Ordentlich unordentlich

Union zeigt eine ordentliche Leistung in einem unordentlichen Spiel und gewinnt 2-1 in München.

Grundausrichtung

1860 - Union

Jens Keller lässt auf links wieder Redondo für Nikci spielen, ansonsten ändert sich die Aufstellung nicht.

Mit der bekannten 433 Formation, aber einigen Änderungen im Detail, schickt Jens Keller seine Mannschaft in das Spiel gegen Sechziger, die in einer idiosynkratischen 4132 Ordnung auftreten.

1860 4132/433/4141/442

Im Vorfeld des Spiels hatte ich erwartet, dass die Formation der Münchner Räume in den Halbräumen öffnen sollte. Diese ergeben sich, weil Liendl als pivote und einziger defensiver Mittelfeldspieler agiert, die Außenverteidiger ihre Positionen linear und offensiv interpretieren und auch die Matmour, Adlung und Claasen in der Mittelfeldreihe eher nach vorn orientiert sind. Dort sollen sie den eine Freirolle einnehmenden Olic und Stoßstürmer Mölders unterstützen.

Streckenweise entwickelte sich das Spiel tatsächlich in diesen Bahnen. Allerdings zeigte sich 1860 variabel in der Besetzung vor allem der Mittelfeldpositionen (was nicht unbedingt ein Kompliment ist). So fielen zeitweise die äußeren Mittelfeldpositionen auf eine Linie mit Liendl zurück; rückte der Sechser auf um eine zweite Viererkette zu bilden; oder fand sich Olic in einer Linie mit dem Mittelfeld wieder, womit ein 4141 erzeugt wurde. Kontrolle über das Spielgeschehen im Mittelfeld konnte die Mannschaft in Blau-Weiß aber in keiner Staffelung und weder mit noch ohne Ball erlangen.

Anpassungen

Dazu trugen unter anderem Anpassungen Unions bei. Die größte Änderung betraf die Flügelstürmer im 433 (die gelegentlich die Seiten tauschten) Vor allem Redondo spielte gegen den Ball mehr als bisher in einer Mittelfeldrolle. Mit dem so geschaffenen 442-Pressing, an dessen Spitzen Quaner und entweder der verbliebene Außen oder Kroos standen, wurden Passwege auf die Flügel eröffnet, aber Anspiele ins Mittelfeldzentrum erschwert.

Ferner konnte Union so vermeiden, im dichten Mittelfeld Münchens in Unterzahl agieren zu müssen. Gleichzeitig standen mit Skrzybski oder Redondo (Handlungs)schnelle Optionen für Kombinationen nach Ballgewinnen zur Verfügung.

Abstöße

Ein auffälliges Detail in diesem Spiel war das Verhalten von München bei Abstöße für Union in der ersten Halbzeit. In diesen Momenten zog man sich vertikal sehr eng zusammen und verschob sehr weit auf die von Busk anvisierte Angriffsseite Unions (meist die linke). Zwischen Abwehr- und Angriffsreihe lagen so teilweise nur 10 Meter.

Trotz dieses offensichtlich vorbereiteten Verhaltens konnte '60 es nicht verhindern, dass vor dem 1-0 Damir Kreilach den Ball behauptete und mit Fürstner, Pedersen und Trimmel drei Anspielstationen hatte. Letzterer nutzte den durch das radikale Verschieben entstanden Platz in der Mitte des Feldes, um gegen die Laufrichtung der sich nun um-orientierenden Verteidiger und über sie hinweg Redondo anzuspielen, der schließlich den Schuss abgab, der zur Vorlage für Steven Skrzybski wurde.

Auch dem 2-1 ging ein Abstoß voraus - in diesem Fall rutschte dieser nach einem Kopfballduell jedoch über die Formation hinweg, bevor Collin Quaner und Kevin Prince Redondo clever ein Tor aus der Situation herauspressten.

11 gegen 10

Das Geschehen in der zweiten Halbzeit wurde vollständig von der Gelb-Roten Karte für Schönheim bestimmt. Keller reagierte, indem er durch die Hereinnahme von Puncec für Redondo die Viererkette wiederherstellte und die Mannschaft tief verteidigen ließ. Mit Quaner und Skrzybski vor dem nun flacheren Dreiermittelfeld wurde 1860 auf die Außen gelenkt und kam zwar zu vielen Abschlüssen, aber kaum Durchbrüchen in gefährliche Positionen.

Szene des Spiels

Eine Minute in der ersten Halbzeit, die 15. in AFTV-Zeit. Nachdem eine vielversprechende Aktion für Union mit einem suboptimalem Fernschuss von Kreilach abgeschlossen wurde beginnt die Szene mit Abstoß für '60. Der Abstoß wird zunächst flach ausgeführt, bevor Münchens rechter Innneverteidiger per Flugball das rechte Mittelfeld sucht. Darauf reagiert Fürstner stark und verfolgt Matmour, sodass dieser unter Druck den Ball nur auf den nach links gewecheselten Skrzybski ablegen kann. In einem guten Umschaltmoment leitet der Schütze des 1-0 einen doppelten Doppelpass zunächst mit Quaner und dann mit Kreilach ein, mit dem das Münchner Gegenpressing überspielt wird. Beim letzten dieser Pässe fehlt eine Fußlänge, um Kreilach in Abschlussposition zu bringen.

In der darauf folgenden Aktion gelingt es 1860 - in Person von Liendl - sich aus dem Pressing Unions - in diesem Moment von Kroos an der Spitze eines 433 ausgeübt - zu befreien und das Spiel nach links zu öffnen. Von dort gelangt der Ball zu Adlung, dem im Angriffspressing offen gelassenen Mittelfeldspieler, der eine Chance einleitet, die Mölders nicht nutzen kann.