Diagonales Hin und Her

Union-MSV

Die Aufstellungen zu Beginn: Mit Kroos Žulj, Hartel für Hedlund, und Gogia für Redondo ist die ganze Offensive um Sebastian Andersson neu besetzt.

Union wird den im Vorfeld des Spiels formulierten Ansprüchen gerecht und entwickelt neue Lösungen im Spielaufbau, wird dann trotzdem vor allem auf den Flügeln gefährlich, liegt vorn, zurück und spielt am Ende 2-2 Unentschieden gegen den Meidericher SV.

Die Probleme, die Union in allen bisherigen Spielen mit dem Spielaufbau im Zentrum hatte, waren in der letzten Partie vor der Länderspielpause in Sandhausen offensichtlich geworden. Und so war vor dem Spiel gegen die punkt- und torlosen Duisburger aus dem Union Lager zu hören, dass man sich darin verbessern wolle.

Das gelang dann auch, mit einer auf den ersten Blick paradoxen Lösung für das Problem, den Sechserraum nicht immer gut besetzt zu haben: Manuel Schmiedebach zog sich im Aufbau konsequent aus diesem Raum zurück und fiel nun quasi immer zwischen die Innenverteidiger zurück. Das hatte er bisher gelegentlich getan, aber eben längst nicht so oft und konsequent. Entscheidender war aber noch, dass er es dann auch oft war, der aus dieser Position heraus die Angriffe Unions im Ernst begann. Damit ergab sich auch eine noch klarere Aufgabenteilung im Mittelfeld von Unions 433: Schmiedebach auf der Sechs als Aufbauspieler und Bälle-Einsamler und Verteiler, Prömel als dynamischer Achter, der vor allem defensiv Räume zuläuft und Kroos als Zehner - dazu unten mehr.

Schmiede

Manuel Schmiedebach war Unions nach hinten gezogenes spielerisches Zentrum; Photo: Felix/Union in Englisch/Football & Wildlife Media

Schmiedebach nun leitete Unions Angriffe aber selten mit Pässen nach vorn etwa auf Grischa Prömel in der Position vor ihm ein, sondern in den interessanteren Momenten mit Dribblings. Wenn er damit nicht selbst die erste Pressinglinie Duisburgs überspielte, zwang er die Duisburg zumindest, aktiv gegen ihn zu verteidigen. Das war einer der Mechanismen, aus denen sich die prägenden Situationen des Spiels ergaben: dass Union seine Außen (Gogia und Hartel) mit weiten Diagonalpässen einsetzte, während sie viel Platz hatten. Denn ein Teil dieses Platzes wurde eben frei, weil Duisburg in der Verteidigung des Zentrums nach vorn und in die Mitte schob.

Dass diese Szenen prägend für das Spiel waren lag aber nicht nur, und vielleicht nicht mal in erster Linie, an der taktischen Konstellation, die sie herbeigeführt hat. Sondern auch und vor allem an Weltklasse Ballannahmen von Akaki Gogia, die jeder Fußballer der Welt gefeiert hätte. Eine davon - die eingesprungene Variante, die eine sehr photogene Spezialität Gogias ist - gab es vor seinem abgefälschten Lattenschuss nach 26 Minuten. Die noch bessere Ballkontrolle, nach einer Diagonalverlagerung, mit der Schmiedebach einen Konter auf den Weg brachte, trug Union nach knapp 36 Minuten einen Freistoß ein. Und natürlich traf Gogia zum 1-0, als er einmal mehr die schnellste Offensivoption in einem Konter war.

Unglückliche kleine Rolle für Felix Kroos

Schwierig (und letztlich recht kurz) war das Spiel für Felix Kroos. Der durfte zwar von Beginn an spielen und spielte in diesem Konter zum 1-0 den Pass auf Gogia. Aber insgesamt kam Kroos wenig vor. In der zentralen Offensivposition hatte er die wenigsten Ballkontakte aller Spieler. Das lag eben daran, dass wie beschrieben freie Räume eher auf den Flügel entstanden. Aber auch daran, dass es Kroos schwer fiel, selbst genug Dynamik zu entwickeln sich von sich aus ins Spiel einzuschalten (das galt auch für das Spiel ohne Ball).

Gogia Kroos

Felix Kroos fragt sich, warum Gogia stärker eingebunden ist als er selbst; Photo: Felix/Union in Englisch/Football & Wildlife Media

Hinzu kam dann noch, dass Kroos auch eine der stärken, wegen der er wohl auf dieser Position aufgeboten wird, nicht einsetzen konnte, als es Chancen dazu gab: seinen Abschluss. Damit, Kroos in der offensiveren Mittelfeldrolle aufzubieten, spekuliert das Trainerteam wohl auch darauf, dass er in der zweiten Welle von Angriffen zu Schüssen kommen kann. Dazu gab es in der Anfangsphase zwei Gelegenheiten, bei denen Kroos aber nicht ganz richtig zum Ball kam und so dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken konnte. Dass Kroos außerdem keinen Pass in den Strafraum gespielt hat komplettiert eine eher unterwältigende Bilanz seines Abends.

Szene des Spiels

Weil wir oben schon über Gogias Ballannahmen geredet haben, und auch Sebastian die zweitbeste davon auch schon im heutigen State of the Union honoriert hat, können wir uns hier der Phase des Spiels widmen, in der das Spiel lief, als würde Union schon höher als 1-0 führen. Duisburg rückte im ersten Teil der zweiten Halbzeit recht weit auf und vernachlässigte die Konterabsicherung, während Union seine Angriffe etwas unkonzentriert ausspielte. Auch weil aus vielen Offensivaktionen nicht tatsächlich auch Schüsse entstanden, kamen beide Mannschaften auf magere expected Goals (Chancenqualitäts) Werte: 0,6 - 0,3 für Union ging das Spiel demnach aus.

Exemplarisch dafür steht das Dribbling von Christopher Trimmel an die Strafraumkante, dem eine Anschlussaktion schmerzhaft fehlte.

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