribblings gegen Dynamos von da aus mehrfach gestaffelte Defensive. Gogia - der insgesamt kein extrem glückliches Spiel machte - war damit zwar sogar gelegentlich erfolgreich, diese (wenigen) Situationen wurden aber nicht genau genug ausgespielt.</p>
<p>Für eine konstantere Auflösung dieser Konstellationen wäre eine aktive Beteiligung der Außenverteidiger bis ins letzte Drittel nötig gewesen. Diese scheuten davor jedoch zurück, respektive waren angewiesen, sich konservativ zu verhalten. Angesichts der Probleme in der Flügelverteidigung zuletzt war das auch verständlich.</p>
<p>Allein, es half nicht wirklich mit dem defensiven Problem: Dresden spielte immer wieder lange Bälle hinter die Außenverteidiger, vor allem Pedersen, die oft nicht abgefangen werden konnten und zu einigen gefährlichen Hereingaben führten. Diese Bälle zu spielen wiederum war den Dresdner Innenverteidigern und Konrad möglich, weil sie dank Unions passivem (nicht-)Pressing recht viel Zeit am Ball hatten.</p>
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<img alt="Hauptmann" src="https://eiserneketten.de/images/hauptmann3.jpg">
<p class="caption">Photo: Niklas Hauptmann, hier in einer seiner typischen Bewegungen, in denen er quasi-basketballerisch in eine post-up Situation geht, aus der er sich in der Folge meist in die richtige Richtung herausdreht; Matthias Kern|Bongarts|Getty</p>
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<div class="section" id="the-main-man-in-midfield">
<h2>The Main Man in Midfield</h2>
<p>Ich weiß, keine Witze mit Namen. Aber Niklas Hauptmann war tatsächlich der entscheidende Spieler in der Auseinandersetzung im Mittelfeld. Denn dort bestand pro forma Gleichzahl zwischen beiden Mannschaften, doch die Qualitäten und die Rolle des jungen Dresdner Eigengewächses tippten das Gleichgewicht zu Gunsten der Gäste.</p>
<p>Mit Dresdens 433 und Union 4141 (bei gegnerischem Ballbesitz) ergaben sich eigentlich direkte Zuordnungen: um die beiden tieferen Dresdner Mittelfeldspielern Konrad und Lambertz kümmerten sich Skrzybski und Kroos - entweder in direkter Bewachung oder mit dem Versuch, Pässen auf sie im Weg zu stehen. Hinter diesen Pärchen blieb Union Dennis Daube als defensivster Mittelfeldspieler, ihm wäre also eigentlich Hauptmann zuzuordnen. Nur <em>eigentlich,</em> weil schon das sich-Freilaufen von Hauptmann es für Daube sehr schwer machte, seinem (dieser Ansicht nach) direkten Gegenspieler zu folgen. Denn Hauptmann ging immer wieder weite Wege bis auf die Flügel, während Dresden den Ball im Aufbau zwischen Innenverteidigern, Torwart und den unterstützenden Sechsern hin- und herspielte. Somit war er in Räumen anspielbar, in denen Daube ihm nicht folgen konnte, ohne große Lücken zentral vor der Abwehr zu lassen. Die Union-Spieler auf den Außen waren dagegen mit ihren eigenen defensiven Aufgaben zu sehr beschäftigt, um gegen Hauptmann helfen zu können.</p>
<p>Weshalb übrigens Dennis Daube auf dieser Position spielte und nicht Grischa Prömel (mit dem Union bisher bessere Ergebnisse hatte als ohne ihn), erschloss sich während des Spiels nicht. Daube hatte zwar einige ordentliche Aktionen in der Balleroberung, konnte aber nicht besonders dazu beitragen, Verbindungen im Aufbauspiel herzustellen. Nun kann man das Daube kaum persönlich vorwerfen - Verbesserungen in diesem Bereich wären nur eben am ehesten, wo er vielleicht Vorteile gegenüber Prömel haben könnte. Vielleicht. So war das aber in jedem Fall eine der schwerer nachzuvollziehenden Entscheidungen.</p>
</div>
<div class="section" id="taktik-ob-man-will-oder-nicht">
<h2>Taktik ob man will oder nicht</h2>
<p>Die offensichtliche - weil schon jetzt oft wiederholte - Entschuldigung für diese Schwächen ist, dass der neue Trainer ja erst seit kurzem mit der Mannschaft arbeite, und deshalb in seinem Wirken nicht weiter sein könne. Diese Entschuldigung wirkt aus mehreren Gründen nicht. Zuallererst, weil ja niemand den Trainerwechsel und die Unterbrechung in den Vorbereitungen der Mannschaft erzwungen hat. Aber auch nicht direkter in Bezug auf Hofschneider.</p>
<p>Da sind zuerst die drei Tage zur Vorbereitung, die wirklich 5 nach der Kontaktaufnahme durch die Vereinsführung waren. Da ist der Umstand, dass Hofschneider seit vielen Jahren im Verein arbeitet und daher die Mannschaft in vielen Einzelteilen und ihrer Gesamtheit gut kennt, oder gut kennen sollte. Auch seine Tätigkeit als Trainer der U19 kann ihn von diesem Anspruch nicht befreien. Schließlich ist, auf Situationen ähnlich der aktuellen vorbereitet zu sein, der Grund, aus dem Hofschneider die höchste Trainerlizenz erworben hat - auch während dieses Prozesses sollte Union übrigens wohl sein primäres Analyse-Objekt gewesen sein.</p>
<p>Vor allem aber würde die kurze Arbeitszeit entschuldigen oder erklären, warum neue Akzente noch nicht deutlich formuliert und in der Spielweise der Mannschaft durchgehend umgesetzt würden. Ihr Fehlen, oder das eines Plans zur Entwicklung der Mannschaft überhaupt, erklärt die Kürze der Zeit nicht. Doch gerade dieses Fehlen war vor allem in und nach den Einwechslungen sichtbar.</p>
<p><a class="reference external" href="https://liberapay.com/eiserneketten/donate">Eiserne Ketten unterstützen...</a></p>
<img alt="vgwort" src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/e663db74caa74fb8b86df261271da0fb" style="width: 1px; height: 1px;">
</div></div>Enttäuschendes Zweitligaspitzenspielhttps://eiserneketten.de/posts/enttauschendes-zweitligaspitzenspiel/2017-04-13T17:02:08+02:002017-04-13T17:02:08+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/ebssgd.png"></figure> <div><p><em>Mal was anderes als Union: Die Spielverlagerung Analyse zu Eintracht Braunschweig 1 - SG Dynamo Dresden 0</em></p>
<p>In einem etwas enttäuschenden Spiel zwischen zwei Mannschaften aus der Zweitliga-Spitzengruppe gewinnt Braunschweig glücklich, während es Dresden mit einer unnötigen Niederlage nicht gelingt, sich ins Aufstiegsrennen einzumischen.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/enttauschendes-zweitligaspitzenspiel/">Weiterlesen…</a> (6 min verbleiben zum Lesen)</p></div><div><p><em>Mal was anderes als Union: Die Spielverlagerung Analyse zu Eintracht Braunschweig 1 - SG Dynamo Dresden 0</em></p>
<p>In einem etwas enttäuschenden Spiel zwischen zwei Mannschaften aus der Zweitliga-Spitzengruppe gewinnt Braunschweig glücklich, während es Dresden mit einer unnötigen Niederlage nicht gelingt, sich ins Aufstiegsrennen einzumischen.</p>
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<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Torsten Lieberknecht rückte von der zuletzt (gegen Fürths interessante Offensive) eingesetzten Dreierkette wieder ab und formierte seine Mannschaft in einem 4231, dessen offensiver Fokus lange vor allem auf Außenverteidiger Reichel lag.</p>
<div class="figure">
<img alt="Braunschweig 1 - 0 Dresden" src="https://eiserneketten.de/images/ebssgd.png">
<p class="caption">Die Aufstellung zu Beginn</p>
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<p>Dem setzte Dynamo unter Uwe Neuhaus ein asymmetrisches 433 entgegen, bei dem Berko als echter Linksaußen spielte, während Aosmann sich immer wieder ins Mittelfeld fallen ließ und es dann Rechtsverteidiger Niklas Kreuzer oblag, den Flügel zu besetzen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Expected goals Verlauf" src="https://eiserneketten.de/images/ebssgd-xgflow.jpg" style="width: 600px; height: 250px;">
<p class="caption">Die Abfolge der Torchancen. <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/expected-goals-was-ist-das-denn-auf-deutsch/">'Infos zur Graphik'</a></p>
</div>
<p>Dabei mussten beide Mannschaften auf prägende Mittelfeldakteure verzichten: Dresdens Hartmann, der sowohl defensiv als auch im Spielaufbau das ordnende Element der Sachsen ist, fiel verletzt aus, während es Braunschweigs umsichtigem Sechser Quirin Moll gelang, für beide Spiele gegen seinen ehemaligen Verein gelb-gesperrt zu sein.</p>
<p>So begann das Spiel mit deutlich mehr Ballbesitz für die Gäste aus Sachsen, die von Braunschweigs zunächst eher tiefem 442-Mittelfeldpressing in der Anfangsphase nur passiv gestört wurden. Erst wenn Dresdens Achter Niklas Hauptmann oder Andreas Lambertz (den ich nicht Lumpi nennen werde) an den Ball kamen, wurden sie von dem einrückenden Hochscheidt und den Sechsern Boland und Kijewski angegriffen.</p>
</div>
<div class="section" id="dresdens-enttauschende-spielanlage">
<h2>Dresdens enttäuschende Spielanlage</h2>
<p>Dass es zu solchen Szenen in der ersten Hälfte nur recht selten kam, lag vor allem daran, dass Dresden deutliche Schwächen im Spielaufbau zeigte.</p>
<p>Zwar ließ Dynamo den Ball recht geduldig laufen - auch als Braunschweig nach der Anfangsviertelstunde begann, auch höhere Pressingeinlagen einzustreuen. Dabei fehlten aber augenscheinlich sowohl Strukturen als auch der Anspruch, mit Kombinationen auch die vorderen Mannschaftsteile zu erreichen.
Im defensiven Mittelfeld agierte Konrad zu statisch, weshalb er ohne großen Aufwand von Hernández lose mannorientiert gedeckt werden konnte. Konrad gelang es weder, sich selbst produktiv anspielbar zu machen, noch, Räume für Pässe vor allem auf Hauptmann zu öffnen. Auch gelegentliches Zurückfallen zwischen die Innenverteidiger verbesserte die Situation kaum, da Braunschweigs Pressingspitzen weiter wenig Mühe hatten, Dresdens zentrale Optionen in ihren Deckungsschatten zu halten,</p>
<div class="figure">
<img alt="Pässe" src="https://eiserneketten.de/images/ebssgd-passdd.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Die Passgraphik von 11tegen11 macht Dresdens Verbindungsprobleme im Zentrum deutlich</p>
</div>
<p>Das Resultat dieser Ziellosigkeit in Dresdens eigentlich ambitioniertem Aufbauspiel waren zunehmend mehr unkontrollierte Bälle in Richtung der Außen(verteidiger), die Braunschweig stärker ins Spiel brachten - allerdings auch das ohne viel Ertrag.</p>
<p>Trotz Konrads guter defensiver Antizipation machte sich vor allem darin Hartmanns Fehlen deutlich bemerkbar. In seiner Abwesenheit lag die Last, für Verbindungen über das gesamte Mittelfeld hinweg zu sorgen, fast ausschließlich bei Hauptmann. Obwohl der 20-jährige hochtalentiert ist, war er mit dieser Aufgabe etwas überfordert.</p>
<p>Hauptmann konnte dabei dank seiner sehr hohen Pressingresistenz viele Bälle behaupten und hatte einen großen Aktionsradius, ihm fehlten aber zu oft Angebote für Folgeaktionen nachdem Braunschweigs erste Pressingwelle überspielt war. Ohne den gesperrten Stefaniak gelang es Dynamo oft nicht, den Zehnerraum zu besetzen. Darüber hinaus ließ Hauptmann sich hin und wieder etwas viel Zeit in der Entscheidungsfindung, was zu nicht immer klugen Verzögerungen und letztlich den meisten Ballverlusten aller Spieler führte.</p>
<p>Trotzdem war Hauptmann an vielen von Dresdens (insgesamt wenigen) ordentlichen Offensivszenen im ersten Durchgang beteiligt, die in Halbraumkombinationen mit Erich Berko bestanden, an deren Ende es Dynamo aber nicht gelang, die Endverteidigung Braunschweigs zu überspielen. Die lässt ohnehin im Ligavergleich die meisten Schüsse zu, blockt davon aber auch mehr als jedes andere Team.</p>
</div>
<div class="section" id="auch-braunschweig-ist-offensiv-limitiert">
<h2>Auch Braunschweig ist offensiv limitiert</h2>
<p>Wie bereits angesprochen hatte die Eintracht etwa ab Mitte der ersten Halbzeit mehr Spielanteile, nutzte diese aber wenig effektiv.</p>
<p>Das primäre Ventil der Bemühungen der Mannschaft von Torsten Lieberknecht waren Vorstöße des - trotz der Viererkette - eher als wing-back spielenden Ken Reichel. Im Allgemeinen ist Braunschweig darauf ausgelegt, in Zweikampfsituationen, die durch Mannorientierungen im Mittelfeld provoziert werden, Bälle zu gewinnen und im Anschluss sehr direkt in die letzte Linie oder eben über die weit aufrückenden Außenverteidiger, die so recht prominente Rollen haben, weiter zu spielen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Pässe FCU" src="https://eiserneketten.de/images/ebssgd-passebs.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Braunschweig legte großen Fokus auf seine linke Seite</p>
</div>
<p>Dazu, dass dabei Reichel mehr zum Zug kam als sein Pendent Phil Ofosu-Ayeh, trug neben deren ohnehin verschieden hohem Aufrücken auch die Asymmetrie in Dresdens Formation bei. Auf deren rechter Seite orientierte sich Aosmann defensiv eher ins Zentrum und verfolgte nach Ballverlusten Boland, weshalb sich Rechtsverteidiger Kreuzer oft allein um diese Seite kümmern musste.</p>
<p>Dresden brauchte also nach Ballverlusten immer wieder zu lange, die rechte Außenbahn in seiner 4141 Defensivformation zu besetzen und ermöglichte Braunschweig so Durchbrüche auf dieser Seite. Weil den Niedersachsen aber (zunächst) ohne die etatmäßigen Stürmer Kumbela und Nyman die übliche Präsenz in der letzten Linie fehlte, und der sich in den freien Räumen neben Konrad anbietende Hernández nur selten gefunden wurde, blieb es letztlich oft bei individuellen Aktionen von Reichel oder Hochscheidt vor ihm.</p>
<p>Mittel, mi denen die Lücken in den Dresdner Zwischenlinienräumen hätten ausgenutzt werden können, wurden in Dribblings von Boland und Kijewski und direkten Anspielen in die Halbräume nur angedeutet.</p>
</div>
<div class="section" id="halbzeit">
<h2>2. Halbzeit</h2>
<p>Auch in den zweiten 45 Minuten änderten sich diese Dynamiken kaum, fiel das Niveau der Partie aber insgesamt.</p>
<p>Dresden bemühte sich nun seltener überhaupt um Spielaufbau, statt die Probleme, die es damit in der ersten Phase des Spiels hatte, zu lösen. Hauptmann war weniger präsent und wurde schließlich für Hilßner ausgewechselt, der aus dem Zentrum eher auf den linken Flügel zog. Hauptmanns Rolle als spielerischer Monopolist übernahm nun der nach Verletzung erstmals ebenfalls eingewechselte Gogia, der auch die damit einhergehenden Probleme erbte.</p>
<p>Bei Braunschweig kam zur Pause Nyman für Abdullahi, hatte aber - bis er die einzige eher zufällig aus einem Ballverlust an der Strafraumkante entstandene große Chance des Spiels vergab - ebenso wenig Einfluss auf die Partie.</p>
</div>
<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Ein Spiel, von dem man sich mehr versprechen konnte, kann die <a class="reference external" href="http://www.textilvergehen.de/2017/04/09/ist-niemand-wirklich-gut/">These</a>, dass es in der zweiten Liga keine wirklich gute Mannschaft gibt</a>, nicht widerlegen.</p>
<p>Weil Braunschweig mit Reichels Fernschuss in der Nachspielzeit zum dritten Mal in den letzten fünf Spielen aus einem Unentschieden einen Sieg macht gehört Eintracht weiter zu den Aufstiegsasprianten - anders als Dynamo, das als Aufsteiger nur auf eine gute, keine überragende Saison zurück blicken wird.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Entfällt, da ich mich drei Tage nach dem Spiel an keine würdige Szene erinnern kann. Im Zweifel etwas mit Hauptmann.</p>
</div></div>Unvollendende Qualitäthttps://eiserneketten.de/posts/unvollendende-qualitat/2017-02-05T19:11:19+01:002017-02-05T19:11:19+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/48_dd.png"></figure> <div><p><em>In einem chancenarmen 0-0 'der besseren Sorte' trennen sich Union und die SGD aus Dresden unentschieden, weil sich die Qualitäten beider Mannschaft neutralisieren.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/unvollendende-qualitat/">Weiterlesen…</a> (5 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/48_dd.png"></figure> <div><p><em>In einem chancenarmen 0-0 'der besseren Sorte' trennen sich Union und die SGD aus Dresden unentschieden, weil sich die Qualitäten beider Mannschaft neutralisieren.</em></p>
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<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>In groben Zügen verfolgten die beiden Mannschaften, die sich tabellarisch noch näher als geographisch sind, dabei auch eine ähnliche Agenda. Dabei war <a class="reference external" href="http://www.niemalsallein.de/2017/01/zweitligafussball-der-stand-nach-der-hinrunde/#Dynamo-Dresden">Dresdens 4141</a> etwas kombinationslastiger, während Union ein klarer offensiver Plan abging. Weil beide Mannschaften defensiv gut arbeiteten entstand so ein qualitativ ordentliches Zweitligaspiel fast ohne Torchancen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Dresden-Union" src="https://eiserneketten.de/images/1617-19-sgdfcufV.png">
<p class="caption">An Unions Startelf ändert sich nur die Besetzung einer Hälfte der Doppelsechs, auf der wenig überraschend Stephan Fürstner wieder für Michael Parensen in die Mannschaft rückt. Auf Dresdner Seite konnte Erich Berko überraschend auf links spielen.</p>
</div>
</div>
<div class="section" id="was-bei-union-defensiv-funktionierte">
<h2>Was bei Union defensiv funktionierte</h2>
<p>Nach dem Spiel waren sich Unions Spieler und Trainer einig in ihrer Zufriedenheit mit der eigenen Defensivleistung. Dass deren Ergebnis gut war, ist in den Statistiken des Spiels so auch recht offensichtlich: Dresden kam nur zu sechs Schüssen, davon zwei aufs Tor. Aber woran das eigentlich lag war weniger klar.</p>
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<img alt="Expected goals Dresden-Union Verlauf" src="https://eiserneketten.de/images/xg_dd_graph.jpg" style="width: 600px; height: 250px;">
<p class="caption">Die (Abwesenheit von) Chancen des Spiels im Verlauf. Im gesamten Spiel gab es nur eine nennenswerte Gelegenheit. Wie immer danke ich <a class="reference external" href="https://twitter.com/11tegen11/">11tegen11</a> für die Ergebnisse seines expected goals Modells.</p>
</div>
<p>Die Uneindeutigkeit begann schon mit dem Plan für Unions Pressing und dessen (nicht-)Umsetzung.</p>
<blockquote>
<p>Wir wollten heute nicht ganz so hoch pressen, wir haben aber trotzdem in der ersten Halbzeit öfters Angriffspressing gespielt.</p>
<p>Jens Keller</p>
</blockquote>
<p>Das gesamte Spiel über schwankte Union zwischen einer eher abwartenden Haltung im 442, in der Polter und Kreilach sich bemühten, die jeweiligen Anspielstationen Dresdens in der Zentrale zuzustellen; und Wellen aggressiveren forecheckings, die oft von Hedlund ausgeführt wurden.</p>
<p>Dabei fiel es Jens Kellers Mannschaft in jedem Fall schwer, Zugriff in der letzten Linie zu bekommen (was aber eben ursprünglich auch nicht angestrebt wurde), weil Dresden über gute taktische und technische Mittel verfügt sich gegnerischen Pressings zu erwehren. Sowohl Torhüter Schwäbe als auch beide Außenverteidiger sind technisch sehr gut und fanden auch in engen Situationen oft spielerische Lösungen. Außerdem ließ sich Hartmann geschickt gelegentlich zurückfallen und erschwerte es den Union-Spitzen, einen Dynamo-Verteidiger zu isolieren.</p>
<div class="figure">
<img alt="Expected goals SGDDD-Union" src="https://eiserneketten.de/images/xg_dd_map.jpg" style="width: 600px; height: 400px;">
<p class="caption">Die Expected Goals Karte des Spiels, ich empfehle 'ctrl-+', um die Punkte zu finden, die Schüsse repräsentieren. Leistners Kopfball war Unions einziger Abschluss im Strafraum. 11tegen11 gibt hier nun auch 'deep completions' an, also Pässe, die tief in der Hälfte des Gegners ankamen. Union hatte davon etwa alle 10 Minuten einen, ein Drittel davon aus Standards. Das ist ausbaufähig.</p>
</div>
<p>Das gelang, wie auch Sebastian Polter nach dem Spiel hervorhob, zwar trotzdem in einigen Situationen (der Mittelstürmer selbst kam auf zwei direkte Defensivaktionen, lt <a class="reference external" href="https://www.whoscored.com/Matches/1091229/Live">whoscored</a>), aber in diesen Fällen gab Stefan Kutschke den Sachsen eine Option zu tatsächlichen Befreiungsschlägen. All das erklärt also eher, warum Unions Pressing keine offensive Wirkung entfaltete, und nicht, wie es defensiv funktionierte.</p>
<div class="figure">
<img alt="Pässe DRESDEN-fcu" src="https://eiserneketten.de/images/pass_dd_map.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">An Dresdens Passgraphik ist auffällig, wie hoch die Außenverteidiger spielten, über die man oft versuchte, um Unions Pressing herumzuspielen. Dresden hatte insgesamt mehr Spielanteile und eine viel ausgewogenere Spielanlage.</p>
</div>
<p>Dieser andere Teil der Geschichte war, dass es Union tatsächlich gelang, im Aufbau Pässe ins zentrale Mittelfeld zu verhindern und Dresdens starke Offensivspieler im Mittelfeld auf eher ungefährliche Aktionen zu beschränken. Berko nur selten in offene Laufduelle und musste öfter auf Außen aus dem Stand in Dribblings gehen. Stefaniak und Hauptmann dagegen kamen selten in den Halbräumen an den Ball. Diese zu versperren war eines der konkreten Ziele, die Keller mit Stephan Fürstner und einer zurückgezogeneren Rolle für Kroos verfolgte.</p>
</div>
<div class="section" id="union-offensiv">
<h2>Union offensiv</h2>
<p>Offensiv knüpfte Union an die Leistung des Bochum Spiels an. Dabei wäre es - angesichts von überhaupt nur vier Abschlüssen und nur einem auf das Tor Dynamos - absurd, mangelnde Verwertung dieser sehr wenigen Chancen zu beklagen. Das ist insbesondere der Fall, weil Chancen wie der Kopfball von Toni Leistner in Abwesenheit anderer gefährlicher Szenen leicht überbewertet werden.</p>
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<img alt="Pässe Dresden-FCU" src="https://eiserneketten.de/images/pass_fcu-dd_map.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Die Passgraphik für Union zeigt, das Leistner isoliert wurde und Union einen extrem vertikalen Ansatz verfolgte - um es freundlich auszudrücken. Pedersen war dabei erneut noch am meisten ein Verbindungsspieler und der einzige Union Spieler, der Damir Kreilach einbinden konnte. Der Kroate war ansonsten ebenso marginalisiert wie Steven Skrzybski.</p>
</div>
<p>Dass Union viele lange Bälle spielte, statt das Spiel aufzubauen, trug dazu bei, selten in gute Angriffe zu kommen, war aber wohl nur zum Teil gewollt. Da Dresden Toni Leistner oft schon zustellte, bevor er den Ball überhaupt bekam. So eröffnete Union das Spiel entweder über Roberto Puncec, der auf der linken Abwehrseite in seinem Passspiel limitiert ist und nur selten seine Qualitäten zeigen kann, oder Jakob Busk schlug Bälle direkt lang. Dieser Trend ist nicht neu, wobei fraglich ist, ob Busk konstruktiveres Aufbauspiel nicht zeigen kann oder nicht versuchen soll/darf.</p>
<p>In der Folge waren wieder forcierte Dribblings die auffälligsten Offensivaktionen Unions, etwa von Pedersen vor Kroos Schuss nach 12 Minuten.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-und-spieler-des-spiels">
<h2>Szene und Spieler des Spiels</h2>
<p>Niklas Hauptmann war der Spieler auf dem Platz, der für die meisten und hellsten spielerischen Glanzpunkte sorgen konnte. Einer davon ist in der AFTV Aufzeichnung nach 20:25 min der zweiten Halbzeit in einer Szene zu sehen, die als Lehrbeispiel für 'Pressingresistenz' taugt.</p>
<p>Der 20-jährige sammelt zunächst eine zu kurze Hackenablage von Hedlund ein und wird dann von dem Schweden, Felix Kroos und der Auslinie maximal eng gepresst. Wie er dann mit drei-einhalb Ballkontakten einen Ausweg aus dieser Situation und einen Mitspieler findet war ebenso sensationell gut wie die Anlagen des zentralen Mittelfeldspielers.</p>
<p>Zwar hatte auch seine Leistung noch Verbesserungspotential, wie Uwe Neuhaus unter Verweis auf einige Ballverluste in der Anfangsphase konstatierte, und zwar hätte Hauptmann mit der besten Chance des Spiels auch ein Tor und sein Spiel noch besser machen können. Aber trotzdem waren sein Ball- und Raumgefühl im Kontext dieser Begegnung überragend. Alles in allem ist Hauptmann ein kreativer, technisch starker, instinktiv spielender Sechser/Achter/Zehner mit großem <a class="reference external" href="http://www.niemalsallein.de/2017/01/zweitligahipster/">Potential</a>. Wenn bloß Union so jemanden hätte.</p>
</div></div>Re-re-retro Analysehttps://eiserneketten.de/posts/re-re-retro-analyse/2017-02-04T13:17:39+01:002017-02-04T13:17:39+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20131004_FCU_Sandhausen_0026_neuhaus_steffi.jpg"></figure> <div><p><em>Aus gegebenem Anlass schaut Eiserne Ketten zurück auf SG Dynamo Dresden 1 - 3 Union, aus dem August 2013.</em></p>
<p>Vielleicht hat es jemand noch nicht mitbekommen: morgen spielt Union in Dresden gegen eine Mannschaft, die von Uwe Neuhaus trainiert wird. Der auch mal bei Union war. Eine Weile lang.</p>
<p>Warum also nicht zurückschauen auf eine Partie, die vielleicht einer der spielerischen Höhepunkte in Neuhaus Zeit bei Union war.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/re-re-retro-analyse/">Weiterlesen…</a> (6 min verbleiben zum Lesen)</p></div><div><p><em>Aus gegebenem Anlass schaut Eiserne Ketten zurück auf SG Dynamo Dresden 1 - 3 Union, aus dem August 2013.</em></p>
<p>Vielleicht hat es jemand noch nicht mitbekommen: morgen spielt Union in Dresden gegen eine Mannschaft, die von Uwe Neuhaus trainiert wird. Der auch mal bei Union war. Eine Weile lang.</p>
<p>Warum also nicht zurückschauen auf eine Partie, die vielleicht einer der spielerischen Höhepunkte in Neuhaus Zeit bei Union war.</p>
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<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Union spielte in einer Ausrichtung, die formal zwar dem 4231 entsprach, das 2013 das common sense Modell des deutschen Fußballs war, durch die Besetzung der und Interpretation einiger Positionen aber recht eigenartig wurde - und an diesem Tag hervorragend funktionierte.</p>
<div class="figure">
<img alt="Dresden - Union 2013" src="https://eiserneketten.de/images/retrodresden.png" style="width: 495px; height: 310px;">
<p class="caption">9.8.2013, SG Dynamo Dresden 1 - 3 Union. Für ein 4231 waren vor allem die Außenpositionen, mit Sören Brandy rechts und Benjamin Köhler links, ungewöhnlich besetzt. Die Mittelfeldkombination von Damir Kreilach und Baris Özbek hatte Potential.</p>
</div>
</div>
<div class="section" id="fc-union-barcelona">
<h2>FC Union Barcelona</h2>
<p>Auffällig - vor allem gemessen an den dominierenden Erinnerungen an die Ära Neuhaus - war dabei, wie kombinationslastig Union spielte. Neben der spielstarken Doppelsechs aus Damir Kreilach und Baris Özbek, die mit einer leichten Verschiebung nach rechts Christian Stuff die Verantwortung für Spielaufbau abnahm, war dafür vor allem das Bewegungsspiel der vorderen vier verantwortlich.</p>
<blockquote>
<p>der letzte angekommene pass von dresden ist so 10 min her. #fcunion barcelona</p>
<p>Ich damals auf <a class="reference external" href="https://twitter.com/aymard_charles/status/365893064813846529">Twitter</a></p>
</blockquote>
<p>Mit dem Achter Benjamin Köhler formal auf dem linken Flügel und einem Sören Brandy, der von rechts aus fast in einer komplett freien Rolle spielte und überall in der Dresdner Hälfte, oder zumindest zwischen seinem Flügel und dem zentralen defensiven Mittelfeld, auftauchte, wurden die offensiven Außenpositionen des 4231 sehr zentral interpretiert. Dem Spiel Breite zu geben war so weitgehend den Außenverteidigern überlassen.</p>
<p>Das zentrale offensive Mittelfeld und die Halbräume dagegen wurden nicht nur abwechselnd, sondern auch gleichzeitig von den vier nominellen Offensivkräften und Özbek besetzt. Angesichts der Kombinationen, die so möglich waren, und auch tatsächlich entstanden, war eher überraschend, dass sich Union nicht mehr klare Chancen im Strafraum erspielte (die Geschichte dieser 3-0 Halbzeitführung ist auch eine überdurchschnittlicher Chancenverwertung).</p>
<div class="figure">
<img alt="Dresden - Union 2014, Rückspiel" src="https://eiserneketten.de/images/20140208_FCU-SGD_0298_steffi_fiebrig_scaledown.jpg" style="width: 400px; height: 267px;">
<p class="caption">Adam Nemec (hier im Rückspiel) war einer von vielen Unionern in guter Tagesform
Photo: Stefanie Fiebrig</p>
</div>
<p>Ergänzt wurden diese Abläufe durch die Rolle, die Adam Nemec einnahm. Der Stürmer spielte durchaus nicht so eindimensional, wie man es ihm unterstellen könnte. Vielmehr ließ er sich ebenfalls ins offensive Mittelfeld fallen und besetzte in einigen Situationen den Flügel. Trotz seiner limitierten Geschwindigkeit und Beweglichkeit war er in diesen Situationen durchaus effektiv. Das verdankte er in erster Linie einem guten Gefühl für die Bewegungen seiner Gegenspieler, wie es etwa in der 'Szene des Spiels' zu Tage trat.</p>
<p>So gewann Union viele variable Anspielstationen im zentralen Mittelfeld einschließlich des Zehnerraumes. Gleichzeitig war man nach Ballverlusten in diesen Räumen, vor allem im letzten Drittel, sehr präsent, sodass sich organisch Gegenpressing Situation ergaben. Beide Aspekte führten zu der Dominanz Unions, die vor allem die erste Hälfte kennzeichnete.</p>
<p>Mit 'organischem' Gegenpressing ist hier gemeint, dass Unions Spiel nicht den Eindruck erwägt, dass bestimmte Mechanismen und Raumaufteilungen zum Gegenpressing einstudiert sind. Vielmehr folgen die Spieler einer Direktive, nach Ballverlusten auch im Angriff nach vorn und auf den Ball zu zu gehen, statt sich in Verteidigungsstaffelungen fallen zu lassen, und haben dabei ausreichend kurze Wege zu überbrücken. Ob diese und zu welchen Teilen diese Direktive aus der Einstellung vor dem Spiel und aus dem Spiel(verlauf) selbst erwächst, ist von Außen schwer zu beurteilen.</p>
</div>
<div class="section" id="unions-pressing">
<h2>Unions Pressing</h2>
<p>Der Druck, unter den Union das Dresdner Aufbauspiel setzte, war einer der bestimmenden Faktoren in der Entwicklung des Spiels. Neben den bereits erwähnten Gegenpressingmomenten traf dies auch auf das reguläre Anlaufen des Aufbauspiels von Dynamo zu, bei dem Union sowohl Formation und Zuordnung als auch Höhe und Intensität variierte.</p>
<p>Gerade zu Beginn des Spiels waren regelmäßig 442 Aufteilungen im Union zu sehen, in denen entweder Torsten Mattuschka oder Brandy die zweite Spitze stellten. Interessanterweise begann das Pressing oft schon bei Torhüter Kirsten, der diagonal angelaufen und so zu Pässen auf den Außenverteidiger geleitet wurde. Während nun der nach Außen laufende Stürmer den Außenverteidiger Dresdens unter Druck setzte, schob auch Unions Außenverteidiger hoch, um es den Sachsen zu erschweren, sich über Außen frei zu spielen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Uwe Neuhaus" src="https://eiserneketten.de/images/20131004_FCU_Sandhausen_0026_neuhaus_steffi.jpg" style="width: 450px; height: 300px;">
<p class="caption">Ein exstatischer Uwe Neuhaus.
Photo: Stefanie Fiebrig</p>
</div>
<p>In diesen Drucksituationen trafen die Dynamo Spieler dann nicht einmal unterdurchschnittlich gute Entscheidungen, zumindest nicht zu Beginn des Spiels. Vielmehr erarbeitete sich Union Chancen über die Konstanz, mit der dieser Plan umgesetzt wurde. So entstanden zum einen viele Pressingsituationen, die selbst bei einer 'normalen' Erfolgsquote zu einer absolut großen Zahl an vielversprechenden Angriffsmomenten führen. Das Aufbaupressing ist die Grundlage für das Gegenpressing, das in diesem Spiel recht direkt zu zwei (unwahrscheinlich schönen) Toren führte.</p>
<p>Noch entscheidender ist aber der psychologische Effekt, den konstant hoher Druck auf das Aufbauspiel des Gegners hat. Er kann darin bestehen, dass sich der Gegner selbst dann noch wie unter Druck stehend verhält, wenn er de facto Ruhe hat. Weil sich Union in der ersten Hälfte immer wieder minutenlang tief in der Dresdner Hälfte festsetzen konnte, gab es für den ehemaligen Polizeisportverein nur wenig Momente der Entlastung. Auch deshalb stieg die Fehlerquote mit zunehmender Spieldauer - von den Folgen für die Dresdner Offensivbemühungen ganz zu schweigen.</p>
</div>
<div class="section" id="dresdens-phase">
<h2>Dresdens Phase</h2>
<p>Von dieser Konstellation profitierte Union in der Phase, in der die beiden ersten Tore fielen. Dass sie instabil ist, zeigte sich dagegen im Anschluss, als Union sich im Pressing etwas zurückzog und nur Adam Nemec in der ersten Linie agierte, während aus der Reihe hinter ihm der jeweils am nächsten zum Ball stehende Mittelfeldspieler im Sprint den ballführenden Dresdner anlief. Nachdem Dresden sich noch für einige Minuten vom Spiel der ersten halben Stunde konsterniert zeigte, fanden sie anschließend die Lücken, die das aggressive, aber nicht abgesicherte Anlaufen von Unions Achtern hinterließ, um selbst zu einer Reihe ordentlicher Chancen zu kommen.</p>
<p>Die Phase, in der Dresden nur sehr wenig zu einem Anschlusstreffer fehlte, zeigte einerseits, dass die Sachsen kein so schlechtes Spiel machten. Und andererseits, das Union 2013 nicht mit der selben Sicherheit in der eigenen Strafraumverteidigung agierte, die von der aktuellen Mannschaft an den Tag gelegt wird. Auch damit hat Dresden irgendetwas zu tun...</p>
<p>Auch daran, dass Dresden diese Schwächen ausnutzen konnte (und eine ähnliche Phase in der zweiten Halbzeit noch ein mal vorkam, als Union aus irgendeinem Grund plötzlich auf Konter spielte), war zu merken, dass Union trotz der starken Abschnitte und merkwürdig gefärbter Auswärtstrikots nicht Barcelona war.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Die Szene des Spiels begann bei 26:15 AFTV, als Union nach Ballgewinn im Gegenpressing begann, ruhig aufzubauen, bis Schönheim auf dem Mittelpunkt Nemec anspielte, der mit einer Drehung Anthony Losilla aussteigen ließ und einen <em>through ball</em> auf Brandy spielte. Seine Hacken-Ablage kam zwar nicht bei 'Tusche' an, doch das Gegenpressing, das beide einleiten, erlaubt es Özbek mit einem gewagten Sprint den Ball zu erobern und dem Kapitän zu überlassen, der das 2-0 schießt.</p>
</div></div>6-out-of-10https://eiserneketten.de/posts/6-out-of-10/2016-08-17T11:15:34+02:002016-08-17T11:15:34+02:00Daniel Roßbach<div><p><em>Union spielt instabil und 2-2 gegen Dresden. Zur Rückkehr von Uwe Neuhaus an der alten Försterei zeigen sich dabei Spannungen im System seines (Nachnach)nachvolgers.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/6-out-of-10/">Weiterlesen…</a> (4 min verbleiben zum Lesen)</p></div><div><p><em>Union spielt instabil und 2-2 gegen Dresden. Zur Rückkehr von Uwe Neuhaus an der alten Försterei zeigen sich dabei Spannungen im System seines (Nachnach)nachvolgers.</em></p>
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<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Union behielt Ausrichtung und Aufstellung aus dem Bochum Spiel so weit als verletzungsbedingt möglich bei, trat also wieder in einem 4141/433 auf. Die Gäste aus Sachsen taten es ihnen gleich und spielten ebenfalls in 433 Formation, im Angriff mit Fokus auf die offensiven Außen.</p>
<div class="figure">
<img alt="Union-Dresden" src="https://eiserneketten.de/images/28_sgdd.jpg" style="width: 330px; height: 495px;">
<p class="caption">Die einzige Änderung in Unions Startformation war der Tausch zwischen Hosiner und Quaner, der durch eine Muskelverletzung des österreichischen Neuzugangs induziert wurde.</p>
</div>
<p>Auch am Plan, den Jens Keller seiner Mannschaft mitgab, änderten sich nur Details. Erneut sollten offenbar Bälle im Gegenpressing erobert und so direkt wie möglich in die Spitze (beziehungsweise die Seitenkanäle) gespielt werden.</p>
</div>
<div class="section" id="ballbesitz-und-gegenpressing">
<h2>Ballbesitz und Gegenpressing</h2>
<p>An den Schwierigkeiten der Mannschaft, diesen Plan umzusetzen, zeigten sich aber grundlegende Spannungen zwischen seinen Elementen.</p>
<p>Auch wenn der Begriff und das Konzept Gegenpressing in Deutschland durch Jürgen Klopp und seine eher konterorientierten Mannschaften popularisiert wurden, passen sie natürlicherweise eher zu Ballbesitz-fokussiertem Fußball. Entsprechend ist die herausragende Gegenpressing-Mannschaft der FC Barcelona ca. 2009-11. Diese Mannschaft war darauf ausgelegt, dem ballführenden Spieler zu jedem Zeitpunkt mindestens ein, besser zwei Dreiecke anzubieten, in das er Pässe spielen konnte - und zwar auf ziemlich engem Raum. Das bedeutet, dass im (seltenen) Fall von Fehlpässen in der Regel mindestens zwei, eventuell gar drei Spieler Barças näher am in Ballbesitz gelangten gegnerischen Spieler stehen als dessen nächste Mitspieler. Folglich können sie ihm Passoptionen nehmen und ihn unter Druck setzen, und so das Quorum von sechs Sekunden bis zum erneuten Ballgewinn erfüllen.</p>
<p>Es ist nun ersichtlich dass dieses System hohe Dichte von eigenen Spielern in ballnahen Räumen verlangt. Das aber widerspricht den Erfordernissen eines Offensisspiels, das auf Schnellangriffe ausgelegt ist. Denn dafür braucht es eine vertikale Staffelung, die es erlaubt, mit Pässen in die Tiefe schnell Raum zu überbrücken - das heißt entlang vertikaler Fluchten positionierte und startende Akteure.</p>
<p>Zusammenführen lassen sich diese beiden Ansätze zwar trotzdem, aber nur bedingt und nur in genauer Ausführung. Eine Variante ist etwa, im 'normalen' Pressing das gegnerische Aufbauspiel in Regionen des Spielfeldes zu leiten, in denen man in Überzahl ist; den Ball dort zu gewinnen und Schnellangriffe zu starten; im Zehnerraum, also dem Vorfeld des gegnerischen Strafraums, erneut Überzahl zu schaffen, da dort Konter am wahrscheinlichsten zusammenbrechen und sich so Gelegenheiten zum Gegenpressing ergeben.</p>
<p>Doch dazu braucht es genaue Abstimmung des Pressings - die Union in diesem Spiel zu oft vermissen ließ. Gerade der Versuch, auch in Situationen, in denen man nicht in Folge eigener Offensivaktionen aus der Bewegung ins Pressing gehen konnte, höher zuzustellen und anzulaufen als gegen Bochum war hier kontraproduktiv. Weil die Wege der Stürmer im Anlaufen noch immer zu weit waren oder zu spät angegangen wurden war der Druck auf Dresdens Abwehspieler oft zu gering. Und weil es Union an 'vertikaler Kompaktheit' mangelte - sprich: der Rest der Mannschaft bis zur Abwehrkette zu weit auseinandergezogen stand - hatten sie zu große Räume im Mittelfeld, zwischen 6 und 10, als Ziel für Befreiungsschläge/lange Pässe.</p>
<p>Kausalketten zwischen diesen strukturellen Problemen und schwächeren individuellen Leistungen verlaufen zwar in beide Richtungen, insofern besonders starke Einzelleistungen die mannschaftstaktischen Schwierigkeiten lösen können. Aber Felix Kroos und Damir Kreilach wurde es eben zumindest nicht besonders leicht gemacht.</p>
</div>
<div class="section" id="offensive-ablaufe-oder-war-collin-quaner-gut">
<h2>Offensive Abläufe <em>oder</em> war Collin Quaner gut</h2>
<div class="system-message">
<p class="system-message-title">System Message: WARNING/2 (<tt class="docutils"><string></tt>, line 35)</p>
<p>Title underline too short.</p>
<pre class="literal-block">
Offensive Abläufe *oder* war Collin Quaner gut
=============================================
</pre>
</div>
<p>In der Analyse des ersten Saisonspiels hatte ich <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/von-hier-an">im Zusammenspiel der Offensivreihe Unions</a> den herausstechenden positiven Aspekt des Spiels gesehen. Mit der Verletzung von Hosiner <a class="reference external" href="https://twitter.com/eiserne_ketten/status/763731176221728768">deutete sich schon an</a> dass dieser Aspekt weniger prominent sein würde.</p>
<p>In der Tat bemühte sich Collin Quaner, trotz seiner unterschiedlichen Qualitäten die wichtigen Aktionen von Hosiner als Vorbereiter für Skrzybski und Redondo zu replizieren - wie ganz zu Beginn, als er dem Linksaußen einen <em>through ball</em> nicht durch sondern in die Hacken spielte aber nur mit mäßigem Erfolg. Gleiches galt an diesem Tag aber auch für Skrzybski, der einige Angriffe weniger gefährlich ausspielte als möglich gewesen wäre. Positiv zu verzeichen war allerdings, dass Union im letzten Drittel oft die richtigen Dinge versuchte <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/morgengrauen/">ohne sinnlos zu flanken</a>. Nur gelangen diese Aktionen oft nicht.</p>
<p>Aber aber zwei Tore! Ja, Quaner gelangen die beiden Tore für Union. Doch erstens werden Tore überbewertet (dazu mehr demnächst auf pressschlag.net), und zweitens waren die beiden Tore Quaners solche aus der Kategorie machbar (vor allem das 2-1). Dass Quaner eine leicht überdurchschnittliche Leistung zeigte hatte also mindestens genauso viel mit den gelungenen und missratenen Aktionen im Verbindungsspiel wie mit den Toren zu tun.</p>
</div>
<div class="section" id="eroll">
<h2>Eroll</h2>
<p>In der Schlussviertelstunde kam Eroll Zejnullahu zu seinem ersten Einsatz der Ligasaison. Seine Abwesenheit in den beiden Startelfs, der Zeitpunkt der Einwechslung und Jens Kellers Kommentare nach dem Spiel bestätigen die hier <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/saisonvorschau/">in der Saisonvorschau</a> geäußerten Zweifel über seine Position in der Mannschaft in ihrer gegenwärtigen Konfiguration.</p>
<p>In diese Konfiguration passt Eroll tatsächlich nicht, doch auch in diesem Kurzeinsatz, während dem Union nicht zu vielen klaren Chancen kam deutete sich an, dass eine Alternative effektiver sein könnte. Zejnullahu führt mit seinen Pässen und Dribblings zu einem indirekteren Verlauf der Angriffe Unions, findet dabei aber Situationen, aus denen sie gefährlicher werden können. Here's hoping.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>In der Entscheidung über diese Rubrik erhalten diesmal die optimistischen Teile meiner Selbst den Vorzug, also: das 1-1, genauer der Moment, in dem Steven Skrzybskis Pass zwischen den Beinen des Dresdner Kapitäns hindurch zu Quaner ging. In Unions bestem Angriff wurde mit etwas Geduld aufgebaut und Skrzybski in einer engen Situation gesucht, die er perfekt auflöste und das Tor auflegte.</p>
</div></div>