Conflicted

In einem insgesamt guten und abwechslungsreichen Spiel trennen sich Union und Nürnberg unentschieden, obwohl Union in Franken Probleme im Spielaufbau hat.

Nürnberg-Union

Spieltag 3, 20. August: 1. FC Nürnberg 1 - 1 Union, die Aufstellung zu Beginn:Union kehrt zum FKK Mittelfeld zurück.

Im Vorfeld des Spiels der zwei ungeschlagenen Mannschaften an der Ligaspitze wurde vor allem diskutiert, ob mit der Rückkehr von Stephan Fürstner in Unions Mittelfeld die Defensive wieder stabiler werden würde. Konter, die in den vorhergehenden Spielen immer wieder zu gegnerischen Großchancen geführt haben, waren dann auch tatsächlich kein großes Problem. Das lag aber vor allem daran, dass Union selten in Situationen kam, ausgekontert zu werden.

Expected goals Verlauf

Die Abfolge der Torchancen. Die Graphiken stammen von 11tegen11 (Twitter | Blog), eine einfache Erklärung habe ich hier aufgeschrieben. Union hatte deutlich weniger, in der Summe aber genauso gute Abschlüsse wie die Gastgeber. Allein zwei Chancen (von denen eine mangels Schuss hier fehlt) verdankten sich Balleroberungen von Sebastian Polter.

Aufbau

Vor allem in der ersten Halbzeit hatte Union große Probleme mit dem eigenen Spielaufbau. Das hatte auch damit zu tun, dass die offensiven Außen Nürnbergs hin und wieder recht aggressiv pressten. Wenn sie das taten, rückten auch Möhwald und Behrens auf und hielten so das Nürnberger Pressing kompakt.

Aber auch, wenn Nürnberg nicht im Angriff aktiv presste, tat sich Union schwer. Einmal mehr funktionierte das zurückfallen oder herauskippen der Sechser nicht gut, um das Mittelfeld ins Spiel zu bringen. Sowohl Kroos als auch Fürstner waren in manchen Situationen in der ersten Linie des Spielaufbaus zu sehen, beide fanden dann aber in der nächsten Reihe keine produktiven Anspielstationen. 'Produktiv' heißt hier, dass etwa Fürstner wenn er im zentralen Mittelfeld den Ball erhielt fast immer direkt unter Druck stand und nicht zu Pässen in die vorderen Mannschaftsteile kam.

Die Außenspieler Unions positionierten sich sehr tief und recht weit in die Mitte einrückend. Ähnliche Muster waren schon in den bisherigen Spielen in dieser Saison zu sehen, in diesem Spiel waren sie aber noch stärker ausgeprägt. Allerdings half Skrzybskis und Hedlunds Spielweise der Mannschaft kaum mit ihren Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen. Nur selten wurden sie im Spielaufbau als zusätzliche Anspielstationen in der Mitte genutzt, und waren so letztlich überhaupt nur selten ins Spiel eingebunden. Dass gerade eine Aktion, in der Skrzybski - wenngleich zufällig, außer Toni Leistner ist der, nicht ein Fußballgott - im Zentrum an den Ball kam und Hedlund aus der Tiefe in die Spitze startete zum sehr schönen ersten Führungstreffer führte ist da fast ironisch.

Pässe

Die Passgraphik von Nürnberg sieht sehr symmetrisch aus, in Unions ist vor allem auffällig, wie tief Skrzybski und Hedlund zu Ballkontakten kamen.

Die Folge der Unioner Probleme in Ballbesitz waren einerseits viele Ballverluste durch relativ ziellos Bälle aus der Abwehr heraus, zu schwierige Situationen für Sebastian Polter und schließlich den Verzicht auf Aufbausituationen etwa nach eigenen Abstößen.

Nürnberg dagegen hatte deutlich mehr Spielanteile und konnte in Ballbesitz sehr viel strukturierter agieren. Den Aufbau der in der Zentrale, der oft über ebenfalls mit einem zurückfallenden Sechser funktionierte, konnte oder wollte Unions Pressing kaum stören, in dem es zwischen Polter und Kreilach auch zu gelegentlichen Abstimmungsschwierigkeiten in der Entscheidung zwischen Anlaufen und Zustellen der Passwege kam. Am häufigsten war Tim Leibold das Scharnier ins Angriffsspiel, mit dem Steven Skrzybski individuell defensiv (wenig überraschend) deutliche Schwierigkeiten hatte.

Stilfragen

Nun könnte man sagen, dass fehlende Strukturen und Spielanteile im Ballbesitz kein zentrales Problem für Union sind, da die Mannschaft stärker auf (Gegen)pressing ausgelegt ist.

Das stimmt aber nicht, denn um das Gegenpressing ins Spiel zu bringen, muss der Ball erstmal in offensive Räume kommen, ohne dort von der gegnerischen Mannschaft sicher kontrolliert zu werden. Und um verlässlich zu funktionieren, sollten diese Räume auch in Gleich- oder Überzahl besetzt werden.

Beides hat Union gegen Nürnberg nicht gezeigt. Die Ballgewinne die es gab waren eher individuelle Aktionen. Gleiches galt für das Pressing in den letzten Spielen insgesamt. Hier hat sich Union im Vergleich zur letzten Saison etwas zurückentwickelt.

Szene des Spiels

Die Chance von Damir Kreilach nach genau einer halben Stunde. Der Angriff beginnt mit Strafraumverteidigung von Leistner, die entscheidend dafür war, dass Nürnberg sein spielerisches Übergewicht nicht in ein Chancenplus umsetzen konnte. Entscheidend, und selten an diesem Nachmittag, dann das Leistner den ersten Aufbauversuch abbricht, Kroos mitnimmt, und Union weiter auf Pedersen verlagert. In diesem Moment gelang es Union wie selten, die erste Reihe der Nürnberger Defensivformation zu überspielen und die Franken insgesamt zu zwingen, nach hinten zu verteidigen. Auch in dieser Szene folgt ein langer Ball auf Polter, der aber etwas besser vorbereitet und leichter zu verarbeiten ist als viele andere. Polter kann sich durchsetzen und Kreilach (anders als es Jens Keller wohl von draußen gesehen hat) gut einsetzen, der allerdings den Abschluss nicht richtig trifft.

Expected goals Karte

Die Expected Goals Karte des Spiels: Nürnberg hatte insgesamt und auch in der Offensive größere Spielanteile, Union machte aus seinen sehr viel

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