Unions erstes dominantes Spiel

Union

Die Aufstellungen zu Beginn

Zum ersten Mal in dieser Saison dominiert Union beim 2-1 Sieg in Ingolstadt ein Spiel (oder wenigstens eine Halbzeit), allerdings auch einen arg verunsicherten Gegner. Dazu verhilft nicht zuletzt eine Umstellung im Pressing.

So wenig sich Unions Grundformation in dieser Saison von Spiel zu Spiel ändert, so viele Personalwechsel und Anpassungen in taktischen Details nehmen Urs Fischer und sein Team vor. Die Personalwechsel in diesem Spiel waren nun nach dem Spiel gegen Kiel eine Rolle zurück, Kroos, Reichel und Hartel kamen wieder in die Mannschaft. Dagegen war in der Pressing Formation und der Besetzung der Rollen darin etwas für diese Saison neues zu sehen.

Bisher stellte sich Union gegen den Ball immer in einer 442-Ordnung auf: die Außenstürmer im 433-System ließen sich etwas tiefer fallen und liefen die gegnerische Viererkette nur gelegentlich an, der offensive Mittelfeldspieler vor Schmiedebach und Prömel rückte neben den Stürmer in die erste Linie. Das war nun gegen Ingolstadt anders. Union presste oft in der gleichen 433-Ordnung, in der es auch in Ballbesitz spielte. Und wenn einer der Mittelfeldspieler sich als zweite Pressingspitze betätigte, war es nicht Felix Kroos, sondern der andere Achter Grischa Prömel. Das impliziert schon, dass auch die Rollenverteilung im Mittelfeld neu war: Manuel Schmiedebach war diesmal alleiniger Sechser, Kroos und Prömel spielten vor ihm in etwa auf ein und derselben Höhe (das sieht man zum Beispiel in den heat maps von Whoscored schön).

Prömel

Union war nah an allen Gegenspielern, wie hier Grischa Prömel gegen Benedikt Gimber, Photo: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Im Pressing vermied Union mit dieser Umstellung einerseits den Abfall in Effizienz, der aus Kroos' etwas geringerer Dynamik entsteht. Andererseits konnte man mit drei Pressingspitzen jeden der Spieler in Ingolstadts Dreierkette angreifen. Wenn sich dann auch Prömel und Kroos an den beiden Sechsern in Ingolstadts 3231 orientierten, hatte jeder Ingolstädter im Aufbau einen direkten Gegenspieler, und keiner von ihnen Zeit am Ball. Deshalb hatte Union vor allem in der ersten Halbzeit das Spiel sehr dominant im Griff: Ingolstadt gelang es selten, sich aus der eigenen Hälfte zu spielen, Union dagegen hatte nicht nur viele Balleroberungen, sondern auch viele Optionen, um den gewonnen Ball in die Spitze zu spielen (dass man Manuel Schmiedebach hat, um genau das zu tun, war einmal mehr von Vorteil).

Akaki Gogia als Kern von Unions Offensive

Die erneut am meisten genutzte dieser Optionen war Akaki Gogia. Gogia machte ein sehr gutes Spiel, auch wenn im selbst in so einem Spiel ein sehr gefährlicher Ballverlust passiert, und nicht jedes Dribbling eine Anschlussaktion findet. Gerade letzteres zu verlangen, wäre aber auch überzogen.

Der Spieler des Tages: Akaki Gogia, Photo: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Was Gogia für Unions Offensive gerade so wichtig macht ist neben seinen gewonnenen 1-gegen-1 Situationen, wie körperlich und gedanklich schnell er auf Ballgewinne reagiert. Damit kommt er auch oft in die Situation, den vorletzten Pass in einem Angriff zu spielen. Wenn er außerdem noch selbst in Abschlusspositionen kommt, wird er zur bestimmenden Figur in Unions Offensive.

Szene des Spiels

Einer dieser schnellen Angriffe nach Ballgewinnen, die Manuel Schmiedebach einleitete. Zum Beispiel nach genau 15 Minuten, als Union nach einem Abschlag den Ball verliert, Ingolstadt aber keine naheliegenden Pässe offen stehen. So versucht Ananou einen schwierigen Ball in die Spitze, den Schmiedebach mit seiner charakteristischen Ruhe und Übersicht direkt zu Hartel spielt. Der Angriff verläuft weiter über Gogia, der sich diesmal keinen Platz zum Schießen schaffen kann.

Post scriptum in eigener Sache

Ich freue mich darüber, seit dieser Woche als Volontär in der Redaktion der Lausitzer Rundschau arbeiten zu dürfen. Diese Veränderung meiner Umstände wird sich aber auch auf Eiserne Ketten auswirken - wenngleich ich noch nicht genau sagen kann, in welchem Maß. Es ist aber wahrscheinlich, dass der bisher gewohnte Turnus von Analysen zu ungefähr jedem Spiel nicht immer aufrecht erhalten werden wird.

In diesem Blog sind in den letzten drei Jahren 163 Artikel erschienen, mit insgesamt etwas weniger als 150.000 Wörtern und etwas mehr als einer Million Zeichen, die wohl einige Tausend Menschen gelesen haben. Mir hat das Schreiben hier und vieles, was sich daraus ergeben hat, bisher großen Spaß gemacht, und euch hoffentlich gefallen.

Aber das ist kein Abschied: Eiserne Ketten wird es weiter geben, und es werden hier auch weiter Spielanalysen erscheinen. Aber eben wahrscheinlich nicht mehr zu jedem Spiel. Stattdessen wird es vielleicht öfter Artikel geben, die Entwicklungen in Unions Spiel über andere Zeiträume als neunzig Minuten aufzeigen. Das ist also nicht das Ende, aber eine Zäsur in dieser Kette.

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