Goes a long way

Union gewinnt ein von einem frühen Tor geprägtes Spiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth mit 3-1, wackelt zwischendurch aber wieder.

Union-Fürth

Spieltag 11, 21. Oktober: 1. FC Union 3 - 1 SpVgg Greuther Fürth. Die Aufstellung zu Beginn, Dursun kam sehr früh. Diese Graphik ist ziemlich voll auf kurzem Raum, weil das Spiel das war

Im Vorfeld des Spieles hatte Fürth verlautbaren lassen, auswärts gegen hoch favorisierte Unioner die Defensive in den Vordergrund stellen zu wollen und aus einer Verteidigung heraus kontern zu wollen. Dieser Plan von Trainer Damir Burić war mit dem 1-0 durch Peter Kurzweg hinfällig. Dieses Tor, das Kurzweg in seiner dritten Liga-Minute für Union erzielte, nachdem er im Pressing den Ball gewann, eine weite Distanz im Sprint überbrückte und überlegt abschloss, goes a long way dazu, die taktische Geschichte des Spiels zu erzählen.

Durch den frühen Rückstand war der Tabellenvorletzte gezwungen, selbst zu agieren, und hatte dabei große Schwierigkeiten. Union dagegen konnte sich ganz auf das konzentrieren, was es für seine Stärken hält: Die Verteidigung von hohen Bällen und vor allem das Pressing und Umschaltspiel.

Unions funktionierender Pressingmechanismus

Auffällig war dabei vor allem dass ein Pressingmechanimus Unions besonders gut funktionierte: Wenn Fürth in seiner Dreierkette versuchte, das Spiel aufzubauen, stellte die linke Pressingspitze Unions den Pass des zentralen Aufbauspielers Caligiuri nach rechts zu, während die zweite Spitze Caligiuri selbst anlief und dabei zusammen mit den zentralen Mittelfeldspielern Anspiele ins zentrale Mittelfeld verhinderte. Kam der Ball so zum halblinken Innenverteidiger rückte Unions Pressing mit diesem Pass heraus und ließ ihm nur die Option, weiter nach links auf Wittek zu spielen. Dem gingen zur Seite das Spielfeld und nach vorn Anspielstationen aus, während er (normalerweise von Gogia) unter Druck gesetzt wurde). Es folgten Befreiungsschläge und Ballverluste. Angesichts solcher Situation (und des Spiel- und Saisonverlaufs) ist verständlich, dass Wittek nach dem Spiel recht niedergeschlagen wirkte:

Außer langen Bällen haben wir keine Optionen gehabt. Die erste Hälfte war einfach nicht gut von uns.

Aber auch in den Situationen, in denen dieser oder ein anderer Mechanismus in Unions Pressing nicht griff und es Fürth gelang, ins zentrale Mittelfeld zu spielen, resultierten daraus (in der ersten Halbzeit) kaum Torchancen. Während Trainer Burić das vor allem mit Unions guter Defensivstaffelung und guten Leistungen von Schönheim und Leistner begründete, machte sich in einigen Situationen auch schlecht fehlende individuelle Qualität der Franken bemerkbar. Zwar war der sehr gute Jürgen Gjasula etwas höher und damit besser eingebunden als zuletzt, als er es öfter war, der in die erste Aufbaulinie zurück fiel. Aber wenn ein anderer Fürther als Gjasula Gelegenheit hatte, freie Räume anzuspielen oder sich in solche aufzudrehen geschah das zu selten. Gerade Aycicek hat mehr technische als strategische Qualität. Fürth fehlte hier (gerade im Vergleich zum Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der letzten Saison) ein weiterer Verbindungsspieler wie es Robert Zulj hätte sein können, der in Hoffenheim verletzt ist.

Union offensiv

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel habe ich Jens Keller gefragt, warum seine Mannschaft erst nach dem 3-1 das Spiel mit ruhigem Ballbesitz kontrolliert hat, und ob das nicht etwas wäre, was man schon früher in Spielen anstreben würde. Während Keller dem zunächst zustimmte monierte er dann im Gegenteil, dass seine Mannschaft nach Ballgewinnen nicht entschlossen und schnell genug "ins Tempo gegangen" sei. Während diese Diagnose von Unions Umschaltspiel nicht falsch ist, sind durchaus Zweifel erlaubt, ob dies das effektivste Mittel gegen Fürth hätte sein können. Unions beide besten Chancen nach dem 1-0 (eine Doppelchance in der 17. Minute und das 2-0) entstanden nicht aus Kontern, sondern Positionsangriffen.

Wenn es zu solchen Angriffen kam, verteidigte Fürth in 541 oder 5131-Staffelungen. Beide Varianten ließen (wie vor dem Spiel angekündigt) Gogia und Hedlund Platz, sich in den Halbräumen zwischen Fürths Verteidigungslinien anzubieten. Dass Fürth nicht zu weit von ihnen entfernt und unkompakt stehen wollte, öffnete auf den Flügeln Räume für die Außenverteidiger, die in beiden Situationen Trimmel für Vorstöße nutzte. Während Gogia bei seinem Tor den Ball in eben der beschriebenen Situation bekam, entschied sich Trimmel bei Hartels und Polters noch deutlich größerer Chance, zur Grundlinie durchzulaufen und den Ball in typischer Weise zurückzulegen - woran ihn dezidiert niemand hinderte.

Zweite Halbzeit

Gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit wirkte sich Unions Mangel an Pässen, die offene Räume zu finden über Raumgewinn nach vorne stellten, negativ für die Heimmannschaft aus. Weil Union den Ball zu oft verlor und außerdem nicht mehr hoch presste kam Fürth zu mehr Aktionen in Tornähe, obwohl die Gäste weiterhin nicht wirklich verlässlich konstruktiv spielten. Witteks Fernschusstor war zwar kein Systemfehler (und wie sich einige Minuten später zeigte nicht reproduzierbar), fiel Fürth aber in einer Drangphase zu.

Wittek Pressing

Witteks Optionen waren oft limitiert, Photo: Stefanie Fiebrig

In der Folge presste Union zwar wieder höher aber oft unzusammenhängend und ohne das zentrale Mittelfeld dabei mit nach vorn zu ziehen. Deshalb kam Fürth besser dazu, aus der Abwehr in die nächste Linie zu spielen. Außerdem stellte Fürth etwas um: Für Aycicek kam mit Raum ein neuer Rechtsaußen, der Torres erlaubte, ins Zentrum zu rücken, wo er besser mit Gjasula harmonierte und Fürths Dreh- und Angelpunkt mehr Auswege anbot. Mit Narey und später Hofmann hatte man außerdem mehr Präsenz im Sturmzentrum und so ein etwas größeres Ziel für die langen Bälle.

Erst mit Michael Parensens Einwechslung kam (im Sinn von korrelierte) die letzte Wendung des Spiels. Gegen Fürther, die alles nach vorn warfen, hatte Union in schneller Folge drei Großchancen bis Simon Hedlund das Spiel entschied, nachdem er schon die beiden Ballgewinne zu den beiden Kontern zuvor geleistet hatte. Union konnte nun den Ball halten und ermüdete Fürther laufen lassen. Das auch in wirklich umkämpften Phasen zu tun, ist schwieriger, könnte aber Nerven und Angst vor Ausgleichstoren, von der Hedlund nach dem Spiel sprach, ersparen.

Szene des Spiels

Eine Gegenpressingaktion Unions nach vier Minuten zeigte gut, warum es der Mannschaft von Jens Keller, die hier mit 6 Spielern einen Pass der Gäste in den Sechserraum presste, lag, Fürth das Spiel machen zu lassen - respektive, das zu versuchen.

vgwort