Mehr 0-0 geht nicht

Union-Dresden

Die Aufstellungen zu Beginn: Kroos behält seinen Platz, Mees spielt bei Union zum ersten Mal von Beginn. Bei Dresden kann Hartmann spielen.

In einem Spiel, das von Dresdens rein defensivem Ansatz (vor allem in einer Stunde in Unterzahl) bestimmt wird, entwickelt Union keine Durchschlagskraft. Aber: ungeschlagen.

Obwohl Dresdens Nikolaou nach 34 Minuten Gelb-Rot sah und Union spätestens ab diesem Zeitpunkt deutlich mehr den Ball hatte, gelang es Union nicht, deshalb auch das Spiel zu bestimmen. Das tat vielmehr Maik Walpurgis Mannschaft in ihrer Defensivordnung, die diktierte, was auf dem Feld geschah.

Union besetzte die letzte Linie mit vielen Spielern, hatte aber kein Konzept, denn Ball nutzbar dorthin zu spielen. Ich habe das Gefühl, diesen Satz ziemlich genau so mindestens schon einmal geschrieben zu haben. Trotzdem beschreibt er das wesentliche Muster in der ersten halben Stunde ganz treffend. Vor allem Grischa Prömel lief sobald Union den ersten Ball im Aufbau gespielt hatte in den Sturm, bekam aber keine der Chipbälle in den Lauf gespielt, auf die er dabei wohl hoffte. Der nominell vor ihm aufgestellte Kroos spielte dagegen mit dem Blickfeld zum Ball, konnte sich aber trotzdem aus dem Aufbau nicht anspielbar machen. Kroos machte auf zwei Weisen ohne Ball kein gutes Spiel: er hatte einerseits viele Verteidigungs-Aktionen mit unpassendem Timing. Und verbrachte bei Ballbesitz für Union eben viel Zeit im Deckungsschatten von Aosmann.

Nachdem Union auf diese Weise kaum in offensiven Räumen zu kontrollierten Aktionen kam, änderte sich mit dem Platzverweis von Nikolaou - nicht viel. Ebert und Aosmann rückten in tiefere Rollen neben Benatelli, in denen sie sich defensiv bemerkenswert gut hielten. Außerdem boten sie eine Möglichkeit, nach Ballgewinnen schnell recht tief eine Anspielstation zu haben, die Dresden dank Benatelli auch fand.

So war Akaki Gogia in der ersten Halbzeit Unions einzige offene Option in der Offensive. Er hatte neben Dresdens Dreierkette und im Rücken von Heise etwas Platz, den er mit seinem Tempo einige Male erschließen konnte. Bei gelungenen Flügeldurchbrüchen fehlt Union im Moment aber ein stabiler, abgestimmter Mechanismus, die Angriffe auszuspielen. Die Flanken auf den zweiten Pfosten, die aktuell meistens gespielt werden, sind vielleicht abgestimmt, aber jedenfalls nicht die effektivste Lösung. Flache scharfe Hereingaben oder Versuche, zur Grundlinie zu kommen und Rücklagen zu spielen, sieht man merkwürdig selten.

Ein Dribbling in etwas zentralerer, vielversprechender Position beendete Nikolaou zynisch, um sich seine Verwarnung zu verdienen (Ceterum censeo solche Fouls verlangen rote Karten.) Weil Union bei seinen Abschlüssen nach Standards wie bei allem anderen Durchschlagskraft fehlte, verstrich auch der fällige Freistoß aber ungenutzt. Dass Union aus Standards gerade nicht zu ganz zwingenden Abschlüssen kommt, könnte auch an der etwas statischen Position liegen, die Urs Fischers Mannschaft dabei einnimmt.

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Unions auffälligster Offensivspieler: Akaki Gogia; Photo: Union in Englisch

Spätestens nach einem lethargischen Start Unions in die zweite Halbzeit stellte sich dann das Muster ein, dass den Rest des Spiels bestimmte: Dresden behielt auch mit 10 Spielern seine Dreierkette mit der engen Strafraumverteidigung bei. Und Union fand absolut keine Wege in die Defensivformation.

Stattdessen verlagerten die Innenverteidiger oder der Sechser das Spiel auf die Außenverteidiger, die aufrückten, bis sie eher halb-aktiv gestellt wurden, aber keine dynamischen Anspielstationen hatten. Das resultierte in Ballverlusten in unsauberen Aktionen.

An Unions Aufbau änderte sich strukturell wenig, nachdem mit Schmiedebachs Auswechslung Kroos die Sechs übernahm. Kroos lies sich, wie man es von ihm kennt, in den linken defensiven Halbraum fallen. Das machte er aber manchmal sogar von der Doppel-Acht kommend, und aus der tieferen Position spielte keine anderen Pässe als vor ihm Schmiedebach.

Als Suleiman Abdullahi nach dem Doppelwechsel in der sechzigsten Minute sein Debüt gab, war außerdem auffällig, dass von ihm mit Läufen nach Außen geöffnete Räume im Halbraum von niemandem sonst besetzt wurden. Dazu passt Žulj aber als Spielertyp eben nicht.

Während sich diese Abstimmungsfehler in der letzten Phase des Spiels zeigten, war Unions Pressing das ganz Spiel über wenig wirksam. Und das, obwohl die Aufstellung mit Mees und Gogia eigentlich die Möglichkeit eröffnet hätte, Dresdens Dreierkette aggressiv im 433 anzulaufen. Aber es gilt auch zu honorieren, dass Rico Benatellis Pressingresistenz es etwas schwer macht, Druck aufzubauen.

Unter anderem deshalb geriet Union in eine Phase mit so wenigen echten Aktionen, dass es vielleicht tatsächlich Erfolg versprechender gewesen wäre, den Forderungen von der Tribüne - "schieß doch mal!" - nach Fernschüssen oder hohen Bällen zu folgen. Weil etwas zu machen besser gewesen wäre als nichts.

Szene des Spiels

Das zeigte sich auch in den wenigen Situationen, in denen Union einem Tor nahe kam. In keiner davon kam Union spielerisch durch Dresdens Abwehr, auch nicht, als Prömel nach 83 Minuten einen sehr schönen Schuss abgab und Abdullahis Nachschuss von Schubert sehr gut pariert wurde. Auch wenn Prömels Schussgelegenheit nicht die erstbeste in dem Angriff war.

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