Union am Ball - oh weh oh weh?

Bochum-Union

Die Aufstellungen zu Beginn: Urs Fischer bleibt bei der Raute und probiert eine neue Besetzung der Halbpositionen.

Weil Union in Bochum nach einem nicht gerade guten Spiel und 2-0 Rückstand nur noch fast eine spektakuläre Wende schafft, geht es für die Mannschaft von Urs Fischer in die Relegation.

Nicht genug normaler Fußball

Für mehr als eine Stunde des Spiels (jeweils die ersten 30 Minuten beider Halbzeiten) strahlte Union offensiv kaum Gefahr aus. Was als Stilmittel aus dieser Zeit hängen blieb, waren vor allem lange Bälle, die nicht funktionierten. Das lag übrigens auch an Patrick Fabian und dem 17(!) Jahre alten Armel Bella Kotchap, die sich sehr gut gegen Polter und Andersson behaupteten.

Bella Kotchap

Der 17-jährige Bella Kotchap machte einen schweren Job sehr gut. Photo: Felix / Union in Englisch

Auch die einzige klare Chance in der ersten Halbzeit (Anderssons Flugkopfball) entstand nicht aus dem Aufbauspiel, sondern nach einem Konter im Anschluss an einen Bochumer Freistoß und starkem, regelkonformem Nachsetzen von Kroos. Davon abgesehen gab es aussichtsreiche Angriffe von Union nur bei erfolgreichen Verlagerungen auf die Außenverteidiger oder auf den Flügel rückende Halbspieler (das machte eher Prömel als Kroos). Diese Momente betonten aber eher die offensiven Schwächen in Unions Raute als einen funktionierenden Plan, da sie eher nicht aus der Spielanlage folgten.

Einen einigermaßen erfolgsstabilen Weg zu gefährlichen Situationen zu kommen, hatte Union erst nach der Einwechslung von Akaki Gogia. Er dribbelte einige Male mit genug Ball-Kontrolle Fernschuss-Gefahr auf die Abwehr zu und schuf so entweder selbst gefährliche Momente oder Platz für die anderen Angreifer. Natürlich gehört zu dieser Geschichte aber auch die veränderte Dynamik des Spiels nach der für Union glücklichen Gelb-Roten-Karte.

Gogia

Akaki Gogia verbesserte Unions Spiel. Photo: Felix / Union in Englisch

Union gegen den Ball

Fast noch größere Probleme als im eigenen Spielaufbau hatte Union im eigenen Pressing. Die Raute, die auch gegen den Ball nicht ganz verflachte, macht es ohnehin schwer Zugriff zu bekommen. Vor allem die gegnerischen Außenverteidiger haben strukturell Freiräume. Und weil Manuel Riemann einer der stärker mitspielenden Torhüter der Liga ist (dass er andere, relevante Schwächen hat nur nebenher), fanden sich die Sebastians in Unions Sturm oft in 5vs2 Pressing-Konstellationen wieder. Die gingen erwartbar unproduktiv aus. Allerdings muss man Union zu Gute halten, dass es daraus dann doch (manchmal begünstigt von uncleveren Bochumer Entscheidungen) einige Male gelang, den Aufbau der Ruhrstädter auf eine Seite zu lenken, die dann im Mittelfeld gut verdichtet wurde.

Problematisch war aber trotzdem, dass Bochum mit Anthony Losilla und Thomas Eisfeld zwei im Kombinationsspiel sehr ordentliche zentrale Mittelfeldspieler, und mit Lukas Hinterseer und Tom Weilandt zwei weitere Offensive mit gutem, kreativem Freilaufverhalten hat. Außerdem sind Milos Pantovic und Silvère Ganvoula gute Rollenspieler.

All das zusammen zeigte sich beim 1-0, als sich Bochum mit zwei guten verlagernden Pässen aus der Abwehr spielte, Weilandt in diesem Fall die rechte Seite überlud und Losilla das bessere Raumgefühl als Žulj hatte.

Losilla Union Bochum

Niemand achtete auf Losillas Lauf vor dem 1-0. Photo: Felix / Union in Englisch

Der interessanteste Spieler auf Bochumer Seite in diesem Spiel war trotzdem Weilandt (an dem gerüchteweise auch Union Interesse für die kommende Saison hat, dieses Vorhaben wäre von dieser Seite aus genehmigt). Er spielte nominell auf dem linken Flügel, postierte sich aber immer wieder etwas weiter innen. Damit besetzte er den aus Union-Sicht rechten defensiven Halbraum - was für Union defensiv sehr unangenehm war. Die Halbräume neben Schmiedebach sind ohnehin die anfälligsten Zonen im Rauten-System. Zudem ist Kroos der weniger dynamische Halbspieler als Prömel, und Trimmel der grundsätzlich offensivere Außenverteidiger. Die Löcher, die beide hinterlassen könnten, bedrohte Weilandt in seiner Positionierung (und mit seinen Qualitäten am Ball).

Szenen des Spiels

Was bei all Unions spielerischen Problemen in dieser Saison auch hängen bleibt: die Mannschaft hat diese Qualitäten eigentlich. Sehen konnte man das zum Beispiel bei einem Angriff nach 5:30 Minuten, als sich Union in einem Konter mit drei Steilpässen und Ablagen nach vorn spielte, bevor ein Flugball von Schmiedebach etwas zu weit nach vorn in dem Lauf von Andersson kam. Was nicht gelang im Lauf der 34 Spieltage war eher, eine verlässliche Struktur im eigenen Ballbesitzspiel zu etablieren, in der die individuellen Qualitäten zur Geltung kommen können.

Das gelang bisher nur eingeschränkt. Aber auch die vielen langen Bälle widersprechen diesem Ziel eben nicht vollkommen. In deren besseren Momenten geben sie der Mannschaft eine Plattform, im letzten Drittel Kombinationen aufzuziehen. Ein Muster dafür gab es vor Žuljs Abschluss nach sieben Minuten.

Not today

Photo: Felix / Union in Englisch

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