Eiserne Ketten (Einträge über Steven Skrzybski)https://eiserneketten.de/categories/steven-skrzybski.atom2019-03-31T14:22:54ZDaniel RoßbachNikolaAward Show 2017/18https://eiserneketten.de/posts/award-show-18/2018-05-20T08:01:15+02:002018-05-20T08:01:15+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20180407_FCU-MSV_0314prev.jpg"></figure> <div><p><em>Auch eine schlechte Saison produziert Gewinner (gut, davon nicht so viele), Verlierer, und vor allem herausstechende Momente. All diese krönen wir in den end-of-season Awards von Eiserne Ketten.</em></p>
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<img alt="Trimmel" src="https://eiserneketten.de/images/20180407_FCU-MSV_0314.jpg">
<p class="caption">Christopher Trimmel hat ein großes Talent für gute Standards, photogene Posen und gewinnt auch den Preis für den besten Neben/Postkarriere-Job, Photo: Stefanie Fiebrig</p>
</div>
<ul>
<li><p class="first"><em>Dominick Drexler Award für den wertvollsten Spieler:</em></p>
<p><strong>Christopher Trimmel</strong> kann sich knapp gegen Steven Skrzybski durchsetzen. Diese beiden spielten unabhängig von der Mannschaftsleistung fast immer auf ihrem normalen, hohen Niveau oder darüber. Trimmel landet vor Skrzybski, weil über dessen Saison ein Schatten der Wochen im Spätherbst liegt, in denen er aus der Startelf und ein bisschen auch aus der Mannschaft fiel. Trimmel dagegen war konstant Leistungsträger einer nicht konstanten (oder nicht konstant guten) Mannschaft. Und dass, obwohl er nicht einmal immer gut eingebunden war: defensiv war Trimmel oft etwas auf sich allein gestellt; im Spielaufbau war er in vielen Spielen zu isoliert, um sein starkes Passspiel zu zeigen; und die Laufwege der Ziele seiner Standards wirkten nicht durchgängig ausgereift. Trotzdem bereiteten diese Standards viele Union Chancen vor, was dafür sorgt, dass Trimmel statistisch nicht nur aus Unions Mannschaft, sondern dem Spieler-Feld der ganzen Liga heraus sticht. Der österreichische Rechtsverteidiger besteht weiß aber nicht nur in Statistiken, sondern auch beim Zuschauen zu überzeugen.</p>
</li>
<li><p class="first"><em>Cristiane für den Spieler, der am wenigsten beigetragen hat:</em></p>
<p>Wenn man diese Kategorie so interpretiert, den Kader durchzugehen und den Spieler zu nennen, der absolut am wenigsten beigetragen hat, landet man bei Christoph Schösswendter. Dass dessen Transfer sich als Missverständnis heraus gestellt hat, ist schade. Die Kategorie soll aber etwas anderes sagen: Wer hatte signifikanten Einfluss auf die Saison, aber eben nicht unbedingt positiv. So verstanden geht der 'Preis' an <strong>Marc Torrejón</strong> - dem man das aber persönlich nicht vorwerfen kann. Denn das Problem bestand nicht wirklich in seinen Leistungen, von denen es auch sehr gute gab. (Zu denken ist da an das Spiel gegen Düsseldorf, in dem er seine Zweikampfstärke zeigte, und vereinzelt starke spieleröffnende Pässe.) Aber Torrejón nahm eine Rolle ein, die nicht die richtige für ihn war. Ideal wäre er als dritter Innenverteidiger im Kader gewesen. Als Stammspieler, noch dazu auf der linken Seite der Innenverteidigung, war auch er daran beteiligt, dass Unions Spielaufbau nie ambitioniert genug war.</p>
</li>
</ul>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/award-show-18/">Weiterlesen…</a> (6 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20180407_FCU-MSV_0314prev.jpg"></figure> <div><p><em>Auch eine schlechte Saison produziert Gewinner (gut, davon nicht so viele), Verlierer, und vor allem herausstechende Momente. All diese krönen wir in den end-of-season Awards von Eiserne Ketten.</em></p>
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<img alt="Trimmel" src="https://eiserneketten.de/images/20180407_FCU-MSV_0314.jpg">
<p class="caption">Christopher Trimmel hat ein großes Talent für gute Standards, photogene Posen und gewinnt auch den Preis für den besten Neben/Postkarriere-Job, Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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<li><p class="first"><em>Dominick Drexler Award für den wertvollsten Spieler:</em></p>
<p><strong>Christopher Trimmel</strong> kann sich knapp gegen Steven Skrzybski durchsetzen. Diese beiden spielten unabhängig von der Mannschaftsleistung fast immer auf ihrem normalen, hohen Niveau oder darüber. Trimmel landet vor Skrzybski, weil über dessen Saison ein Schatten der Wochen im Spätherbst liegt, in denen er aus der Startelf und ein bisschen auch aus der Mannschaft fiel. Trimmel dagegen war konstant Leistungsträger einer nicht konstanten (oder nicht konstant guten) Mannschaft. Und dass, obwohl er nicht einmal immer gut eingebunden war: defensiv war Trimmel oft etwas auf sich allein gestellt; im Spielaufbau war er in vielen Spielen zu isoliert, um sein starkes Passspiel zu zeigen; und die Laufwege der Ziele seiner Standards wirkten nicht durchgängig ausgereift. Trotzdem bereiteten diese Standards viele Union Chancen vor, was dafür sorgt, dass Trimmel statistisch nicht nur aus Unions Mannschaft, sondern dem Spieler-Feld der ganzen Liga heraus sticht. Der österreichische Rechtsverteidiger besteht weiß aber nicht nur in Statistiken, sondern auch beim Zuschauen zu überzeugen.</p>
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<li><p class="first"><em>Cristiane für den Spieler, der am wenigsten beigetragen hat:</em></p>
<p>Wenn man diese Kategorie so interpretiert, den Kader durchzugehen und den Spieler zu nennen, der absolut am wenigsten beigetragen hat, landet man bei Christoph Schösswendter. Dass dessen Transfer sich als Missverständnis heraus gestellt hat, ist schade. Die Kategorie soll aber etwas anderes sagen: Wer hatte signifikanten Einfluss auf die Saison, aber eben nicht unbedingt positiv. So verstanden geht der 'Preis' an <strong>Marc Torrejón</strong> - dem man das aber persönlich nicht vorwerfen kann. Denn das Problem bestand nicht wirklich in seinen Leistungen, von denen es auch sehr gute gab. (Zu denken ist da an das Spiel gegen Düsseldorf, in dem er seine Zweikampfstärke zeigte, und vereinzelt starke spieleröffnende Pässe.) Aber Torrejón nahm eine Rolle ein, die nicht die richtige für ihn war. Ideal wäre er als dritter Innenverteidiger im Kader gewesen. Als Stammspieler, noch dazu auf der linken Seite der Innenverteidigung, war auch er daran beteiligt, dass Unions Spielaufbau nie ambitioniert genug war.</p>
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<li><p class="first"><em>Martin Odegaard Rookie of the Year:</em></p>
<p>Wie in der letzten Saison Lukas Lämmel standen mit Cihan Kahraman und Berkan Taz auch in dieser Spielzeit zwei Nachwuchsspieler im Profi-Kader, die nicht mehr in den Jugend-Mannschaft spielen können, aber auch noch nicht in der Profimannschaft angekommen sind, und sich deshalb ein Jahr lang nur im Training entwickeln konnten. So geht der Award an <strong>Lennard Maloney</strong>, der nicht nur mit der U19 die Klasse hielt, sondern in Fürth auch einmal spielen durfte (und sich ordentlich präsentierte).</p>
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<li><p class="first"><em>Ferenć Puśkas Beste Spielleistung:</em></p>
<p><strong>Steven Skrzybski gegen Kiel.</strong> Ein Spiel mit vielen unfassbar guten Momenten von Skrzybski, der auch im letzten Heimspiel gegen Bochum immens gut, im ersten gegen den vielleicht/hoffentlich/fast Aufsteiger aber noch mehr brillant war. Diese 90 Minuten waren so wahrscheinlich auch Skrzybskis beste für Union. Sein Tor zum 2-2 war ein sehr guter Kandidat für Unions bestes Tor der Saison für die Ballannahme mit der Innenseite und vor allem den Abschluss mit dem Außenrist. Es war aber nicht Skrzybskis beste Szene, oder auch nur sein bestes Tor an diesem Tag. Letzteres war ein wortwörtlich unglaublicher Abschluss zum 4-3. Und ersteres eine Bergkampeske Ballverarbeitung nach 19:40 Minuten, die nur wegen einer exzellenten Parade von Kenneth Kronholm nicht zu einem Treffer führte. Alles in allem: viel zu gut.</p>
</li>
<li><p class="first"><em>'Die Nationalhymne mitsingen'-Preis für die sinnloseste Kontroverse der Saison:</em></p>
<p>Die Debatte über <strong>die wahren Gründe</strong> für die Entlassung von Jens Keller liegt hier weit vorne, denn dieser Teil der Entscheidung zur Trainerentlassung war genau nicht das Problem. Eine Erwähnung verdient die Beschwerde darüber, dass zu viele Schiedsrichter-Pfiffe gegen Sebastian Polter gehen.</p>
</li>
<li><p class="first"><em>#EWNAS Preis für das beste Spiel der Saison:</em></p>
<p>Das bereits erwähnte Spiel <strong>gegen Kiel am 2. Spieltag</strong>. Und das nicht nur für Skrzybski, Hedlunds phantastisch ruhigen Abschluss oder ein Freistoßflanke-Trimmel-Kopfball-Kreilach Tor. Sondern auch für Kiel, das an diesem Tag vor allem in Drexler (zwei Vorlagen, ein Tor) und Schindler (1½ Tore) zeigte, warum es den Aufstieg verdient hat.</p>
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<li><p class="first"><em>Paderborn 2015 Preis für das Schlechteste Spiel der Saison:</em></p>
<p>Eine der härter umkämpften Wertungen nach einer schlechten Saison für Union. Die short list besteht aus den Auswärtsspielen in Düsseldorf, Sandhausen, Heidenheim, Bochum und schließlich <strong>in Darmstadt</strong>. Letzteres Spiel gewinnt für die Dramatik der damit einhergehenden Tabellensituation, die geradezu komische Vermeidbarkeit der Gegentore und die Bloßstellung des offensiven Plans.</p>
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<li><p class="first"><a class="reference external" href="https://youtu.be/m6X9q40vz08?t=20s">Adrien Gulfo</a> <em>Award für das beste Eigentor:</em></p>
<p>In dieser Kategorie gab es ungewöhnlich viele Einreichungen, schon allein, weil Union fünf Mal von Eigentoren profitierte, so oft wie sonst nur Kiel: Mit Giuliano Modicas Eigentor zum zwischenzeitlichen 2-0 steuerte das Hinspiel gegen Lautern schon einen guten Kandidat bei, selbst wenn man die verunglückte Abwehr eines Skrzybski-Schuss des in diesem Spiel bemitleidenswerten Correia nicht mitzählt; und Andersson im Rückspiel außer Acht lässt. Doch es gab zwei Szenen, die diese Lautern-bezogenen Geschehnisse weit hinter sich ließen: Zum einen natürlich der außerordentlich abstruse Kopfball, mit dem Danilo Soares ebenfalls das 2-0 für Union gegen Bochum erzielte, obwohl er dabei rekordverdächtig weit von allen Union Spielern entfernt stand. Doch selbst dieses Tor, das zeigte, dass auch nach 150 Jahren Fußball noch neue Dinge passieren, gewinnt den Preis nicht. Denn der geht an <strong>Darmstadts Jan Rosenthal</strong>. Dessen Eigentor war nicht nur geometrisch absurd (Leistners Kopfball wird auf der Linie abgewehrt, doch die Rettung springt von Rosenthal zurück ins Tor). Es fiel auch in der Nachspielzeit, brachte den 3-3 Ausgleich, und mit ihm verlängerte sich Darmstadts sieglos Serie in zweistellige Regionen. All das steigert die Fallhöhe in Rosenthals Aktion so sehr, dass an ihr kein Vorbeikommen ist.</p>
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<li><p class="first"><em>Spieler mit den größten Fortschritten:</em></p>
<p>Als ich mir neulich noch einmal die Textilvergehen Folge nach dem letzten Saisonspiel 2016/17 angehört habe, war ich etwas erschrocken, wie schlecht <strong>Simon Hedlund</strong> in der Bewertung der Neuzugänge damals wegkam. Vor diesem Hintergrund muss man ihm diesen Preis zugestehen, vor allem für das erste Saisonviertel, in dem er plötzlich gerade im Abschluss viel ruhiger und überlegter war als zuvor. Dieser Lauf kühlte danach zwar ab, und zu den vier Toren bis zum Spiel gegen Braunschweig kamen nur noch zwei mehr. Noch auffälliger ist dass Hedlund keine Vorlage vorzuweisen hat. Das ist aber etwas Pech geschuldet (Hedlund bereitet einigermaßen viele Chancen vor). Interessant und neu an Hedlunds Saison war außerdem, dass er auf vielen verschiedenen Positionen zum Einsatz kam: im 433 bekleidete er von der Acht, über beide Flügel, die 10 und schließlich das Sturmzentrum (als falsche Neun) ungefähr alle möglichen offensiven Positionen, dazu kamen Spiele als eine von zwei variablen Spitzen im 3412.</p>
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<li><p class="first"><em>Spieler mit der schlechtesten Entwicklung:</em></p>
<p>Für <strong>Fabian Schönheim</strong> war es eine weitere furchtbare Saison mit mehr <a class="reference external" href="https://www.instagram.com/p/Bi9XOcZFw0Q/">Instagram-Posts</a> über Reha-Arbeit als über Spiele. In der dritten Saison in Folge spielte Schönheim in der Liga weniger als 1000 Minuten. Und das, nachdem er im Herbst mit neun Spielen über 90 Minuten in Folge den besten Lauf seit Beginn der Saison 2014/15 hatte. Die Knieverletzung, die ihm danach zunächst für einige Monate, dann für den Rest der Saison unmöglich machte zu spielen , verhinderte so auch, dass er sich als wieder als Stammspieler in der Innenverteidigung etablieren konnte. Das hatte nicht nur für Schönheim selbst, sondern auch für die Mannschaft insgesamt relativ schwerwiegende Folgen - verwiesen sei auf das, was oben zu Marc Torrejón steht. Ein fitter Schönheim hätte die Kaderposition als linker Innenverteidiger einnehmen können, die nach dem Abgang von Roberto Puncec unbesetzt blieb.</p>
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<li><p class="first"><em>Roberto Puncec Preis für den meist unterschätzten Spieler:</em></p>
<p><strong>Christopher Lenz</strong> hat für Holstein Kiel trotz einer schweren Verletzung eine sehr gute Saison gespielt, und könnte in Oliver Ruhnerts Kaderplanung eine wichtige Rolle spielen (vor allem, falls Kristian Pedersen den Verein verlassen sollte).</p>
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<li><p class="first"><em>Torsten Mattuschka Publikumspreis:</em></p>
<p><strong>Micha Parensen</strong> hat nicht wirklich Konkurrenz in dieser Kategorie, und seine Wahl braucht keine Begründung.</p>
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<li><p class="first"><em>Szene der Saison:</em></p>
<p><strong>Das Tor von Steven Skrzybski zum 3-1 gegen Bochum, und die Umarmungen für Skrzybski danach.</strong> Weil es nicht einen einzelnen Moment gab, in dem die eigentlichen Saisonziele zerbrachen, und sich in diesem die Erleichterung darüber, Schlimmeres vermieden zu haben, konzentrierte - zusammen mit der Wehmut darüber, dass Skrzybski vielleicht nicht länger in Köpenick spielen wird, und Union in dieser Saison eine mehrmals Chance verstreichen ließ.</p>
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<img alt="Stevie" src="https://eiserneketten.de/images/steviembrace.jpg">
<p class="caption">Liebe für Steven Skrzybski nach dessen Tor zum 3-1 gegen Bochum; Photo: <a class="reference external" href="https://football-wildlife-media.com/portfolio/union-berlin-vs-bochum/">Football & Wildlife Media</a></p>
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<img alt="D98-Union" src="https://eiserneketten.de/images/99-d98fcu.png">
<p class="caption">Spieltag 32, 28. April: Darmstadt 3 - 1 Union. Die Aufstellungen zu Beginn: Diesmal ist Marvin Friedrich der Verteidiger, der im Mittelfeld aufgeboten wird. Grischa Prömel ist nicht fit genug für die Startelf, Akaki Gogia und Kenny Prince Redondo fangen nach guten Joker-Einsätzen an.</p>
</div>
<p><em>Union verliert 3-1 (3-0) in Darmstadt und nutzt damit die Chance, sich endgültig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, um das Gegenteil zu tun. Gegen die Mannschaft, die so sehr wie keine andere für Anti-Fußball steht, verabschiedet sich Trainer André Hofschneider endgültig von allen spielerischen Lösungen - ohne andere zu finden.</em></p>
<p>Unions Geheim-Training in dieser Woche machte sich insofern bezahlt, als tatsächlich wohl niemand mit der Aufstellung gerechnet hatte, mit der André Hofschneider in dieses Spiel ging. Zurück im 4231 spielte Marvin Friedrich im defensiven Mittelfeld neben Stephan Fürstner, Akaki Gogia und Kenny Prince Redondo flankierten Simon Hedlund auf der Zehn und Steven Skrzybski als Sturmspitze.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/das-schlimmste-ist-was-funktioniert-hat/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/99-d98fcuprev.png"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="D98-Union" src="https://eiserneketten.de/images/99-d98fcu.png">
<p class="caption">Spieltag 32, 28. April: Darmstadt 3 - 1 Union. Die Aufstellungen zu Beginn: Diesmal ist Marvin Friedrich der Verteidiger, der im Mittelfeld aufgeboten wird. Grischa Prömel ist nicht fit genug für die Startelf, Akaki Gogia und Kenny Prince Redondo fangen nach guten Joker-Einsätzen an.</p>
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<p><em>Union verliert 3-1 (3-0) in Darmstadt und nutzt damit die Chance, sich endgültig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, um das Gegenteil zu tun. Gegen die Mannschaft, die so sehr wie keine andere für Anti-Fußball steht, verabschiedet sich Trainer André Hofschneider endgültig von allen spielerischen Lösungen - ohne andere zu finden.</em></p>
<p>Unions Geheim-Training in dieser Woche machte sich insofern bezahlt, als tatsächlich wohl niemand mit der Aufstellung gerechnet hatte, mit der André Hofschneider in dieses Spiel ging. Zurück im 4231 spielte Marvin Friedrich im defensiven Mittelfeld neben Stephan Fürstner, Akaki Gogia und Kenny Prince Redondo flankierten Simon Hedlund auf der Zehn und Steven Skrzybski als Sturmspitze.</p>
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<p>Nur, manche Dinge sind eben nicht ohne Grund überraschend, weil eben nicht so viel dafür spricht, sie so zu machen. Mit Marvin Friedrich wollte Union vielleicht mehr Präsenz gegen die häufigen langen Bälle Darmstadts auf den Platz bringen. Aber das Mittelfeld ist eben nicht die Zone, in die diese langen Bälle vornehmlich gespielt werden: Toni Leistner hatte am Ende neun defensive Kopfballduelle gewonnen, Friedrich eins, Pedersen hinter ihm vier.</p>
<p>Dafür <em>war</em> das Mittelfeld, wo Dirk Schusters Darmstädter Union aggressiv pressen wollten. Damit, dass er diesen Aspekt der Vorgabe nach dem Spiel als erfolgreich umgesetzt wertete, konnte aber eigentlich nur das Gegenpressing auf zweite Bälle gemeint sein. Denn freiwillig spielte Union noch viel seltener ins Mittelfeld als in den letzten Spielen. Mit Hedlund als sehr vertikalem Spieler auf der Zehn, und Friedrich, der in Ballbesitz maximal unambitioniert spielte und häufig auch zurückfiel, um die übliche Dreierkette zu bilden, blieb in der Zentrale oft nur Stephan Fürstner übrig. Getreu der Weisheit 'Doppelpass alleine - vergiss es' wurde er denn regelmäßig mit langen Bällen in die Spitze überspielt.</p>
<p>Das aus Union Perspektive besorgniserregende an dieser Herangehensweise an das Spiel ist, dass sie sogar einigermaßen funktionierte - und man so sehen konnte, wie unproduktiv sie war. Denn Skrzybski und Hedlund erliefen tatsächlich einige dieser langen Bälle, hatten dann aber davon nur schwierige Situationen mit Ballannahmen unter Druck und vom Tor weg. Daraus, dass passierte, was Union offensiv vor hatte, entstanden also kaum gefährliche Momente. Die gab es stattdessen (so oft wie es sie eben gab), wenn abgefangene Bälle schnell oder glücklich zu einem der Offensivspieler kamen. Die hatten bis zum 3-0 zwar Einzelaktionen, die zeigten, dass sie über individuelle Qualität verfügen, waren aber auch in diesen Aktionen glücklos.</p>
<p>So entschieden die drei Tore, die Darmstadt innerhalb von etwas mehr als zwanzig Minuten schoss, das Spiel. Diese Tore waren hochgradig vermeidbar, aber eher auf der Ebene individuellen Verteidigens und mit der besseren Umsetzung von Gruppen-Mechanismen. So tauschten vor dem 1-0 Trimmel und Gogia ihre Gegenspieler zu langsam, sodass Holland überhaupt zu seinem stolpernden Dribbling kam. Und beim 2-0 stimmte die Zuordnung dergestalt nicht, dass Platte gar keinen Verteidiger und Torrejón, Pedersen und Trimmel keinen Angreifer bei sich hatten.</p>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Das dritte Tor für Darmstadt schließlich fiel, als die Hessen nutzten, dass sie mit Marvin Mehlem mindestens einen Fußballspieler haben, und so eine Ecke provozierten. Bei der schlugen dann drei Darmstädter Luftlöcher, von denen das letzte viele Lilien im Rasen hätte entwurzeln können, den Ball aber auch perfekt für den vierten Versuch aufsetzte. Allerdings sieht gute Standard-Verteidigung auch anders aus, als allen Angreifern Möglichkeit zu geben, sich Platz zu verschaffen, und den Ball in diese Gasse nicht zu verhindern.</p>
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</div></div>Zentrale Problemehttps://eiserneketten.de/posts/zentrale-probleme/2018-04-23T23:50:50+02:002018-04-23T23:50:50+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20180421_FCU-FCH_0594prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union-FCH" src="https://eiserneketten.de/images/98-fcufch.png">
<p class="caption">Spieltag 31, 21. April: 1. FC Union 1 - 1 Heidenheim. Die Aufstellungen zu Beginn: Peter Kurzweg wird zum Heidenheim Spezialist, Marc Schnatterer muss früh ausgewechselt werden</p>
</div>
<p><em>Wegen zwischenzeitlicher technischer Probleme etwas verspätet, gibt es die taktische Analyse zur Spiel Partie gegen Heidenheim, das Union mit einer Leistung auf gleichbleibend mittelmäßigem Niveau 1-1 spielt...</em></p>
<div class="section" id="uberraschung">
<h2>Überraschung</h2>
<p>Auf Grund der Sperre von Marvin Friedrich, die eine Änderung der Startelf unvermeidlich machte, aber auch wegen Eigenheiten in Heidenheims Spielweise, war dies eines der Spiele, bei denen es im Vorfeld am schwierigsten war vorherzusagen, wie Union auflaufen würde. Mit einer Viererkette Friedrichs Position in der Abwehr schlicht wegfallen zu lassen war eine Option, oder besser zwei, denn der dort gesparte Spieler könnte in einer 433 Variante im Angriff, oder in irgendeinem 442 im Mittelfeld hinzukommen. Eine andere, ebenso variantenreiche, Option gaben Lennard Maloney und Micha Parensen: beide standen als möglicher direkter Ersatz für Friedrich bereit.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/zentrale-probleme/">Weiterlesen…</a> (5 min verbleiben zum Lesen)</p></div></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20180421_FCU-FCH_0594prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union-FCH" src="https://eiserneketten.de/images/98-fcufch.png">
<p class="caption">Spieltag 31, 21. April: 1. FC Union 1 - 1 Heidenheim. Die Aufstellungen zu Beginn: Peter Kurzweg wird zum Heidenheim Spezialist, Marc Schnatterer muss früh ausgewechselt werden</p>
</div>
<p><em>Wegen zwischenzeitlicher technischer Probleme etwas verspätet, gibt es die taktische Analyse zur Spiel Partie gegen Heidenheim, das Union mit einer Leistung auf gleichbleibend mittelmäßigem Niveau 1-1 spielt...</em></p>
<div class="section" id="uberraschung">
<h2>Überraschung</h2>
<p>Auf Grund der Sperre von Marvin Friedrich, die eine Änderung der Startelf unvermeidlich machte, aber auch wegen Eigenheiten in Heidenheims Spielweise, war dies eines der Spiele, bei denen es im Vorfeld am schwierigsten war vorherzusagen, wie Union auflaufen würde. Mit einer Viererkette Friedrichs Position in der Abwehr schlicht wegfallen zu lassen war eine Option, oder besser zwei, denn der dort gesparte Spieler könnte in einer 433 Variante im Angriff, oder in irgendeinem 442 im Mittelfeld hinzukommen. Eine andere, ebenso variantenreiche, Option gaben Lennard Maloney und Micha Parensen: beide standen als möglicher direkter Ersatz für Friedrich bereit.</p>
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<p>Doch die Aufstellung, für die sich André Hofschneider letztlich entschied, stand in keiner Vorschau, dafür aber in Person von Peter Kurzweg auf dem Platz. Der eigentliche Linksverteidiger Ersatz stand damit in dieser Zweitliga-Saison genau dann in der Startelf, wenn der Gegner Heidenheim hieß, aber nie als Linksverteidiger. Denn mit Kurzweg und wohl um die Defensive gegen Marc Schnatterer zu verstärken stellte Hofschneider auch das System um, auf ein 442 mit Raute, in dem Kurzweg links weiter auf dem Flügel spielte als Felix Kroos auf der rechten Seite.</p>
<p>Es steht sinnbildlich für André Hofschneiders Amtszeit im Ganzen, dass auch dieser Maßnahme nach nicht einmal zehn Minuten die Grundlage entzogen wurde, als Marc Schnatterer verletzt ausgewechselt werden musste. Kurzweg als zusätzliches defensivstarkes Element war nun weniger notwendig als zuvor, aber immer noch auf dem Platz. Es wäre aber unfair, die Probleme Unions, Offensivaktionen zu kreieren, an Kurzweg fest zu machen. Kurzweg hatte eine gute Aktion, als er Hedlund vor dessen Chance nach 24 Minuten gut Platz verschaffte und bediente. Es rechtfertigt aber andererseits seine Aufstellung auch nicht wirklich, auf die Chancen hinzuweisen, die er hatte und vergab. Davon gab es zwei, jeweils nach Läufen ins Sturmzentrum: ein Kopfball früh in der zweiten Halbzeit, und eine unsaubere Annahme eines Balles, den er besser Simon Hedlund überlassen hätte einige Minuten später unmittelbar nach der größten Chance von Heidenheim). Im Gegenteil: beide Aktionen wurden möglich, weil die Spitzen Hedlund und Skrzybski mit ihrem Tempo auf die Außen gehen und in der Mitte Räume öffnen, in die Mittelfeldspieler stoßen können. Aber die Eignung der Spieler in diesen Situationen zeigt sich eben (auch) in der Ausführung von, nicht (nur) der Beteiligung an solchen Aktionen. Kenny Prince Redondo traf aus einer Kopfballchance, die der von Kurzweg ähnlich sah.</p>
<div class="figure">
<img alt="Kurzweg" src="https://eiserneketten.de/images/20180421_FCU-FCH_0594.jpg">
<p class="caption">Peter Kurzweg kommt nicht an der Ball, nachdem er Steven Skrzybskis Hereingabe vor Simon Hedlund angenommen hat; Photo: Stefanie Fiebrig</p>
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</div>
<div class="section" id="zentrales-problem">
<h2>Zentrales Problem</h2>
<p>Immerhin waren diese Momente aber welche, in denen ein gewollter Mechanismus in Unions Offensivspiel funktionierte. Aus dem eigenen Spielaufbau heraus war das selten der Fall. Niemand hätte Arne Feick widersprechen können, als er nach dem Spiel sagte, Heidenheim habe das Spiel ohne Ball bis Mitte der zweiten Halbzeit gut kontrolliert habe: "Wir haben sehr, sehr wenig zugelassen, und Union ist auch nicht viel eingefallen." Das lag auch daran, dass Union weiterhin keine Mittel hat, das eigene offensive Mittelfeld ins Spiel zu bringen.</p>
<p>Auf das Zurückfallen/Abkippen von Fürstner oder Kroos angesprochen sagte Marc Torrejón nach dem Spiel, es habe geholfen, sich aus dem Pressing der Heidenheimer Spitzen zu befreien. Das stimmt. Sich am Pressing vorbei zu spielen ist aber auch anders <a class="reference external" href="https://twitter.com/eiserne_ketten/status/987745185261027328">möglich</a>, und Heidenheims Pressing war nicht (durchgängig) so intensiv, dass diese Entlastung nötig gewesen wäre. Und wenn sie dazu führt, dass der Ball nur in ungefährlichen Räumen gehalten wird, hilft das dem Spiel insgesamt nicht.</p>
<div class="figure">
<img alt="Daube Actions" src="https://eiserneketten.de/images/daube_actions.png">
<p class="caption">Wo Zehner Dennis Daube Aktionen hatte, zeigt Unions Problem: nicht im Zehnerraum. Graphik von <a class="reference external" href="https://www.whoscored.com/Matches/1202320/Live/Germany-Bundesliga-II-2017-2018-Union-Berlin-FC-Heidenheim">WhoScored</a></p>
</div>
<p>Denn wenn Fürstner und vor allem Kroos als zentrale Anspielstationen fehlten, führte das meistens dazu, dass Union über die Außenverteidiger weiterspielte. Es fiel Heidenheim dann recht leicht, auf Trimmel und Pedersen heraus zu schieben, sie an der Seitenauslinie zu stellen und Angriffe nicht wirklich entstehen zu lassen.</p>
<p>Mit diesen Problemen im Ballbesitzspiel kamen die vielversprechendsten Union Angriffe wieder zu Stande, wenn Bälle im zentralen Mittelfeld erobert und schnell nach vorn gespielt wurde, die ersten Aufbauphasen also weg fielen.</p>
</div>
<div class="section" id="wechsel">
<h2>Wechsel</h2>
<p>Nach dem positionsgetreuen Wechsel von Daube zu Gogia (der allerdings etwas mehr Aktionen im Zehnerraum hatte), wechselte Union mit der Einwechslung von Redondo und Philipp Hosiner das System, vor allem aber die Intensität und den Druck der Angriffsbemühungen, bei denen nun alle Offensiven deutlich aggressiver waren. Hosiner besetzte nun mit Hedlund das Angriffszentrum, Skrzybski den linken Flügel, während Redondo links zentraler spielte und so die Asymmetrie in Unions Spiel fortführte. Das in der entstehenden zehnminütigen Druckphase nur ein Tor fiel, war etwas unglücklich, insgesamt aber gerecht - Heidenheim hätte mit mehr etwas besser ausgespielten Kontern sehr gut auch öfter als nur ein Tor erzielen können.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Die Doppelchance beider Mannschaften in der 53. und 54. Minute, als zunächst Trimmel den Ball nicht abschirmen konnte und Glatzel eine Großchance ermöglichte, dann Union über Kroos und Skrzybski konterte. Dass dabei wie auf der Gegenseite ein Verteidiger sich mittelmäßig geschickt anstellte, illustriert das Niveau des Spiels insgesamt, ebenso wie Kurzwegs Mangel an Übersicht und Ballkontrolle.</p>
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</div></div>Gute Tore, Schlechte Torehttps://eiserneketten.de/posts/gute-tore-schlechte-tore/2018-03-02T21:51:28+01:002018-03-02T21:51:28+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/92-fckfcuprev.png"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Lautern-Union" src="https://eiserneketten.de/images/92-fckfcu.png">
<p class="caption">Spieltag 25, 2. März: 1. FC Kaiserslautern 4 - 3 Union. Die Aufstellungen zu Beginn, mit einer neu besetzten Dreierkettenformation von Union</p>
</div>
<p><em>Was will man an so einem Spiel analysieren?</em></p>
<p>Einem Spiel, in dem selbst die schönen Tore Luftlöcher als Vorbereitung hatten? Einem Spiel, das unterbrochen wurde, um Schnee von den Spielfeldrändern zu räumen, sodass man wenn schon keine Pass-, dann zumindest Auslinien sieht? Einem Spiel, das schließlich mit Mesenhölers katastrophalem Fehlpass durch einen Moment entschieden wurde, dessen Zustandekommen keine Analyse erklären kann. Einem Spiel, das Zuschauer mit parteiischem Interesse an Union erst zwischen Ungläubigkeit und Trotz schwanken ließ und dann - wegen Sebastian Polters Achillessehnenriss - schon bald viel weniger interessierte?</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/gute-tore-schlechte-tore/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/92-fckfcuprev.png"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Lautern-Union" src="https://eiserneketten.de/images/92-fckfcu.png">
<p class="caption">Spieltag 25, 2. März: 1. FC Kaiserslautern 4 - 3 Union. Die Aufstellungen zu Beginn, mit einer neu besetzten Dreierkettenformation von Union</p>
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<p><em>Was will man an so einem Spiel analysieren?</em></p>
<p>Einem Spiel, in dem selbst die schönen Tore Luftlöcher als Vorbereitung hatten? Einem Spiel, das unterbrochen wurde, um Schnee von den Spielfeldrändern zu räumen, sodass man wenn schon keine Pass-, dann zumindest Auslinien sieht? Einem Spiel, das schließlich mit Mesenhölers katastrophalem Fehlpass durch einen Moment entschieden wurde, dessen Zustandekommen keine Analyse erklären kann. Einem Spiel, das Zuschauer mit parteiischem Interesse an Union erst zwischen Ungläubigkeit und Trotz schwanken ließ und dann - wegen Sebastian Polters Achillessehnenriss - schon bald viel weniger interessierte?</p>
<!-- TEASER_END -->
<p>Nun, man könnte analysieren, was André Hofschneider mit seinem Personalwechsel bei der Rückkehr zur Dreierkette vorhatte, bei dem Marvin Friedrich statt Toni Leistner in der Innenverteidigung und Grischa Prömel statt Hartel oder Gogia auf der Acht spielte, und eigentlich (vor Polters Ausfall) wohl Steven Skrzybski zum ersten Mal in dieser Saison die Zehn bekleiden sollte. Mit diesen Rochaden änderte sich an Unions Spiel wenig: Ohne Leistner und Polter war man an beiden Enden des Spielfelds und von langen Bällen weniger kopfballstark, und diese langen Bälle passierten, weil Union im Spielaufbau aus der Dreierkette wieder bestenfalls nur die Außenverteidiger flach anspielen konnte und Felix Kroos aus der Abwehrreihe keine Bälle im defensiven Mittelfeld bekam. So konnte Unions zentraler Spieler wieder nur in Umschaltsituationen und mit Fernschüssen etwas mit dem Ball anfangen (von wenigen Situationen, in denen die Lauterer Stürmer zu langsam verschoben, abgesehen). Unions Spiel fehlte es folglich an Verbindungen in der Zentrale. Die offensiven Mittelfeldspieler, vor allem Hedlund bis zu seiner verletzungs-prophylaktischen Auswechslung, kamen so kaum als solche ins Spiel, sodass fast egal war, wer dort aufgestellt war.</p>
<p>Oder man könnte fragen, wie Philipp Hosiner in Unions Konzept passte. Der Angreifer litt eine Reihe weiter vorn unter dem gerade beschriebenen Problem. Wegen seiner Abschlussstärke aufgestellt kam Hosiner nur zu einem (nicht gut gewählten oder getroffenem) Schuss und hatte die wenigsten Ballkontakte aller Union Feldspieler. Hosiner ist dabei nicht nur Opfer der Verhältnisse - Steven Skrzybski etwa ist besser darin, seine eigenen Situationen zu kreieren. Entgegen kam Hosiner Unions Spielanlage aber nicht.</p>
<p>Und man könnte schließlich <a class="reference external" href="https://twitter.com/GYGeorg/status/969633855559827461">fragen</a>, warum Union so viele Defensivzweikämpfe verlor und damit Kaiserslautern mit einfachen Mitteln zu guten Chancen auch außer den Toren kommen ließ. Abgesehen von der Abwesenheit Toni Leistners (bis zu seiner Einwechslung für den verletzten Micha Parensen) fehlen mir dafür aber systematische Erklärungen.</p>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Emblematisch für dieses Spiel ist der Gegensatz zwischen den Fernschüssen mit Aluminiumkontakt von Borrello und Kroos und den unnötigen Ballverlusten der beiden Torhüter (fast) im eigenen Strafraum.</p>
<p>Aber die eigentliche Szene des Spiels ist Steven Skrzybskis zweites Tor. Unter den Toren, von denen eines freakiger war als das andere, war es das am besten herausgespielte. Kroos kommt nach einem abgefangenen Ball einmal (richtiger: zwei Mal) im Mittelfeld mit Anspielstationen vor sich an den Ball und Christopher Trimmel bekommt die Gelegenheit, eine Ablage von der Grundlinie im Sechzehnmeterraum zu spielen. Dass Skrzybski in seinem ersten Schussversuch am Ball vorbei tritt, hat vielleicht mit den Platzverhältnissen zu tun, in jedem Fall aber gute Auswirkungen, da die zweite Chance dadurch noch besser wird. Ein Tor auf die einzige Art, in der Union heute treffen konnte.</p>
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</div></div>Kalte Fusionhttps://eiserneketten.de/posts/kalte-fusion/2018-02-24T19:11:07+01:002018-02-24T19:11:07+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Sandhausen_2018-4prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union-SVS" src="https://eiserneketten.de/images/91-fcusvs.png">
<p class="caption">Spieltag 24, 24.Februar: 1. FC Union 2 - 1 SV Sandhausen. Die Aufstellungen zu Beginn: Felix Kroos steht wieder zur Verfügung, Marcel Hartel spielt statt Gogia - dafür rückt Hedlund wieder ins Zentrum</p>
</div>
<p><em>Bei eisigem Sonnenschein geht Union gegen Sandhausen früh in Führung, kontrolliert das Spiel aber nicht, das deshalb noch einmal spannend wird.</em></p>
<p>Ließ die Aufstellung - mit Torrejón, Leistner und Parensen - zunächst vermuten, dass Union auch nach der Leistung in Braunschweig an der Dreierkette festhalten würde, wurde beim Blick auf Geschehen schnell klar, dass Parensen in Wirklichkeit neben Felix Kroos im defensiven Mittelfeld spielte. Mehr oder sicherer Spielaufbau war damit aber nicht verbunden. Stattdessen wurde Union gefährlich - und schoss Union Tore - wenn Bälle direkt in die Spitze auf Skrzybski gespielt wurden, der eine starke Einzelleistung zeigte. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit staffelte Sandhausen seine Defensive öfter mit einer Dreierkette (indem Linksverteidiger Knipping einrückte), die diese Situationen besser verteidigen konnte.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/kalte-fusion/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Sandhausen_2018-4prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union-SVS" src="https://eiserneketten.de/images/91-fcusvs.png">
<p class="caption">Spieltag 24, 24.Februar: 1. FC Union 2 - 1 SV Sandhausen. Die Aufstellungen zu Beginn: Felix Kroos steht wieder zur Verfügung, Marcel Hartel spielt statt Gogia - dafür rückt Hedlund wieder ins Zentrum</p>
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<p><em>Bei eisigem Sonnenschein geht Union gegen Sandhausen früh in Führung, kontrolliert das Spiel aber nicht, das deshalb noch einmal spannend wird.</em></p>
<p>Ließ die Aufstellung - mit Torrejón, Leistner und Parensen - zunächst vermuten, dass Union auch nach der Leistung in Braunschweig an der Dreierkette festhalten würde, wurde beim Blick auf Geschehen schnell klar, dass Parensen in Wirklichkeit neben Felix Kroos im defensiven Mittelfeld spielte. Mehr oder sicherer Spielaufbau war damit aber nicht verbunden. Stattdessen wurde Union gefährlich - und schoss Union Tore - wenn Bälle direkt in die Spitze auf Skrzybski gespielt wurden, der eine starke Einzelleistung zeigte. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit staffelte Sandhausen seine Defensive öfter mit einer Dreierkette (indem Linksverteidiger Knipping einrückte), die diese Situationen besser verteidigen konnte.</p>
<!-- TEASER_END -->
<p>Dass es Union nicht stabil gelang, mit Kombinationen das Mittelfeld zu erreichen oder zu durchspielen, lag zum einen an Sandhausens 442 Pressing. Dessen (mangelnde) Intensität monierte Trainer Kenan Kocak nach dem Spiel zwar. Doch auch das etwas zögerliche Anlaufen von Sukuta Pasu und Förster reichte aus, Parensen und Kroos oft zuzustellen. So versuchte Union zwar gelegentlich, das Spiel mit Kurzpässen aufzubauen, kam damit aber meist nur zu Pässen zwischen Mesenhöler, Torrejón und Leistner und musste, weiter unter Druck gesetzt, schließlich doch lange Bälle spielen - wenn sie das nicht aus freien Stücken ohnehin taten.</p>
<p>Neben Sandhausens Pressing trug dazu aber auch das Positionsspiel der Doppelsechs bei. Parensen und Kroos ließen in wiederholt insbesondere den rechten defensiven Halbraum unbesetzt. So spielte sich gerade Kroos in einigen Situationen im Mittelfeld fest, während der Innenverteidigung eine Station auf der anderen Seite des Mittelfelds fehlte, über die das Spiel hätte verlagert werden können.</p>
<p>Weiter vorn hätte die Konzentration auf eine Seite dagegen eher hilfreich sein können. Mit Hartel, der nominell auf dem linken Flügel spielte, kam auch das 4231/433 zurück, in dem Union schon unter Keller gern offensive Halbräume mit dem Flügelstürmer und dem zentralen offensiven Mittelfeldspieler überlud. Versuche dazu gab es in diesem Spiel wieder zu sehen, im Zug dieser Bewegungen tauschten Hedlund und Hartel situationsweise auch ihre Positionen. Den Angriffen, bei denen Union im offensiven Mittelfeld an den Ball kam fehlten aber ebenso wie manchen Kontern in der zweiten Halbzeit passende Laufwege in die Spitze, um effektiv zu werden. Gerade Hedlund verzögerte einige Sprints unpassend.</p>
<p>Mit der Schlussphase, in der es noch mehr unvorbereitete lange Bälle gab und dem unvollständigen Ballbesitzspiel stellte das Spiel trotz des Sieges so etwas wie eine Fusion von Kellers und Hofschneiders Ansätzen in dieser Saison dar.</p>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<div class="figure">
<img alt="Skrzybski Tor" src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Sandhausen_2018-5.jpg">
<p class="caption">Steven Skrzybski - neben Pedersen bester Union Spieler - setzt sich vor seinem Tor durch, Photo: <a class="reference external" href="https://football-wildlife-media.com/portfolio/union-berlin-vs-sandhausen/">Football & Wildlife Media</a> / <a class="reference external" href="http://union-berlin.com/2018/02/24/union-defeat-sandhausen/">Union in English</a></p>
</div>
<p>Steven Skrzybskis Führungstreffer nach 4 Minuten, in dessen Entstehung beide Sechser je einmal den Ball eroberten und Skrzybski nach Parensens schnellem Umschalten und einem eigentlich-schon-abgefangenem Doppelpass mit Hedlund zu einem Tor kam, wie Union es in den letzten Wochen öfter gebraucht hätte, um mehr Spiele glanzlos zu gewinnen.</p>
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</div></div>Die Dreierkette sichert Sollbruchstellenhttps://eiserneketten.de/posts/union-schliesst-lucken/2018-02-10T23:04:01+01:002018-02-10T23:04:01+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Duesseldorf-14_prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union" src="https://eiserneketten.de/images/89-fcuf95.png">
<p class="caption">Spieltag 22, 11. Februar: 1. FC Union 3 - 1 Fortuna Düsseldorf. Die Aufstellungen zu Beginn, Union nur mit einer (dafür essentiellen) Änderung, Düsseldorfs 532 mit 2-1 Mittelfeld spiegelt Unions Formation.</p>
</div>
<p><em>Mit der besten Leistung der Saison schlägt Union Düsseldorf 3-1. Dabei zeigen sich zwar auch Sollbruchstellen, die aber ausreichend selten und meist gut gesichert wirklich brechen.</em></p>
<p>'Intensität' ist ein Begriff (oder Phänomen), mit dem man sich in der taktisch-analytischen Perspektive schwer tun kann. Denn mit welcher Intensität Mannschaften Fußball spielen (das heißt unter anderem: ihre taktischen Vorgaben umsetzen) ist offensichtlich relevant bis entscheidend dafür, wie erfolgreich sie sind und damit auch Teil des zu Erklärenden. Aber gleichzeitig ist es eine Kategorie, auf die man sich - wie auf 'Präzision im letzten Pass', 'Abgeklärtheit' oder 'Kreativität' - immer berufen kann um alles mögliche mit nicht wirklich primitiven, also grundlegenden, Faktoren scheinbar zu erklären. Dieses Spiel zwischen Union und Fortuna Düsseldorf war aber nun eines, das sehr durch Intensität geprägt wurde - nicht nur in den eigentlich fußballerischen Aktionen, aber auch darin.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/union-schliesst-lucken/">Weiterlesen…</a> (5 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Duesseldorf-14_prev.jpg"></figure> <div><div class="figure align-right">
<img alt="Union" src="https://eiserneketten.de/images/89-fcuf95.png">
<p class="caption">Spieltag 22, 11. Februar: 1. FC Union 3 - 1 Fortuna Düsseldorf. Die Aufstellungen zu Beginn, Union nur mit einer (dafür essentiellen) Änderung, Düsseldorfs 532 mit 2-1 Mittelfeld spiegelt Unions Formation.</p>
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<p><em>Mit der besten Leistung der Saison schlägt Union Düsseldorf 3-1. Dabei zeigen sich zwar auch Sollbruchstellen, die aber ausreichend selten und meist gut gesichert wirklich brechen.</em></p>
<p>'Intensität' ist ein Begriff (oder Phänomen), mit dem man sich in der taktisch-analytischen Perspektive schwer tun kann. Denn mit welcher Intensität Mannschaften Fußball spielen (das heißt unter anderem: ihre taktischen Vorgaben umsetzen) ist offensichtlich relevant bis entscheidend dafür, wie erfolgreich sie sind und damit auch Teil des zu Erklärenden. Aber gleichzeitig ist es eine Kategorie, auf die man sich - wie auf 'Präzision im letzten Pass', 'Abgeklärtheit' oder 'Kreativität' - immer berufen kann um alles mögliche mit nicht wirklich primitiven, also grundlegenden, Faktoren scheinbar zu erklären. Dieses Spiel zwischen Union und Fortuna Düsseldorf war aber nun eines, das sehr durch Intensität geprägt wurde - nicht nur in den eigentlich fußballerischen Aktionen, aber auch darin.</p>
<!-- TEASER_END -->
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Nach der Systemumstellung in Bielefeld stellten sich vor dem Heimspiel gegen den Tabellenführer Union zwei Fragen: Sollte man beim 352 bleiben oder zur Viererkette zurückkehren? Und sollte der am Montag noch gesperrte Toni Leistner in einer der beiden Varianten zurück in die Startelf kommen? Beide Fragen beantworteten sich von selbst, als der etatmäßige Abwehrchef gemeinsam mit Marcel Hartel und Peter Kurzweg krank ausfiel. Union trat also wieder mit der Dreierkette Parensen-Torrejón-Friedrich und Felix Kroos als alleinigem Sechser an. Den unter der Woche nach Utah transferierten Damir Kreilach ersetzt Akaki Gogia im offensiven Mittelfeld (aber erstmal nicht im Herzen der Unioner, doch dazu später mehr.)</p>
<p>Die Entscheidung für diese Formation - zusammen mit Düsseldorfs spiegelndem 532 - und die eingangs erwähnte Intensität bestimmten den Rhythmus des Spiels: Union entfaltete mit und ohne Ball großen Druck auf Düsseldorf. Aber gleichzeitig bot sich den Gästen in den eigenen defensiven Halbräumen (also zwischen Kroos und den nach hinten arbeitenden Flügelverteidigern) viel Platz, wenn es ihnen einmal gelang, sich aus Unions Angriffspressing zu befreien.</p>
<p>Diese Konstellation kam zu Stande, weil sowohl die Flügelverteidiger als auch Achter Unions ihre jeweiligen Rollen offensiv und aggressiv interpretierten. So kam es in Ballbesitz gelegentlich zu 316 Staffelungen. Mehr Präsenz im letzten Drittel bedeutet dabei natürlich weniger Präsenz im Mittelfeldzentrum, wo Kroos ein gutes Spiel machte, im Aufbau aber kaum einbezogen werden konnte. Stattdessen eröffnete Union das Spiel oft über die Flügelverteidiger, die mit den aus dem Zentrum kommenden Hedlund und Gogia kombinierten. Wenn Pedersen und Trimmel von ihren (mehr als Außenverteidiger agierenden) Düsseldorfer Pendents aufgenommen wurden, rückten auch die Innenverteidiger auf - entweder mit Queerpässen kollektiv oder, vor allem in Person von Parensen, dribbelnd individuell. Schließlich gab es auch direkte lange Anspiele der Innenverteidiger in die letzte Linie.</p>
<p>Dabei half, dass sich Unions Halbverteidiger Julias Anmerkungen nach dem Spiel am Montag zu Herzen nahmen und sich trauten, im Aufbau breiter zu stehen und sich auch untereinander durch die erste Pressinglinie der Fortuna zu spielen. So gab es weniger hektisch-ungeplante Bälle in die Spitze (wenngleich hektisch-ungeplante Aktionen dann gelegentlich vorne zu sehen waren). Das beste Beispiel hierfür ist der Aufbau vor einer Halbchance nach genau 29 Minuten.</p>
</div>
<div class="section" id="sollbruchstelle">
<h2>Sollbruchstelle</h2>
<div class="figure align-right">
<img alt="Parensen" src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Duesseldorf-15.jpg">
<p class="caption">Micha Parensen machte vor allem auch mit einigen guten Vorstößen mit dem Ball ein gutes Spiel, Photo: Felix/<a class="reference external" href="http://union-berlin.com/2018/02/10/kreilach-duesseldorf/">Union in Englisch</a></p>
</div>
<p>Die defensiven Auswirkungen dieser Spielweise waren dafür so etwas wie eine Sollbruchstelle in Unions Spiel. Düsseldorf spielt ohnehin gern möglichst schnell und direkt in die offensiven Halbräume. Florian Neuhaus ist dabei das entscheidende Scharnier in der eigenen Hälfte, Benito Raman oft derjenige, der sich in den Ziel-Räumen anbietet. Gerade weil Unions Pressing und Gegenpressing zwar intensiver waren, sich aber auch oft auf die vorderste Linie und (gute, riskante) Vorstöße von Kroos beschränkte, waren Aktionen, in denen Neuhaus seine busquetseske Pressingresistenz ausspielen konnte besonders effektiv. Neuhaus und Raman waren auch an Düsseldorfs Führungstreffer beteiligt, bei dem es allerdings Ayhan war, der den Ball (möglicherweise mit einem Foul) gewann und den Konter eröffnete den Neuhaus schließlich abschloss.</p>
<p>Dieses Tor fiel zwar aus Düsseldorfs einziger nennenswerter Chance in der ersten Hälfte, aber auch auf die einzige Weise, in der die Fortuna strukturelle Probleme Unions nutzen konnte.</p>
<p>Insgesamt war Union aber deutlich überlegen (xG 3.7 - 0.2), denn die Innenverteidiger stellten das 'soll' in Sollbruchstelle dar. Alle drei zeigten starke individuelle Leistungen und unterbanden immer wieder potentiell gefährliche Düsseldorfer Angriffe. Micha Parensen kam auf leistner-hafte sieben gewonnene Kopfballduelle, während Torrejón seine Endschnelligkeits-Defizite besser kompensierte als in jedem anderen Spiel dieser Saison. Darüber hinaus gelang es Friedrich und Parensen auch besser als noch in Bielefeld, im Herausrücken in die Halbräume Situationen einen Schritt früher zu entschärfen.</p>
<p>Die Dreierkette unterstützte diese Leistungen, in dem die drei Innenverteidiger sich gegenseitig mehr absichern konnten, als das in Unions etwas langsamen Innenverteidigung in der Viererkette möglich ist. Aber die Formation machte das in gewissem Maß auch erst nötig.</p>
<p>In der zweiten Halbzeit stellte Union um und zog Parensen neben Kroos ins Mittelfeld. Damit konnte man etwas früher Druck auf Düsseldorfs Befreiungsversuche ausüben und so die Zyklen in Unions Druckphase zu verkürzen.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Unions erste Annäherung an den Ausgleichstreffer nach der Halbzeit mit Pedersens Chaosdribbling ab 46:30. Trimmel bekommt den Ball von Friedrich und eröffnet den Angriff mit einem Pass auf Hedlund, der sich zunächst für das kurze Anspiel zeigt und dann in de freien Raum auf dem Flügel startet. Dort ist aber kein Durchkommmen, Hedlund verlagert das Spiel auf Pedersen, der in den Strafraum dribbelt und dabei auf die ihm eigene Weise Durchsetzungsfähigkeit, Verheddern und elegante Technik mischt und den Ball zu Polter bringt. Der Stürmer schafft es dann nicht, zum Abschluss zu kommen und symbolisiert damit auch, dass in Unions letzten Aktionen Abstimmung und Entschlossenheit oft noch fehlten.</p>
<div class="figure">
<img alt="Polter" src="https://eiserneketten.de/images/Union_v_Duesseldorf-23.jpg">
<p class="caption">Sebastian Polter staubte zwar zum 2-1 ab und kreierte gut seine eigene Großchance zur Entscheidung, vergab diese aber auch ebenso wie die Gelegenheit nach Pedersens Chaosdribbling, Photo: Felix/<a class="reference external" href="https://football-wildlife-media.com/portfolio/union-berlin-vs-dusseldorf/">Football & Wildlife Media</a></p>
</div>
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</div></div>Viel Fußballhttps://eiserneketten.de/posts/viel-fussball/2017-08-04T23:28:06+02:002017-08-04T23:28:06+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/normal_Union_Kiel_2017-08-04_18-54-43_FCU_4202crop.jpg"></figure> <div><p><em>In einem Spiel, das von allem, was Fußball ist, viel hatte, gewinnt Union gegen Aufsteiger Holstein Kiel 4-3 (3-3[sic]).</em></p>
<div class="figure">
<img alt="Expected goals Karte" src="https://eiserneketten.de/images/02-fcuksv_xGmap.jpg" style="width: 600px; height: 400px;">
<p class="caption">Die Expected Goals Karte des Spiels zeigt, dass nicht 'jeder Schuss ein Treffer' war, sondern das Ende jeden Angriffes ein Abschluss aus guten Positionen. Die dann auch noch überdurchschnittlich gut verwertet wurden. Die Graphiken stammen von <a class="reference external" href="https://twitter.com/11tegen11/">11tegen11</a>, <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/expected-goals-was-ist-das-denn-auf-deutsch/">hier erkläre ich sie kurz</a>.</p>
<div class="legend">
</div>
</div>
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Vor dem Spiel hatte Jens Keller angekündigt, vielleicht mit einer taktischen Umstellung offene Räume in Kiels 4141 Formation, die zunächst unverändert zum <a class="reference external" href="https://1916taktik.blogspot.de/2017/08/normal-0-21-false-false-false-de-x-none.html">Saisonstart</a> auflief, finden zu wollen. Dieser Korrespondent vermutete, dass Unions Anpassung darin bestehen könnte, die Mittelfeldaufteilung mit zwei Sechser und einem Zehner umzukehren und stattdessen Damir Kreilach eine Position vor dem dann alleinigen defensiven Mittelfeldspieler Kroos agieren zu lassen.</p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/viel-fussball/">Weiterlesen…</a> (8 min verbleiben zum Lesen)</p></div></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/normal_Union_Kiel_2017-08-04_18-54-43_FCU_4202crop.jpg"></figure> <div><p><em>In einem Spiel, das von allem, was Fußball ist, viel hatte, gewinnt Union gegen Aufsteiger Holstein Kiel 4-3 (3-3[sic]).</em></p>
<div class="figure">
<img alt="Expected goals Karte" src="https://eiserneketten.de/images/02-fcuksv_xGmap.jpg" style="width: 600px; height: 400px;">
<p class="caption">Die Expected Goals Karte des Spiels zeigt, dass nicht 'jeder Schuss ein Treffer' war, sondern das Ende jeden Angriffes ein Abschluss aus guten Positionen. Die dann auch noch überdurchschnittlich gut verwertet wurden. Die Graphiken stammen von <a class="reference external" href="https://twitter.com/11tegen11/">11tegen11</a>, <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/expected-goals-was-ist-das-denn-auf-deutsch/">hier erkläre ich sie kurz</a>.</p>
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</div>
</div>
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Vor dem Spiel hatte Jens Keller angekündigt, vielleicht mit einer taktischen Umstellung offene Räume in Kiels 4141 Formation, die zunächst unverändert zum <a class="reference external" href="https://1916taktik.blogspot.de/2017/08/normal-0-21-false-false-false-de-x-none.html">Saisonstart</a> auflief, finden zu wollen. Dieser Korrespondent vermutete, dass Unions Anpassung darin bestehen könnte, die Mittelfeldaufteilung mit zwei Sechser und einem Zehner umzukehren und stattdessen Damir Kreilach eine Position vor dem dann alleinigen defensiven Mittelfeldspieler Kroos agieren zu lassen.</p>
<!-- TEASER_END -->
<div class="figure">
<img alt="Union-Kiel" src="https://eiserneketten.de/images/66-fcuksv2.png">
<p class="caption">Spieltag 2, 4. August, 1. FC Union Berlin - Kieler SV Holstein, die Aufstellung zu Beginn. Nach einer Viertelstunde wechselte Union zurück zum aus Ingolstadt bekannten 4231.</p>
</div>
<p>In gewisser Weise war dem dann auch so. Allerdings ging die Umstellung etwas weiter: Union trat mit einer Raute und asymmetrischen Offensive auf. Simon Hedlund spielte in einer ungewöhnlichen Rolle als linker Achter, Kreilach als sein Pendent halb-rechts, Hartel tatsächlich zentral offensiv.</p>
<p>Die Asymmetrie kam mit Steven Skrzybski ins Spiel etwas hinter Sebastian Polter als zweite Spitze spielte und je einen der Flügel besetzte. Dass Skrzybski so in der Kieler Hintermannschaft schwer zuzuordnen war, erlaubte es ihm, immer wieder recht frei zu stehen, und so schließlich das 2-2 zu erzielen. Aber in den 24 Minuten bis dahin war ja schon einiges passiert.</p>
</div>
<div class="section" id="kontermania">
<h2>Kontermania</h2>
<p>Der offensichtlich zentrale Faktor in der super-turbulenten Anfangsphase war das sehr gute und erfolgreiche Konterspiel der Kieler, mit dem die Gäste zweimal in Führung gingen und weitere Male gefährlich waren. Vor jeder Fehleranalyse auf Seiten Unions muss dazu gesagt werden, dass Holstein seine Konter sowohl individuell (Kingsley Schindler!) als auch kollektiv sehr entschlossen und geschickt spielte. (Neben den Toren ist der Angriff nach genau vier Minuten ein sehr gutes Beispiel.)</p>
<div class="figure align-right">
<img alt="Pässe" src="https://eiserneketten.de/images/02-fcuksv_pass-ksv.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Kiels offensive Mittelfeldreihe agierte aus etwas tieferen Grundpositionen als in der letzten Woche, als sie auf Dukschs Höhe lag.</p>
</div>
<p>Trainer Markus Anfang hatte klar vorgegeben, Unions weit nach vorn rückenden Außenverteidiger konsequent zu attackieren, und die Kieler Außenstürmer taten das auf beiden Seiten. Sie besetzten in sehr vielen Umschaltbewegungen beide Flügel und das Zentrum (die Mitte oft auch doppelt) und zwangen so Union in unangenehme Entscheidungen und Verteidigungssituationen.</p>
<p>Aber natürlich hatte Unions Ausrichtung einen Anteil daran, die Bemühungen Kiels so effizient zu machen. Das hatte neben den taktischen Zusammenhängen der Formationsänderung auch strategische Aspekte: Unions Offensive ist nicht auf große Ballsicherheit ausgelegt - in den Worten von Sebastian Polter: "... unsere Qualität ist einfach das Pressing, Bälle vorne gewinnen und dann schnell in die Schnittstelle zu spielen: direkt, ohne irgendwelche Überlegungen." Aus dieser Spielweise mit vielen Aktionen mit mittleren Erfolgsquoten und hohem Ertrag entstehen zwangsläufig relativ viele abgefangene Angriffe. Das defensive Konzept für diese Situationen ist wiederum das Gegenpressing, dass die gegnerische Abwehr nach Ballgewinnen an konstruktiven Aktionen hindern soll. Aber dieses Gegenpressing ist umso weniger effektiv je einfacher die Entscheidungsfindung des Gegners ist, und je geringer der Druck ist, unter dem sie stattfindet.</p>
<p>Unter diesen Bedingungen wirkte sich die taktische Umstellung defensiv verheerend aus: mit etwas weniger Präsenz in der letzten Linie war Unions Gegenpressing etwas weniger zwingend, und konnten die Kieler Verteidigung den klaren Plan ('asap die Außenstürmer schicken') gut umsetzen. Ohne Außenstürmer mussten sich die Außenverteidiger noch weiter vorn postieren und hinter sich noch größere Räume lassen als ohnehin schon. Und mit nur einer Planstelle im defensiven Mittelfeld, die mit Kroos noch dazu eher offensiv besetzt war (im Vergleich zum vor allem im Antizipieren gefährlicher Situationen deutlich besseren Fürstner) fehlte eine weitere Instanz zur Absicherung.</p>
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<div class="section" id="kristian-pedersen">
<h2>Kristian Pedersen</h2>
<p>Es gibt Fußballanalysten, die die Rolle von Außenverteidigern im modernen Fußball für unmöglich halten. Christopher Trimmel und Kristian Pedersen wird das heute auch so vorgekommen sein. Vor allem das Spiel des dänischen Linksverteidigers ist noch ein paar Worte wert.</p>
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<img alt="Pedersens" src="https://eiserneketten.de/images/normal_Union_Kiel_2017-08-04_19-02-55_FCU_4225.jpg">
<p class="caption">Hatte eine komplizierte Aufgabe: Kristian Pedersen, instruiert von Henrik; Photo: Hupe, <a class="reference external" href="http://www.union-foto-hupe.de/udb/displayimage.php?album=753&pid=132227#top_display_media">union-foto.de</a></p>
</div>
<p>Denn neben den genannten allgemein schwierigen Aspekten der Rolle der Außenverteidiger in Unions System hatte Pedersen individuell auffällige, ambivalente Szenen. Dazu gehörten mehrere lange Dribblings zwischen Mittellinie und gegnerischem Strafraum, von denen eines besonders markant war (22:30). Diese Dribblings waren etwas bizarr, da sie einerseits Pedersen noch weiter vorn der Gefahrenzone auf Unions defensiven Flügeln weg trugen, und andererseits auf Räume zielten, die ohnehin schon durch den Rest der Mannschaft besetzt waren. Es ist nicht ganz leicht vorstellbar, dass diese Aktionen im Konzept des Trainerteams vorkamen.
Im Gegenteil gab es mindestens drei Szenen, in denen Pedersen zu verhalten agierte, Läufe auf dem Flügel abbrach und so Pässe (vor allem von Hedlund) ins Leere gingen oder nicht gespielt werden konnten. In diesen Momenten mag sich die psychologische Last der Gegentore bemerkbar gemacht haben - könnte man meinen, wenn nicht eine davon schon in der 9. Minute vor all der Verrücktheit passiert wäre. Alles in allem war es jedenfalls nicht das glücklichste Spiel des jungen Dänen bei Union.</p>
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<div class="section" id="union-nach-vorn-mit-ball-und-ohne">
<h2>Union nach vorn, mit Ball und ohne</h2>
<p>Nach dem 2-1 für Kiel brach Union das Rautenexperiment ab und kehrte zum 433/4231 zurück. Die defensiven Probleme wurden damit aber nicht gelöst (wie einige Kieler Chancen auch vor dem 3-3 zeigten). Das ist insofern nicht verwunderlich, als der Plan von Kiels Trainer Anfang ja von Anfang an auf dieses System ausgerichtet war.</p>
<div class="figure align-right">
<img alt="Pässe FCU" src="https://eiserneketten.de/images/02-fcuksv_pass-fcu.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Fast ironischerweise zeigt die Passgraphik für Union im Durchschnitt genau die Lösung, die ich vor dem Spiel erwartet habe, auch wenn Union zu keinem Zeitpunkt so gespielt hat.</p>
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<p>Inkohärenzen gab es aber nicht nur in Unions Defensivkonzept, sondern auch im Pressing. Während das wohl eigentlich kollektiv hoch und aggressiv angebracht werden soll, zerfiel es an diesem Abend oft in individuelle Aktionen, die selten effektiv waren. Immer wieder presste eine der drei Pressingspitzen Unions (Polter, Skrzybski, Hedlund) allein den Aufbau der Störche, die dabei nur hin und wieder ohne zwingenden Grund in Panik gerieten.</p>
<p>Dagegen funktionierte das Prinzip, das auch hinter dem Formationswechsel stand, schließlich doch: die eher schwache Absicherung der Halbräume in Kiels 4141 auszunutzen. Das war beim 3-2 gut zu sehen, als einerseits Torrejón unter wenig Druck stand und einen schönen Pass auf Skrzybski spielen konnte, der sich in Peitz Rücken gut frei lief, und dann einen perfekten Schnittstellenpass auf Hedlund spielte. Wie das Tor zum 2-2 stand diese Szene nicht nur für die individuelle Qualität der Union Offensive, sondern auch für deren Dominanz im Zwischenlinienraum und gute Laufwege in Abschlusspositionen.</p>
<p>Kiel versuchte schließlich, dieses Problem in den Griff zu bekommen, indem es Peitz einen zweiten Sechser zur Seite stellte, doch kam diese Umstellung defensiv zu spät, und verringerte gleichzeitig die Effektivität der Gegenangriffe, bei denen das Zentrum nun schwächer besetzt war.</p>
<p>Eine offene Frage ist, warum es Union wie schon am ersten Spieltag nicht gelang, ein Spiel bei Führung in der Schlussphase zu beruhigen. Nun war ruhig zu sein in diesem Spiel tatsächlich nicht einfach, aber etwas mehr Kontrolle hätte Union in der Schlussphase gut getan. Stattdessen gab es viele recht planlos nach vorn in die vage Richtung von Sebastian Polter geschlagene Bälle, die für Befreiung mit geringer Halbwertzeit sorgten. Da die Mannschaft erwiesenermaßen über die technischen Fähigkeiten zu defensivem Ballbesitzspiel verfügt, ist nicht ganz offensichtlich, warum sie dies in passenden Situationen nicht einsetzt, und ob das gewollt ist.</p>
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<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Dieses Spiel bot sehr viel, fast zu viel Auswahl. Aber vielleicht symbolisiert gerade aus Sicht von Union ein Dribbling von Torrejón gegen Drexler (36:55) am besten, wie das Spiel auf Grund eigener Entscheidungen das Spiel beinahe schief gegangen wäre, es aber durchaus wegen echter Qualität der Mannschaft von Jens Keller nicht tat.</p>
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<img alt="Stevielove" src="https://eiserneketten.de/images/normal_Union_Kiel_2017-08-04_18-54-43_FCU_4202.jpg">
<p class="caption">In überragender Form: Steven Skrzybski, Photo: Hupe, union-foto.de</p>
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<p>Würde ich hier einen Spieler des Spiels küren, wäre das zweifelsohne Steven Skrzybski, der sich beim 2-2 und beim 4-3 und einem Schuss in der Anfangsphase als Inkarnation von Dennis Bergkamp zeigte.</p>
<img alt="vgwort" src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/b38459ccce244a20b2236682b1bcd90c" style="width: 1px; height: 1px;">
</div></div>Lücken schließenhttps://eiserneketten.de/posts/lucken-schliessen/2017-04-28T08:08:27+02:002017-04-28T08:08:27+02:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/60-sand.png"></figure> <div><p><em>Am frühen Abend spielt der 1. FC Union Berlin gegen den SV Sandhausen und muss gewinnen, um die Chance auf den Aufstieg zu wahren und die Lücke zu den Kontrahenten bis zu deren Spielen zu schließen. Auch taktisch stellen sich dabei interessante Fragen, die wir in der Liveanalyse behandeln.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/lucken-schliessen/">Weiterlesen…</a> (8 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/60-sand.png"></figure> <div><p><em>Am frühen Abend spielt der 1. FC Union Berlin gegen den SV Sandhausen und muss gewinnen, um die Chance auf den Aufstieg zu wahren und die Lücke zu den Kontrahenten bis zu deren Spielen zu schließen. Auch taktisch stellen sich dabei interessante Fragen, die wir in der Liveanalyse behandeln.</em></p>
<!-- TEASER_END -->
<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Soeben ist die Pressekonferenz zu Ende gegangen, in der Kenan Kocak vor allem das Gegenpressing Unions als spielentscheidenden Faktor herausgestellt hat. Auf Grund des hohen Drucks nach Ballverlusten sei es Sandhausen schwer gefallen, die Räume auf den offensiven Flügeln zu bespielen, die sich den Gästen formativ hätten bieten sollen. Diese Räume, dies es im Vergleich von 4231 und Raute ohnehin gibt, hätten sich noch mehr angeboten, da die Außenverteidiger Unions trotz (oder gerade wegen) der einfachen Flügelbesetzung weit aufrückten.</p>
<p>Vor allem Trimmel war aber stattdessen ein wichtiger Faktor zugunsten Unions, da er nach Ballgewinnen im Gegenpressing häufig als Anspielstation und, mit seinen guten Flanken, Verbindung in die Spitze diente. Defensiv wurde er dabei durch Fürstner und Kroos abgesichert, die sehr oft (schnell genug) auf den Flügeln defensiv halfen. Geholfen hat dabei auch noch ein weiterer Faktor, den Kocak ansprach: die Vorteile in individueller Qualität, die Union gegenüber Sandhausen hat. Gerade die Außenverteidiger der Gäste konnten kaum selbst für Durchbrüche sorgen. Außerdem sind, wie schon vor dem Spiel angesprochen, die offensiven Außen Sandhausens gegen den Ball eher ins Zentrum gerichtet, weshalb sie nicht sofort und direkt auf den Flügeln anspielbar sind.</p>
<p>Jens Keller begründete seine Entscheidung für die Raute damit, "Möglichkeiten im Zentrum bei Sandhausen gesehen zu haben." Diese bestanden in der Überzahl, die Kroos, Kreilach und Hedlund gegenüber Sandhausens zwei Sechsern hatten und nutzen konnten, um Kreilach in Abschlusspositionen zu bringen. Anspiele aus dem Zehnerraum auf die Spitzen waren - gemessen an der Präsenz in beiden Räumen - aber relativ selten. Hedlunds Schnelligkeit in Sprints hinter die Abwehr, laut Keller einer der Gründe, den Schweden auf der Zehn aufzustellen, kam so nur selten zur Geltung.</p>
<p>Trotzdem war Union bis zu Polters Roter Karte deutlich spielbestimmend.</p>
</div>
<div class="section" id="schluss">
<h2>Schluss</h2>
<p>Union bringt das 2-1 ohne viel Fußball über die Zeit. Ein Fazit folgt hier nach der PK.</p>
</div>
<div class="section" id="halbzeit">
<h2>2. Halbzeit</h2>
<div class="section" id="minute">
<h3>81. Minute</h3>
<p>Sandhausen kommt mit weniger Druck im Aufbau nun dazu, weite flache Bälle auf Sukatu-Pasu zu spielen, die er besser behaupten kann.</p>
</div>
<div class="section" id="id1">
<h3>76. Minute</h3>
<p>Union bekommt im Halbraum keinen Druck auf den Ball und lässt eine Flanke zu, nach der Höler das 2-1 köpft.</p>
</div>
<div class="section" id="id2">
<h3>68. Minute</h3>
<p>Gegen Sandhausens Aufbauspiel rückt Kroos neben Hosiner nach vorn und verteidigt Union im 432, um Sandhausen auf die Außen zu lenken.</p>
<p>Redondo kommt nun für Hosiner ins Spiel und besetzt die linke Seite, während Kreilach ins Zentrum rückt und die Spitze eines 4410 bekleidet.</p>
</div>
<div class="section" id="id3">
<h3>67. Minute</h3>
<p>Sandhausen hat zweimal gewechselt. Mit Derstroff ist der linke Flügel jetzt offensiver besetzt, mit Höler statt Stiefler ein zweiter Stürmer und ein 442 gekommen.</p>
</div>
<div class="section" id="id4">
<h3>60. Minute</h3>
<p>Nach der Roten Karte für Polter, deren Grund mir entgangen ist, stellt Union auf ein flaches 441 mit Hedlund und Kreilach auf den Außen um.</p>
</div>
<div class="section" id="id5">
<h3>52. Minute</h3>
<p>Sandhausens Pressing geht vom 4231 in 442 Staffelungen über, wenn Fürstner sich fallen lässt, da Stiefler ihn auch dann verfolgt. Damit entstehen Räume im zentralen Mittelfeld, die Union - sprich Kreilach und Kroos nicht immer besetzen.</p>
<p>Dafür fällt nach einer weiteren Ecke durch Kreilach das 2-0.</p>
</div>
</div>
<div class="section" id="id6">
<h2>1. Halbzeit</h2>
<div class="section" id="id7">
<h3>39. Minute</h3>
<p>Beide Innenverteidiger Unions rücken aggressiv aus der Abwehrkette heraus, um Sukuta-Pasu zu verfolgen und im Anschluss Duelle zum zweite Bälle zu führen.</p>
</div>
<div class="section" id="id8">
<h3>33. Minute</h3>
<p>Union führt 1-0 durch Hosiner, der etwas unvermittelt vom rechten Flügel den Ball zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum bekommt.</p>
<p>Wie auch bei einer Kreilach Chance kurz darauf zu sehen: Auch gute Halbfeldflanken, die vorbereitet und gezielt sind, können einen Effekt haben.</p>
</div>
<div class="section" id="id9">
<h3>30. Minute</h3>
<p>Kroos hat dank der zusätzlichen Station in den zentralen Räumen Freiheiten (und wegen der einfachen Flügelbesetzung Pflichten) sich horizontal weit zu bewegen. Weit und vor allem hoch bewegt er den Ball bei einem Fernschuss, der in die Wuhle fliegt.</p>
</div>
<div class="section" id="id10">
<h3>25. Minute</h3>
<p>Union ist in der Anfangsphase die spielbestimmende Mannschaft und hat vor allem im Zentrum und den rechten Halbräumen viele Aktionen. Im Zentrum sind Kreilach, Kroos und Hedlund gegen die Sechser Sandhausens in Überzahl und können so kombinieren und Gegenpressingsituationen erzeugen.</p>
<p>Sandhausen kommt nur mit langen Bällen, die nicht in die letzte Linie, sondern den Zwischenlinienraum davor gespielt werden, so Offensivaktionen.</p>
</div>
<div class="section" id="id11">
<h3>8. Minute</h3>
<p>Union, mit hoher Präsenz und vielen guten Kombinationsstaffelungen im Zentrum, kommt gut in den Zehnerraum, was zu vielen halbgefährlichen Abschlüssen aus ca. 20m und in der Folge Standards führt.</p>
</div>
<div class="section" id="id12">
<h3>5. Minute</h3>
<p>Wie vermutet sieht man enges, eher tiefes 4231 Pressing bei Sandhausen.</p>
</div>
<div class="section" id="id13">
<h3>1. Minute</h3>
<p>Hosiner sortiert sich im Sturm ein, Hedlund auf der 10. Allerdings tendieren beide dazu, ihre Laufwege kreuzen zu lassen und damit Aufgaben voneinander zu übernehmen.</p>
</div>
</div>
<div class="section" id="t-10">
<h2>T -10</h2>
<p>Der statistischen Kaderanalyse von GoalImpact zu Folge stehen die Chancen auf einen Heimsieg von Union bei 54,9%, die auf ein Unentschieden bei 27%, die auf einen Sieg von Sandhausen bei 18,1%. Ohne den Heimvorteil wäre die Verteilung: 36,7 - 30,8 - 32,5.</p>
</div>
<div class="section" id="t-25">
<h2>T -25</h2>
<p>Bei Sandhausen ändert sich personell auf 3 Positionen. Markus Karl hat nichts mit dem Aufstiegsrennen zu tun und steht nicht im Kader, für ihn spielt Kister in der Innenverteidigung. Im defensiven Mittelfeld fehlt Linsmayer, der durch Lukasik ersetzt wird. Und schließlich spielt Jakub Kosecki, und nicht Vollmann, auf dem rechten Flügel.</p>
<p>Systematisch könnte sich damit nichts ändern. Interessant wird sein, ob Union gegen das sich eng zusammenziehende Sandhausen das Spiel schneller verlagern kann, als die Gäste mit verschieben.</p>
</div>
<div class="section" id="t-55">
<h2>T -55</h2>
<p>Gerade wurden die Aufstellungen verteilt, bei Union spielen Hosiner und Hedlund, während neben Skrzybski auch Redondo aus der Mannschaft fällt, Kroos kann dagegen spielen.</p>
<p>Ich bin mir nicht sicher, wie das formativ aussehen wird. Denkbar ist, dass Union mit Raute, Hosiner auf der 10 und asymmetrischer Sturmbesetzung spielt, aber eben mit Hedlund als von links kommendem zweitem Stürmer.</p>
<p>Möglich wäre auch, dass Hosiner auf dem rechten Flügel im 433 spielt.</p>
<p>Die Vorschau findet sich unten, updates kommen von nun an oben auf der Seite.</p>
</div>
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<div class="figure">
<img alt="Union-SVS" src="https://eiserneketten.de/images/60-sand-Alt.png">
<p class="caption">Die Startaufstellungen</p>
</div>
<p>Während Sandhausen wohl wie zuletzt in einem 4231 mit Richard Sukuta-Pasu als Zielspieler auftreten wird, stellt sich an Union vor allem die Frage, wie der Ausfall von Steven Skrzybski kompensiert werden soll. Davon hängt nicht nur die Aufstellung von Jens Kellers Mannschaft ab, sondern auch deren systematische Ausrichtung.</p>
</div>
<div class="section" id="wie-spielt-union-ohne-skrzybski">
<h2>Wie spielt Union ohne Skrzybski?</h2>
<p>Denn es gibt zunächst zwei Möglichkeiten: Skrzybskis Position entweder neu zu besetzen, oder abzuschaffen.</p>
<p>Ersteres ist nicht unbedingt die einfachere Lösung, da Rechtsaußen die Position in Unions Kader ist, die am wenigsten offensichtlich doppelt besetzt ist. Die meisten Optionen sind Spieler, die eigentlich nicht auf dieser Position zu Hause sind. Das trifft etwa auf Simon Hedlund zu, der Skrzybski in Stuttgart in der Schlussphase ersetzte, eigentlich aber auf der linken Seite zuhause ist. Dort spielt er als nach innen ziehender Flügelspieler, auf rechts müsste er mehr die Linie herunter agieren und käme bei Dribblings mit Zug zum Tor in schlechtere Abschlusspositionen. Auf Grund dieser beiden Aspekte wäre Hedlund so nicht ideal eingebunden. Die anderen Optionen als direkter Ersatz teilen das Problem, in dieser Saison kaum gespielt zu haben: das gilt für Maxi Thiel ebenso wie für Raffael Korte.</p>
<p>Dass keine dieser Optionen vollkommen überzeugend erscheint, spricht dafür, auf Skrzybskis Ausfall mit einer Systemänderung zu reagieren. Spielt Union mit der Mittelfeldraute, die in dieser Saison das zweite Standardsystem war (ironischer Weise, um Skrzybski ideal einzubeziehen), entfiele die Rolle als rechter Flügelstürmer. Für die Besetzung der drei Positionen vor Stephan Fürstner bieten sich (abhängig von der Fitness von Felix Kroos) mehrere Varianten an, mit Damir Kreilach auf der Halbposition oder der Zehn, und Dennis Daube oder Eroll als Achtern. Man könnte sich auch daran erinnern, dass Rafael Korte einst gegen Sandhausen auf der 10 sein einprägsamstes Spiel für Union hatte.</p>
<p>Ein möglicher zweiter Vorteil der Raute wäre, dass damit das Zentrum ausgeglichener besetzt sein könnte als in Stuttgart und Union auch die Lücke im eigenen Spielaufbau schließen könnte.</p>
<div class="figure">
<img alt="Union-SVS" src="https://eiserneketten.de/images/60-sand-Alt.png">
<p class="caption">Auch Philipp Hosiner käme als 10er in der Raute in Frage, der aber auch statt Redondo neben Polter spielen könnte. Wahrscheinlicher als Eroll würde Dennis Daube Kroos ersetzen, falls der Kapitän nicht zur Verfügung stehen sollte.</p>
</div>
</div>
<div class="section" id="wie-spielt-sandhausen">
<h2>Wie spielt Sandhausen?</h2>
<p>Die Rautenformation könnte auch zur Ausrichtung der Gäste aus Baden passen. <a class="reference external" href="https://1916taktik.blogspot.de/">Sandhausen Taktikblogger</a> Marius Kaltwasser vermutete im Gespräch vor dem Spiel dass "die Flügel eng eingerückt spielen werden, zusammen mit dem Zehner hätte Sandhauen dann enorme Zentrumskompaktheit." Dem könnte Union mit der Raute etwas entgegenzusetzen, ohne dabei selbst auf den Flügeln allzu großer Gefahr ausgesetzt zu sein. Letzteres ist auch der Fall, weil Sandhausens Außenverteidiger sich offensiv eher zurückhalten und erst im Anschluss an lange Bälle nach vorn aufrücken.</p>
<p>Solche langen Bälle (auf Sukuta-Pasu) waren zuletzt bei Sandhausen wieder häufiger zu sehen, nachdem Kenan Kocak seine Mannschaft zwischenzeitlich etwas ambitionierter aufbauen ließ. Kaltwasser zu Folge ist vor allem die Verletzung - und ein Formtief - von Innenverteidiger Daniel Gordon verantwortlich für diese Entwicklung, da der Jamaikaner hauptverantwortlich für eine flache Spieleröffnung wäre. Gegen Union sind lange Bälle ins Sturmzentrum in der Regel allerdings nicht besonders effektiv, da Puncec und Leistner - wie auch im <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/live-aus-dem-irgendwo/">'Hinspiel'</a> zu sehen war - in diesen Situationen die allermeisten Gegner dominieren können.</p>
<p>Ohne ihn, und ohne Stürmer Andrew Wooten, musste Kenan Kocak seiner Mannschaft eine auch gegen den Ball zurückhaltendere Ausrichtung geben, statt hohen Angriffspressing übt man nun vor allem im Mittelfeldzentrum Druck auf den Gegner aus. Da Sandhausens Kader in der Liga unterdurchschnittlich gut besetzt ist, reichte</p>
</div>
<div class="section" id="frage-des-spiels">
<h2>Frage des Spiels</h2>
<p>Neben der bereits erörterten: Wie sehr vertraut Jens Keller Spielern, die bisher wenig Einsatzzeiten bekommen haben?</p>
<img alt="vgwort7" src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/77c88bf7482946f591d5b9d1fc83f3ad" style="width: 1px; height: 1px;">
</div></div>Ein Spiel machenhttps://eiserneketten.de/posts/ein-spiel-machen/2017-01-28T09:38:05+01:002017-01-28T09:38:05+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/47-bochum-adaf.png"></figure> <div><p><em>Im ersten Spiel der Rückrunde gibt es wenig filligranen Fußball bei einem 2-1 Sieg von Union gegen Bochum.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/ein-spiel-machen/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/47-bochum-adaf.png"></figure> <div><p><em>Im ersten Spiel der Rückrunde gibt es wenig filligranen Fußball bei einem 2-1 Sieg von Union gegen Bochum.</em></p>
<!-- TEASER_END -->
<p>Die Phrasen 'das Spiel machen' und 'spielbestimmend sein' gehören zum feststehenden Vokabular der Fußballsprache, und sind dabei fast immer positiv konnotiert. Wenn bei ihrer Verwendung Kritik durchscheint, bezieht diese sich fast immer auf fehlende Effizienz der 'spielbestimmenden' Mannschaft, nicht auf deren - angebliche - Dominanz selbst.</p>
<p>Diese Einschränkung ist sogar prävalent, wie das (hochinteressante) Blog <a class="reference external" href="http://fussballlinguistik.de">Fußballlinguistik</a> dankenswerterweise für Eiserne Ketten <a class="reference external" href="http://fussballlinguistik.de/2017/01/wer-macht-hier-das-spiel/">recherchiert</a> hat. Dessen Autor Simon Meier kommt sogar zu dem Schluss:</p>
<blockquote>
Insgesamt zeigt sich also, und das ist schon überraschend: Spielbestimmend zu sein und das Spiel zu machen ist was für Verlierer.</blockquote>
<p>Das Spiel, mit dem der 1. FC Union sein Ligajahr eröffnete, könnte insofern als Gegenbeispiel für diese Konventionen dienen, als man nicht besonders verschwenderisch mit Gelegenheiten umging (und das Spiel gewann). Aber während die Mannschaft in Rot den Rhythmus des Spiels bestimmte und gefühlt mehr Spielanteile hatte (die Ballbesitzstatistiken waren ausgeglichen), gereichte ihr das kaum zum Vorteil. Denn dazu, in einem Spiel tonangebend zu sein, gehört eben auch, <em>welche</em> Töne man spielt.</p>
<div class="section" id="grundausrichtung">
<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Jens Keller begann das Spiel mit der zurückhaltenderen, spielerisch limitierteren <a class="reference external" href="https://eiserneketten.de/posts/die-polter-schienen/">'prognostizierten'</a> Aufstellung, mit Michael Parensen statt Eroll Zejnullahu im zentralen Mittelfeld.</p>
<p>Dort spielte neben ihm Felix Kroos in einer Rolle, die zwischen Acht und Sechs angesiedelt war und die Damir Kreilach das zentrale offensive Mittelfeld überließ.</p>
<div class="figure">
<img alt="Union-Bochum" src="https://eiserneketten.de/images/1617-18-fcubocV.png">
<p class="caption"><em>27.1.2017: 1. FC Union 2 - 1 VfL Bochum</em></p>
<div class="legend">
Statt Eroll Zejnullahu spielte im zentralen Mittelfeld Michael Parensen - und auch sonst gab es keine Überraschungen.</div>
</div>
<p>Bochum formierte sich zwar in ihrem gewohnten 4231 in der zu erwartenden Besetzung, interpretierte das System aber weniger ballbesitzlastig und konnte -auch auf Grund von Verletzungen und Sperren - einige zentrale Mechanismen nicht umsetzen.</p>
</div>
<div class="section" id="bochumer-spielaufbau">
<h2>Bochumer Spielaufbau</h2>
<p>Wie in der Vorschau auf diesen Seiten und im taktischen <a class="reference external" href="http://www.niemalsallein.de/2017/01/zweitligafussball-der-stand-nach-der-hinrunde/">Überblick</a> der Kollegen von Niemals Allein nachzulesen ist, zeichnet sich der VfL Bochum unter Gertjan Verbeek durch ein außergewöhnliches Aufbauspiel aus. Davon war an diesem Freitagabend aber wenig zu sehen.</p>
<p>Ohne Rechtsverteidiger Stefan Celozzi musste Verbeek die Formation im Aufbau leicht umstellen: normalerweise ist es der zentrale Mittelfeldspieler Anthony Losilla der zurückfällt, um eine Aufbaudreierkette zu bilden, während Celozzi ins zentrale Mittelfeld schiebt. In seiner Abwesenheit blieb Losilla im Sechserraum und setzte sich die Aufbaureihe aus den Innenverteidigern Bastians und Fabian sowie Tim Hoogland zusammen, der als Rechtsverteidiger spielte.</p>
<p>Damit verloren die Gäste aus dem Ruhrgebiet einerseits an Qualität im Passspiel aus der ersten Linie, andererseits an passenden Staffelungen sich anbietender Spieler im Mittelfeld. Zusammen mit einem stumpfen Rasen, der lange Flachpässe erschwerte, und dem tiefen 451 Angriffspressing Unions, aus dem die seitlichen Aufbauspieler scharf angelaufen worden, führte das dazu, dass Bochum auf kontrolliertes Aufbauspiel eher verzichtete und stattdessen lange, hohe Pässe ins offensive Mittelfeld oder direkt auf Peniel Mlapa spielte. So entstanden viele eins-gegen-eins Duelle um diese Bälle. Obwohl Unions Hintermannschaft damit insgesamt gut zurecht kam, reichten die Situationen, in denen Mlapa sich durchsetzen konnte um Gefahr zu entfachen - am deutlichsten bei seiner Chance in der 14. Minute.</p>
</div>
<div class="section" id="unioner-spielaufbau-or-lack-thereof">
<h2>Unioner Spielaufbau or lack thereof</h2>
<p>Man muss nicht Ausweis-tragendes Mitglied des Eroll-Zejnullahu-Fanclubs sein, um zu sehen, dass die Entscheidung gegen ihn in diesem Spiel bedeutet, Ansprüche an Teile dessen, was guten Fußball ausmaacht, aufzugeben. Das zu konstatieren ist außerdem keine Kritik an Micha Parensen, der ein kompetentes Spiel machte. Seine Fähigkeiten waren für Unions Ballbesitzspiel auch gar nicht ausschlaggebend, da er häufig schon von Busk oder den Innenverteidigern mit langen Bällen überspielt wurde.</p>
<p>Ziel dieser Anspiele war vor allem Sebastian Polter, der so aber nicht optimal eingebunden war. Zwar konnte der Rückkehrer Bälle sichern, und sich einige Male sogar um seinen Gegenspieler Richtung Tor drehen, aber auch dann sah er sich meist noch der letzten Verteidigungslinie Bochums gegenüber, oft ohne weitere Anspielstationen. So verliefen sich auch gelungene Aktionen. Das Union nicht zu klaren Chancen kam, lag also nicht nur an Ungenauigkeiten im finalen Passspiel, sondern vor allem daran, dass es diesem an Vorbereitung fehlte. Gegen eher tief und passiv verteidigende Bochumer ergaben sich außerdem weniger Räume als erhofft, die Skrzybski oder Hedlund mit Tempo hätten attackieren können.</p>
<p>So waren Dribblings in den linken Halbraum von Kristian Pedersen unter den auffälligsten Offensivaktionen Unions. Das änderte sich auch in der zweiten Halbzeit kaum. Mit viel direktem Spiel gab sich Union zwar die Chance, von Fehlern wir dem von Bastians vor dem 1-1 zu profitieren - war darauf aber auch angewiesen. Erfolgsstabile Mechanismen waren dabei aber nicht zu sehen.</p>
</div>
<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Das Durchlassen des Balles von Merkel vor Bochums Führungstor, mit dem er die Balance des Angriffs verschob und letztlich Parensens Stellungsfehler in Unions verwirrter Abwehr verursachte, war schön anzusehen. <a class="reference external" href="https://twitter.com/sonjariegel/status/825060490082709504">Danke Merkel</a>.</p>
</div></div>Union unter Kellerhttps://eiserneketten.de/posts/union-unter-keller/2017-01-11T17:15:09+01:002017-01-11T17:15:09+01:00Daniel Roßbach<figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20170303_FCU-FCWK_00970_Stefanie-Fiebrig_crop.jpg"></figure> <div><p><em>Eine Übersicht</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/union-unter-keller/">Weiterlesen…</a> (12 min verbleiben zum Lesen)</p></div><figure><img src="https://eiserneketten.de/images/20170303_FCU-FCWK_00970_Stefanie-Fiebrig_crop.jpg"></figure> <div><p><em>Eine Übersicht</em></p>
<!-- TEASER_END -->
<p>Dieser Artikel erschien zuerst auf <a class="reference external" href="http://spielverlagerung.de/2017/01/11/union-berlin-unter-jens-keller/">Spielverlagerung</a>.</p>
<p>--</p>
<p>Als Jens Kellers Zeit als Trainer von Schalke 04 im Oktober 2014 endete, stand es nicht besonders gut um die Reputation des Trainers, vor allem nicht unter <a class="reference external" href="http://spielverlagerung.de/2014/10/17/jens-kellers-ende-auf-schalke-die-rein-sportlichen-gruende/">taktikaffinen</a> Beobachtern.
Keller wurde vorgeworfen, nicht in der Lage gewesen zu sein, aus den Gelsenkirchenern mehr als nur eine effektive, flügellastige Kontermannschaft zu machen; vielversprechendes Spielermaterial nicht optimal genutzt zu haben; und dass jemals Jermaine Jones aufgestellt wurde.</p>
<p>Es dauerte anderthalb Jahre, bis Keller wieder einen Trainerposten annahm - zur laufenden Saison beim ambitionierten Zweitligisten Union Berlin, begleitet vom dänischen Co-Trainer Henrik Pedersen. Wie sieht nun der Fußball aus, den Union unter Keller spielt? Hebt er sich vom nicht übermäßig spektakulären Rest der zweiten Liga ab? Hat Keller sich weiterentwickelt? Und welches Potential liegt in der Mannschaft aus Köpenick?</p>
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<h2>Prinzipien</h2>
<p>Seit seiner ersten <a class="reference external" href="https://www.aftv-online.de/player/list/0/9272253/1">Pressekonferenz</a> bei Union betont Keller immer wieder, dass konsequentes Pressing und Gegenpressing die Elemente sind, auf die er sich mit seiner Union-Mannschaft konzentrieren möchte.</p>
<p>Dieser Fokus ist im Auftreten der Mannschaft bisher tatsächlich zu sehen, wenn auch in manchen Bereichen nur in Ansätzen, denn eine kohärente Struktur fehlt noch - das gilt vor allem für das Gegenpressing.</p>
<p>Auch die Probleme, die mit dieser Ausrichtung - soweit sie bisher umgesetzt wird - einhergehen, sind unverkennbar: in Spielen gegen Mannschaften, die Union den Ball und die Initiative überlassen, sah der aktuelle Tabellenfünfte (zunehmend) schlecht aus. So fiel ohne zwingendes Ballbesitzspiel die offensive Produktivität gegen Würzburg, Kaiserslautern oder Heidenheim weit ab - Gegner, gegen die Unions Pressing ebenfalls keinen Zugriff fand.</p>
<p>Demgegenüber stehen stärkere Partien gegen die Aufstiegsaspiranten Hannover, Braunschweig und Stuttgart, in denen beide Seiten auf aktives und aggressives Spiel gegen den Ball setzten, und der Spielrhythmus Union die ungeordneten Situationen anbot, die selbst zu kreieren man sich anderenfalls schwertat. Ist bereits Dynamik im Spiel, verfügt die Mannschaft über genug individuelle Qualität und gruppentaktische Mechanismen, sie auszunutzen.</p>
<p>Für diese Schwierigkeiten in verschiedenen Konstellationen ist ein und dieselbe Schwäche - oder noch nicht hinreichend ausgebaute Stärke - verantwortlich: der Ballbesitzaspekt einer Gegenpressingstrategie. Weil Unions Angriffsspiel auf Vertikalität und Schnellangriffe ausgerichtet ist, fehlen stabile Mechanismen im eigenen Ballbesitzspiel, mit denen man sich auch gegen tiefer stehende Gegner in zentrale offensive Räume kombinieren könnte. Weil Union keinen durch enge Staffelungen abgesicherten Ballbesitz in diesen Zonen hat, ereignen sich auch keine produktiven Ballverluste die Gegenpressingsituation mit wertvollen Ballgewinnen auslösen könnten.</p>
<p>Trotzdem ist die Vorgabe, mit Gegenpressing auf Ballverluste zu reagieren, unverkennbar und wird recht konsequent umgesetzt. Das spielmachende Potential ist dabei zwar begrenzt, doch auf Zweitliganiveau reichen einigermaßen geschickte und konsequente Bewegungen der Stürmer - vor allem Quaner und Redondo - zu manchen Ballgewinnen in unmittelbarer Tornähe, die gegen 1860 München, St. Pauli oder Bielefeld auch zu Treffern führten. Diese Situationen kamen vor allem im 4-3-3-Pressing mit großen Abständen zwischen Mittelfeld und Sturmreihe zu Stande.</p>
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<h2>Systeme</h2>
<p>Zur Umsetzung seiner Leitlinie setzte Keller zunächst vor allem auf ein 4-3-3 mit einem (im Aufbau zurückfallenden) Sechser und zwei Achtern, die etwa auf gleicher Höhe agierten. Diese Positionen wurden in der ersten Phase der Saison fast durchgängig mit Stephan Fürstner beziehungsweise Felix Kroos und Damir Kreilach besetzt. Die Rolle der Außenstürmer wandelte sich etwas mit der Besetzung des Sturmzentrums, wo auf Grund von Verletzungen beider Spieler zu unterschiedlichen Zeiten sowohl Neuzugang Philip Hosiner als auch der in der vergangenen Saison marginalisierte Collin Quaner zu Einsätzen kamen.</p>
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<img alt="Union Saisonanfang" src="https://eiserneketten.de/images/erstes_drittel.png" style="width: 495px; height: 310px;">
<p class="caption">Unions Standardaufstellung und Formation in der ersten Saisonphase.</p>
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<p>Obwohl der Österreicher und der Deutsch-Ghanae sehr unterschiedliche Spielertypen sind, und ihre Positionen verschieden interpretieren, erfüllen beide Stürmer im 433 (prinzipiell) die Aufgabe, den Zehnerraum ins Offensivspiel einzubinden.
Quaner leistete seinen Beitrag meist als Ziel für durch lange Anspiele, wobei es den anschließenden zweiten Bällen in schwächeren Phasen an Genauigkeit und Abnehmern fehlte. Dagegen versteht es Hosiner gut, sich aus der vordersten Linie etwas fallen zu lassen und dann Läufe in die Spitze anzubieten. Besonders auffällig sind seine oft als Außenrist-Flick gespielten, nach vorn gerichteten Ablagen, mit denen er ein- und nachrückenden Außenstürmer einbezieht.</p>
<p>Die erste wesentliche formative Umstellung nahmen Jens Keller und sein Trainerteam am neunten Spieltag für das erste Spitzenspiel der Saison, zuhause gegen Absteiger Hannover, vor. Überraschend spielte Steven Skrzybski an der Spitze einer Raute auf der 10. Das 24-jährige Eigengewächs Unions wurde zwar in der Vorbereitung einige Male in ähnlicher Rolle eingesetzt, doch in den Pflichtspielen bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich nicht angedeutet, dass diese Versuche positiv bewertet wurden.</p>
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<img alt="Union Raute" src="https://eiserneketten.de/images/raute.png" style="width: 495px; height: 310px;">
<p class="caption">Unions Raute, die seit der Partie gegen Hannover im Wechsel mit dem 433 gespielt wird.</p>
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<p>Trotz eines 2-1 Sieges gegen Hannover zeigte die Partie, die trotzdem einer der Höhepunkte der Hinrunde Unions war, die (konventionellen) Probleme, die Berliner mit der Raute hatte.
Gerade in Gegenpressingsituationen verschoben die Achter radikal auf eine Seite (häufiger die eigene linke), und ließen die ballferne Flanke, auf der im Vergleich zum 433 ohnehin die Außenstürmer fehlten, verwaisen. Daraus entstand eine Reihe hochgefährlicher Angriffe für Hannover, von denen allerdings (wie der xG Verlauf von 11tegen11 zeigt) viele nicht in Schüsse und erst recht nicht Tore umgesetzt werden konnten.</p>
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<img alt="Expected goals Union-H96" src="https://eiserneketten.de/images/xG_h96.jpg" style="width: 600px; height: 250px;">
<p class="caption">Der Expected Goals Graph - vom exzellenten Statistikblog <a class="reference external" href="http://11tegen11.net/">11tegen11</a>. Wir sehen, dass bis zu Unions Doppelschlag wenig zwischen den Mannschaften lag und dass Hannover - trotz Problemen, Chancen auszuspielen - nur knapp weniger Gelegenheiten als Union produzierte.</p>
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<p>Die fehlende Absicherung auf den Flügeln war allerdings nicht neu, und hatte etwa schon beim 4-4 gegen Bielefeld auch im 433 zu großen Defensivproblemen geführt. Von der Raute ausgehend war aber auch das Pressing enger als zuvor im 433 und verschärfte die Situation.
Die Spitzen (Hosiner und Kenny Prince Redondo) liefen Hannovers Innenverteidiger recht frontal an. Hinter ihnen stand Union massiv und die Mittelfeldspieler rückten aggressiv weit auf. Gelang es den Köpenickern also, das Aufbauspiel Hannovers in diesen Korridor zu leiten, kam man zu vielversprechenden Ballgewinnen mit anschließenden vertikalen Kombinationsmöglichkeiten. Umspielte Hannover das Pressing jedoch, stand vor allem Unions rechte Seite extrem offen.</p>
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<img alt="Union offene Flanke" src="https://eiserneketten.de/images/96-pressing-verschieben.png" style="width: 495px; height: 310px;">
<p class="caption">Unions (in rot) enge Pressingformation gegen Hannover</p>
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Weil Union in diesem Spiel in wichtigen Hinsichten Glück hatte, können weder das Ergebnis, noch positive Leistungsdaten, die sich wie xG Modelle auf abgegebene Schüsse beziehen, Zweifel an Unions strategischer Ausrichtung hier ganz ausräumen - Zweifel, die sich letztlich darauf richten, ob sich die Mannschaft von Jens Keller berechtigte Hoffnungen machen kann, sich bis zum Schluss im Rennen um den Aufstieg zu halten.</div>
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<h2>Problem Ballbesitz</h2>
<p>Die angesprochenen Probleme im Ballbesitz bestehen, obwohl die zu Kombinationen nötigen Fähigkeiten in der Mannschaft durchaus vorhanden sind: die Innenverteidigung besteht aus dem im Passspiel limitiertem, aber zuverlässigem Toni Leistner, und Roberto Puncec, dessen Spiel noch präziser und kreativer ist (aber oft davon eingeschränkt, als Rechtsfuß innen-links eingesetzt zu werden), während das Mittelfeld aus Fürstner/Daube, Felix Kroos und Damir Kreilach im Ligavergleich hohe individuelle Qualität aufweist. Unterstützt werden die drei zentralen Spieler außerdem von den hoch aufrückenden Außenverteidigern, unter denen sich vor allem auf links der dänische Neuzugang Kristian Pedersen - auch mit Dribblings in den offensiven Halbräumen - sehr positiv hervortun konnte.</p>
<p>Genutzt werden Kurzpassstafetten von Union aber fast nur, um sich nach Ballgewinnen aus Engen zu befreien, und nicht als gesuchtes, konstruktives Mittel des eigenen Offensivspiels. Statistiken unterstreichen diese Beschreibung: Union hat zwar den drittmeisten Ballbesitz der Liga (53,8%), aber nur die neuntbeste Passerfolgsquote (72,6%). Die Mannschaft bekommt den Ball in vielen Spielen, da sie als Favorit gilt und Gegner abwartend agieren; die eigene Spielanlage ist aber nicht auf sicheren Ballbesitz ausgelegt.</p>
<p>Das eklatanteste Beispiel für einen Mangel an strukturiertem Aufbau- und Kombinationsspiel lieferte das Spiel in Kaiserslautern, als Union besonders stark darauf bestand, in Ballbesitz eine Dreierkette aus den Innenverteidigern und dem sich in die Mitte oder nach links fallen lassenden Fürstner zu bilden.</p>
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<img alt="Pässe UNION-fck" src="https://eiserneketten.de/images/pass_fck_fcu.jpg" style="width: 400px; height: 600px;">
<p class="caption">Diese Graphik, ebenfalls von 11tegen11, repräsentiert die Pässe zwischen Union Spielern - je dicker der Strich, desto mehr Pässe. Das beschriebene Muster ist klar, genauso wie das dadurch entstehende Problem. Kein Offensivspieler hatte Präsenz, und vor allem fehlte es vollkommen an Verbindung zwischen ihnen, insbesondere der nicht vorhandene Link zwischen Kroos und Kreilach ist skandalös.</p>
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<p>Gegen ein abwartendes 4-3-3 Mittelfeldpressing der Pfälzer hatte man so erhebliche Mühe, die Achter im Zwischenlinienraum anzuspielen. Und selbst wenn Pässe auf Kreilach oder Kroos gespielt wurden, fanden beide sich voneinander isoliert, sodass Angriffe früh auf die Flügel gelenkt wurden. Ohnehin waren langsam oder schwer zu verarbeitende hohe Diagonalbälle von Fürstner auf die Außenverteidiger ein häufiges Element, dessen Effektivität noch zusätzlich darunter litt, dass Puncec als rechter Flügelverteidiger in unpassender Position spielen musste. Um die Außenverteidiger zu unterstützen, ließen sich die Flügelstürmer in dieser Partie weit zurückfallen, fanden so aber keinen Bezug zu den gefährlichen Räumen, während Quaner im Sturmzentrum isoliert war.</p>
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<img alt="Union Aufbau FCK" src="https://eiserneketten.de/images/12-lautern-aufbau.png" style="width: 495px; height: 310px;">
<p class="caption">Union (in weiß) konnte die erste Pressinglinie Lauterns selten produktiv überspielen.</p>
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<p>Ein Symptom dafür, dass kombinatives Ballbesitzspiel nicht zu den Prioritäten Kellers für seine Union Mannschaft gehört, ist, welch kleine Rolle Eroll Zejnullahu in dieser Saison spielt. Nachdem der 22-jährige sich unter Sascha Lewandowski in der letzten Saison einen Stammplatz erspielt hatte, kam er in der Liga-Hinrunde nie länger als eine Halbzeit und nur einmal länger als 45 Minuten zum Einsatz.</p>
<p>Nur im Pokal durfte Zejnullahu ein ganzes Spiel machen, und das paradoxerweise in der Partie, in der Union mit den geringsten Spielanteilen rechnen konnte - beim BVB in Dortmund. Dort konnte er seine Qualitäten als pressingresistenter und kreativer Dribbler und Passgeber allerdings auch in einer auf Konter lauernden Mannschaft zeigen und war maßgeblich daran beteiligt, dass Union aus seinen Umschaltmomenten recht viel offensives Kapital schlagen konnte und wenige empfindliche Ballverluste im Gegenpressing zu verzeichnen hatte.</p>
<p>Zejnullahus Lage könnte sich in den kommenden Monaten allerdings durch eine Verletzung verändern: Union muss auf Dennis Daube verzichten, der sich in einer Aktion, in der er einen Strafstoß verursachte, eine schwere Schulterverletzung zuzog. Damit könnte Zejnullahu zumindest zur ersten Option für ein spielstärker besetztes Mittelfeld werden.</p>
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<h2>Rollen und Mechanismen</h2>
<p>Sollte es Union doch gelingen, sich in der Spitzengruppe der 2. Liga zu halten, hätte das viel mit einer der zentralen Stärken der Mannschaft zu tun: der Endverteidigung im Strafraum, vor allem gegen Flügelangriffe und direktes, vertikales Spiel. Der physisch und besonders im Kopfball sehr starke Toni Leistner ist ein entscheidender Faktor, das umsichtige Spiel von Sechser Stephan Fürstner, der nach gewonnen Kopfballduellen zweite Bälle sichert, ein anderer. Die Qualität liegt hier also eher in individuellen Fähigkeiten und Charakteristiken, die relativ unabhängig von Systemen sind.</p>
<p>Das gilt auch für Details im Ausspielen von Angriffen über die Flügel, bei denen in dieser Saison durchweg das Bemühen sichtbar war, Dribblings in den Strafraum und Rücklagen gegenüber klassischen Flanken vorzuziehen. Vor allem in Spielen mit Raute fiel diese Aufgabe den Außenverteidigern zu, die aber auch im 433 regelmäßig mit Ball ins Angriffsdrittel kamen. Trimmel spielt dabei häufiger etwas höher als Pedersen, was vor allem daran liegt, dass in den Spielen, in denen Skrzybski nicht auf dem rechten Flügel, sondern an der Spitze des Mittelfelds spielt, die Offensivreihe etwas asymmetrisch besetzt und auf den linken Flügel verschoben ist.</p>
<p>Gerade im Kontext der Formationswechsel ist dagegen die Rolle von Damir Kreilach interessant. Der Kroate, der 2013 von seinem Stammverein HJK Rijeka nach Berlin kam, spielt in dieser Saison in einer etwas zurückgezogeneren Rolle als in der letzten Spielzeit, in der er oft sogar als verkappter Stürmer agierte. Obwohl Kreilach weiterhin relativ häufig in Abschlusssituationen kommt (1,9 Schüsse aus dem Spiel/90min) und mitunter effektive Aktionen im Zehnerraum hat (wie die Torvorbereitung gegen Fürth), teilt er sich diese Aufgaben stärker als bisher mit Felix Kroos, wenn Union im 4-3-3 spielt.</p>
<p>Die Raute hingegen ist der Versuch, Steven Skrzybski statt des rechten Flügels diese Räume bespielen zu lassen. Die Ergebnisse - Skrzybski gelangen in vier Spielen im zentralen offensiven Mittelfeld 2 Tore und keine Vorlage, während er in 11 Spielen auf dem Flügel je vier mal traf und auflegte - stellen die Effektivität dieser Maßnahme in Frage (wobei zugegebenermaßen die Bewertungsgrundlage dünn ist). Das Problem lag dabei allerdings häufiger darin, den Ball zu Skrzybski zu bringen, als in dessen Verwertung von Situationen. Neben diesen bereits angesprochenen Problemen Unions im Ballbesitz waren natürlich auch die jeweiligen Gegner in ihrer Herangehensweise bestimmend für die Möglichkeiten, die sie eröffneten. Hannes Wolfs Stuttgarter etwa verengten mit einem sehr aggressiven 4141 die Räume in der Hälfte Unions und forcierten Mannorientierungen - Union entzog sich diesem Druck eher über die Flügel (und vor allem den schnellen und in der geschickt Räume findenden Simon Hedlund).</p>
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<div class="section" id="fazit">
<h2>Fazit</h2>
<p>Union Berlin ist unter Jens Keller eine kompetente Zweitligamannschaft, die über genug individuelle Qualität verfügt, um die Aufstiegsplätze zu spielen. Die taktische Ausrichtung der Mannschaft ist nicht gerade extravagant, passt aber immerhin zu vielen der Spieler, die regelmäßig zu Einsätzen kommen.</p>
<p>Die Optionen gerade in der Offensive sind allerdings auch durch Verletzungen beschränkt: Maxi Thiel, der auch im Wintertrainingslager fehlen wird, oder Raffael Korte, die das Angriffsspiel eventuell variabler hätten gestalten können, waren auf Grund langer Zwangspausen keine Option.</p>
<p>Obwohl auch Rechts- und Innenverteidiger Benjamin Kessel für fast die komplette Hinrunde ausfiel, betrafen diese Verletzungen eher die offensiven Mannschaftsteile. Dort liegt auch systematisch das größere Potential für Verbesserungen (die auch defensive Wechselwirkungen hätten).</p>
<p>Diese Diagnose widerspricht allerdings dem Konsens über die Charakteristik der Mannschaft, der unter anderem durch recht verbreitete Wahrnehmungsverzerrungen beeinflusst wird.
Denn die Bewertung des Offensivspiels einer Mannschaft auf Grundlage subjektiver Eindrücke ist schwierig. Ein Problem dabei ist, zwischen Szenarien zu entscheiden, in denen nicht genug Torschüsse produziert werden, weil es an vielversprechenden Angriffssituationen mangelt; und solchen, in denen das Problem ist, dass Schüsse nicht effektiv genug verwertet werden. Gerade wenn ersteres der Fall ist liegt es nahe, sich an die wenigen, gescheiterten Versuche zu erinnern - und den gegensätzlichen Fall zu diagnostizieren. Auch deshalb klagen Fans aller Vereine über die unterdurchschnittliche Chancenverwertung ihres Teams.</p>
<p>Das galt auch für die Hindrunde Unions, in der das tatsächliche Problem öfter in mangelnder Erschließung für die offensive wichtiger Zonen lag. Wenn sich die Mannschaft von Jens Keller in diesem Aspekt verbessert, gehört sie zu den ersten Herausforderern für den Aufstieg in die Bundesliga.</p>
<p>Dass der Verein genau das anstrebt, ist auch die Nachricht, die mit einem spektakulären Wintertransfer gesendet wird: Sebastian Polter, der aus Mainz ausgeliehen 2014/15 in 29 Spielen 14 Tore für Union schoss und anschließend zu Queens Park Rangers wechselte, kehrt aus London nach Europa zurück und wurde fest verpflichtet. Damit einher geht auch eine Entscheidung, das direkte Element im Angriffsspiel zu forcieren, statt zu versuchen, ein komplexeres Ballbesitzspiel zu entwickeln. Mit mehr individueller Qualität im Sturmzentrum wird sich Union in dieser Disziplin mit Polter wohl tatsächlich verbessern, verzichtet aber gleichzeitig darauf, eine Strategie zu verfolgen, mit der eventuell ein noch höheres Niveau hätte erreicht werden können. Der Grund dafür dürfte genau in diesem 'eventuell' liegen - wobei aber abzuwarten bleibt, wie entwicklungsfähig die Mannschaft gerade im Erfolgsfall sein wird.</p>
</div></div>Genauso, aber in guthttps://eiserneketten.de/posts/genauso-aber-in-gut/2016-09-11T00:10:56+02:002016-09-11T00:10:56+02:00Daniel Roßbach<div><p><em>Union gewinnt dominant wie selten mit 4-0 gegen Karlsruhe.</em></p>
<p><a href="https://eiserneketten.de/posts/genauso-aber-in-gut/">Weiterlesen…</a> (3 min verbleiben zum Lesen)</p></div><div><p><em>Union gewinnt dominant wie selten mit 4-0 gegen Karlsruhe.</em></p>
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<h2>Grundausrichtung</h2>
<p>Die Mannschaft von Jens Keller war in diesem Spiel in allen Belangen überlegen. Wie in jedem Spiel bestimmte die taktische Grundkonstellation das Ergebnis nicht, schuf aber die Bedingungen, unter denen es zu Stande kommen konnte. Dieses Gerüst bestand in dieser Partie aus einer Union Mannschaft, die weitgehend unverändert in der 433 Ordnung der bisherigen Spiele auflief; und einem KSC im flachen 442 mit und ohne Ball, das allerdings tiefer ausgeführt wurde als etwa bei der Niederlage der Badener im Pokal gegen 1860.</p>
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<img alt="Union-KSC" src="https://eiserneketten.de/images/31_ksc_adaf.jpg" style="width: 330px; height: 495px;">
<p class="caption">Jens Keller zeigt sich weiter als Freund der Konstanz in seinen Aufstellungen und bietet auf acht Positionen die selben Akteure wie bisher auf. Auf den restlichen Posten wird wie bekannt gewechselt (oder nicht): Schöhnheim für Puncec; Nikci statt Redondo; Quaner statt des wieder fitten Hosiner.</p>
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<p>Damit waren die Konfrontationen des Spiels angelegt: Unions Ballbesitzspiel gegen Karlsruhes Defensivorganisation; Unions Zugriff auf das Auslösen von Karlsruher Angriffen; und Karlsruhes Umschalt-Verteidigung nach Ballgewinnen Unions im Gegenpressing</p>
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<div class="section" id="id1">
<h2><a class="reference external" href="http://rasenfunk.de/tribuenengespraech/spielanalyse-tg008">Perturbationsmomente</a></h2>
<p>Vor dem Spiel habe ich mich und Jens Keller gefragt, welche Qualitäten Union entwickeln müsse, um das gemäßigt aggressive Mittelfeldpressing Karlsruhes zu überwinden. Während Unions Trainer nicht bereit war, substantielle Einschätzungen dazu preiszugeben, erschien auch als Lehre aus dem Spiel in Bielefeld klar, dass wichtig sein würde, mit der ersten Station im Mittelfeld in die gegnerische Formation einzudringen. In Bielefeld brauchte es dazu Eroll Zejnullahu, in diesem Spiel gelang es auch Stephan Fürstner.</p>
<p>Der Sechser ließ sich nicht so weit fallen wie zuletzt und bot sich stattdessen zwischen den Karlsruher Stürmern und zentralen Mittelfeldspielern oder gar in den Schnittstellen zwischen letzteren an. So hatte er kürzere Abstände zu Kreilach und Kroos - wozu auch beitrug, dass sich der Kroate öfter in die Rolle des tieferen Achters begab und so selbst mit seinen Bewegungen die Mittelfeldzonen besser verband.</p>
<p>In der Folge hatte Union keinerlei Probleme, die erste Pressingreihe (also die Stürmer) zu überspielen und kam auch immer wieder in die Zwischenräume von KSC-Mittelfeld und Abwehr. So standen das Mittelfeld oft in zu großen Abständen und diagonal versetzt, sodass Pässe durch die vergrößerten Schnittstellen möglich wurden. Das lag allerdings auch daran, dass die Badener ihre Ordnung recht ungenau hielten, woran die schwere Verletzung ihres defensiven Mittelfeldspielers Gaetan Krebs sicher erheblichen Anteil hatte.</p>
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<div class="section" id="umschalten">
<h2>Umschalten</h2>
<p>Eine offenkundige Schwäche Karlsruhes in zumindest einigen der bisherigen Spiele unter Thomas Oral war die Verteidigung in Umschaltmomenten. Union gelang es, diese Schwäche mit Pressing und Gegenpressing zu fokussieren.</p>
<p>Während hohes Pressing bisher nur sporadisch eingesetzt wurde, zeigte man es in diesem Spiel durchgängiger und ließ man sich nur gelegentlich ins Mittelfeldpressing fallen, in dem die Außen ins Mittelfeld rückten und eine 4141/442 Staffelung erzeugten. Im hohen 433 Pressing dagegen waren auch die Abstände zwischen erster und zweiter Linie im Pressing kleiner als zuletzt, wodurch der Druck, den Quaner, Nikci und Skrzybski ausübten, effektiver in Ballgewinne umgesetzt wurde.</p>
<p>Das Pressing im Aufbauspiel wurde durch Karlsruhes Fokus auf die eigene rechte Seite erleichtert. So konnte man auf die eigene linke Seite verschieben und die Räume dort verengen. In diesen Räumen geschah dann, was für diese Partie überhaupt prägend war: Situationen gingen zu Gunsten von Union aus.</p>
<p>Der Zugriff, den Union im Gegenpressing hatte, folgte aus der systematisch angelegten Überzahl im Zentrum, aber wohl auch den psychologischen Effekten des Spielstandes, die dazu führten, dass die Spieler in Rot die Mehrheit eigentlicher 50/50 Szenen für sich entschieden.</p>
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<div class="section" id="szene-des-spiels">
<h2>Szene des Spiels</h2>
<p>Der Spielzug zum Elfmeter (13:45 AFTV Zeit 2.HZ) illustriert, wie wenig effektiv Karlsruhes Verteidigung gegen Unions Aufbauspiel war. Mehrfach überspielte Union das Mittelfeldpressing und ließ sogar Möglichkeiten aus, große Lücken zu bespielen. Diese entstanden durch unkoordinierte und nicht abgesichertes Anlaufen der Karlsruher. Dass Quaner beim Pass von Skrzybski knapp im Abseits stand, ist da nur ein Schönheitsfehler.</p>
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