Genauso, aber in gut

Union gewinnt dominant wie selten mit 4-0 gegen Karlsruhe.

Grundausrichtung

Die Mannschaft von Jens Keller war in diesem Spiel in allen Belangen überlegen. Wie in jedem Spiel bestimmte die taktische Grundkonstellation das Ergebnis nicht, schuf aber die Bedingungen, unter denen es zu Stande kommen konnte. Dieses Gerüst bestand in dieser Partie aus einer Union Mannschaft, die weitgehend unverändert in der 433 Ordnung der bisherigen Spiele auflief; und einem KSC im flachen 442 mit und ohne Ball, das allerdings tiefer ausgeführt wurde als etwa bei der Niederlage der Badener im Pokal gegen 1860.

Union-KSC

Jens Keller zeigt sich weiter als Freund der Konstanz in seinen Aufstellungen und bietet auf acht Positionen die selben Akteure wie bisher auf. Auf den restlichen Posten wird wie bekannt gewechselt (oder nicht): Schöhnheim für Puncec; Nikci statt Redondo; Quaner statt des wieder fitten Hosiner.

Damit waren die Konfrontationen des Spiels angelegt: Unions Ballbesitzspiel gegen Karlsruhes Defensivorganisation; Unions Zugriff auf das Auslösen von Karlsruher Angriffen; und Karlsruhes Umschalt-Verteidigung nach Ballgewinnen Unions im Gegenpressing

Perturbationsmomente

Vor dem Spiel habe ich mich und Jens Keller gefragt, welche Qualitäten Union entwickeln müsse, um das gemäßigt aggressive Mittelfeldpressing Karlsruhes zu überwinden. Während Unions Trainer nicht bereit war, substantielle Einschätzungen dazu preiszugeben, erschien auch als Lehre aus dem Spiel in Bielefeld klar, dass wichtig sein würde, mit der ersten Station im Mittelfeld in die gegnerische Formation einzudringen. In Bielefeld brauchte es dazu Eroll Zejnullahu, in diesem Spiel gelang es auch Stephan Fürstner.

Der Sechser ließ sich nicht so weit fallen wie zuletzt und bot sich stattdessen zwischen den Karlsruher Stürmern und zentralen Mittelfeldspielern oder gar in den Schnittstellen zwischen letzteren an. So hatte er kürzere Abstände zu Kreilach und Kroos - wozu auch beitrug, dass sich der Kroate öfter in die Rolle des tieferen Achters begab und so selbst mit seinen Bewegungen die Mittelfeldzonen besser verband.

In der Folge hatte Union keinerlei Probleme, die erste Pressingreihe (also die Stürmer) zu überspielen und kam auch immer wieder in die Zwischenräume von KSC-Mittelfeld und Abwehr. So standen das Mittelfeld oft in zu großen Abständen und diagonal versetzt, sodass Pässe durch die vergrößerten Schnittstellen möglich wurden. Das lag allerdings auch daran, dass die Badener ihre Ordnung recht ungenau hielten, woran die schwere Verletzung ihres defensiven Mittelfeldspielers Gaetan Krebs sicher erheblichen Anteil hatte.

Umschalten

Eine offenkundige Schwäche Karlsruhes in zumindest einigen der bisherigen Spiele unter Thomas Oral war die Verteidigung in Umschaltmomenten. Union gelang es, diese Schwäche mit Pressing und Gegenpressing zu fokussieren.

Während hohes Pressing bisher nur sporadisch eingesetzt wurde, zeigte man es in diesem Spiel durchgängiger und ließ man sich nur gelegentlich ins Mittelfeldpressing fallen, in dem die Außen ins Mittelfeld rückten und eine 4141/442 Staffelung erzeugten. Im hohen 433 Pressing dagegen waren auch die Abstände zwischen erster und zweiter Linie im Pressing kleiner als zuletzt, wodurch der Druck, den Quaner, Nikci und Skrzybski ausübten, effektiver in Ballgewinne umgesetzt wurde.

Das Pressing im Aufbauspiel wurde durch Karlsruhes Fokus auf die eigene rechte Seite erleichtert. So konnte man auf die eigene linke Seite verschieben und die Räume dort verengen. In diesen Räumen geschah dann, was für diese Partie überhaupt prägend war: Situationen gingen zu Gunsten von Union aus.

Der Zugriff, den Union im Gegenpressing hatte, folgte aus der systematisch angelegten Überzahl im Zentrum, aber wohl auch den psychologischen Effekten des Spielstandes, die dazu führten, dass die Spieler in Rot die Mehrheit eigentlicher 50/50 Szenen für sich entschieden.

Szene des Spiels

Der Spielzug zum Elfmeter (13:45 AFTV Zeit 2.HZ) illustriert, wie wenig effektiv Karlsruhes Verteidigung gegen Unions Aufbauspiel war. Mehrfach überspielte Union das Mittelfeldpressing und ließ sogar Möglichkeiten aus, große Lücken zu bespielen. Diese entstanden durch unkoordinierte und nicht abgesichertes Anlaufen der Karlsruher. Dass Quaner beim Pass von Skrzybski knapp im Abseits stand, ist da nur ein Schönheitsfehler.