Nicht viel besser, souverän

Union schlägt Spitzenreiter Braunschweig souverän 2-0, ohne überlegen zu sein.

Grundausrichtung

Union-BTSV

Union behielt die Aufstellung aus dem Spiel in Sandhausen bei (Dennis Daube also seinen Platz im Mittelfeld), kehrte aber zu Beginn zum 433 zurück. Braunschweigs 343 führte zu viel Druck im Mittelfeld.

Aus der Formation und Herangehensweise beider Mannschaften entstand ein Spiel, dass in mehr als einer Dimension eng war. Braunschweigs 343 führte zu vielen Mannorientierungen, vor allem im zentralen Mittelfeld, und zu geringen Abständen zwischen umkämpften Räumen. Deshalb waren für zu Ende gespielte Aktionen viele gewonnene Zweikämpfe oder sehr präzises direktes Spiel nötig, was naturgemäß selten gelingt, auch wenn einzelne Spieler und Mannschaftsteile mit ordentlichen Erfolgsquoten agieren.

Mittelfeld-Aufrieb

Am markantesten trat diese Struktur zwischen den beiden Sechsern des Tabellenführers und Unions Achter hervor. Kroos und Kreilach hatten (in ihren angestammten Räumen) fast immer sehr wenig Platz und Zeit. Anders war das für Daube, der nominell frei gelassen wurde. Dass auch er wenig entscheidende Impulse setzen konnte (bis er das 2-0 stark einleitete und auch noch erzielte) lag zum einen daran, dass er durchaus von Kumbela oder Nyman unter Druck gesetzt wurde, vor allem aber an fehlenden freien Optionen vor ihm.

Pässe FCU-Braunschweig

Die Passgraphik für Union macht deutlich, wie stark Pedersen eingebunden war, und dass die zentralen Mittelfeldspieler trotz vieler Ballkontakte Schwierigkeiten hatten, die Spitzen einzubinden - mit Ausnahme von Kreilach und Hedlund. Die fehlenden Verbindungen zwischen Quaner und den Außenstürmern sind ein Problem. Für die Datenaufbereitung wie immer gebührender Dank an 11tegen11.

So rückte Union oft mit dem Ball ins defensive Mittelfeld vor, um dann entweder mit Anspielen auf Quaner und den entsprechenden Ablagen und Aufrückbewegungen Dynamik zu erzeugen. Weil man sich dabei relativ hoch und kompakt (eng) postierte, kam man schnell ins Gegenpressing.

All diese Mittel sind auch dann erratisch, wenn sie (einigermaßen) gut funktionieren. Auch daraus erklärt sich das Erscheinungsbild dieses Spiels. Das 1-0 durch Hedlund war dabei eine Ausnahmeerscheinung, da es Union in Person von Felix Kroos hier einmal gelang, das Verschieben des Braunschweiger Mittelfeldes auf halber Strecke abzupassen und Kreilach für seinen Assist freizuspielen.

Unions Defensivkonzept

Eine interessante Anpassung war in Unions Pressingkonzept zu erkennen. Setzte man das bisher noch meist in 433 oder 442 Ordnungen um, denen es gelegentlich an Kompaktheit fehlte, ging man gegen die Mannschaft von Torsten Lieberknecht von einem 451 aus, in dem Collin Quaner zunächst allein in der Spitze störte und Hedlund und Skrzybski neben die drei flach aufgereihten Mittelfeldspieler zurückfielen. Erst wenn Quaner den ersten Pass Braunschweigs verzögern konnte rückten mehrere Spieler aus der Fünferreihe hinter ihm auf und störten den ballführenden Braunschweiger. So gelang es, sowohl auf Versuche, das Spiel von hinten aufzubauen, als auch auf frühe lange Bälle Zugriff zu haben.

Pässe fcu-BRAUNSCHWEIG

Die fehlenden Passverbindungen zwischen den Gliedern der Dreierkette Braunschweigs zeigen, wie direkt vertikal die Gäste hinten herausspielten.

Zur Stabilität dieses Konstrukts trugen dabei auch die erneut starken Einzelleistungen der Abwehr bei, die gegen Kumbela und Braunschweigs immer wieder die Seiten wechselnden Außen viele eins-gegen-eins Duelle gewinnen und Bälle ablaufen konnten. Vor allem Kristian Pedersen tat sich erneut in allen Spielphasen hervor (siehe Szene des Spiels).

Expected goals Union-EBS

Die Expected Goals Karte des Spiels. Braunschweig kam kaum zu zentralen Abschlüssen aus sinnvollen Distanzen.

Nach der 1-0 Führung zog sich die Mannschaft von Jens Keller ein wenig zurück und ging nicht wie bisher ins Pressing. Wie gelang es Union trotzdem, den Sieg ziemlich souverän herauszuspielen?

Expected goals Union-Braunschweig Verlauf

Die Chancenverlauf des Spiels. Unions Führungstor fiel in einer Phase, in der Braunschweig zu mehr, aber nicht besonders guten Schüssen kam. Vor allem die dank kluger Ablagen sehr klare Chance zum 2-0 macht den Unterschied aus.

In Rückstand musste Braunschweig höher aufrücken, wodurch der Druck, den sie auf Union im Mittelfeld ausüben konnten, etwas geringer wurde. So konnte Union leichter Ballbesitzphasen aufbauen und bis zum entscheidenden 2-0 das Spiel nach vorn verlagern, unter anderem mit Dribblings auf den nun offeneren Flügeln.

Szene des Spiels

Eine der Szenen im Mittelfeld, die weder zu Toren noch Chancen führten, aber den Charakter des Spiels widerspiegeln: nach ziemlich genau 6 Minuten (10:25 AFTV) gibt es Abstoß für Union, nach einem Kopfballduell spielt Ofosu-Ayeh den Ball im rechten Kanal nach vorn. Dass daraus kein gefährlicher Konter wird liegt daran, dass Nyman schnell von drei Union Spielern umringt und von Pedersen angegriffen wird, der mit Hedlunds Hilfe den Ball gewinnt und nach drei kurzen Pässen Union mit einem präzisen Anspiel zwischen zwei Braunschweigern hindurch auf Kreilach Union für einen Moment aus dem Gegenpressing befreit.

Ein Dribbling Pedersens im Stil Zidanes (27:00 AFTV 2.HZ) wird hier nur übergangen, weil ich es live nicht sehen konnte. Die Alte Försterei ist nicht perfekt.