Warum Grischa Prömel Zidane spielen muss

Union spielt in der ersten Runde des DFB-Pokal in Jena, gewinnt 4-2, und gibt ein bisschen Aufschluss über die Entwicklung der Mannschaft.

DFB-Pokal Spiele sind keine Vorbereitungsspiele. Jedenfalls nicht für Zweitligisten, für die sie nicht wie Bundesligisten, nach den ersten Ligaspielen liegen. Und jedenfalls nicht, wenn man gegen einen sportlich mindestens halbwegs ernst zu nehmenden Gegner antritt, den man nicht mit ungefähr 9-1 schlagen wird. Aber trotzdem bieten sie Spielraum für Experimente an. Auch wenn Urs Fischer diesen Raum nur vorsichtig genutzt hat, bietet die Partie seiner Mannschaft im Schatten der Kernberge auch und vor allem Gelegenheit, etwas über die weitere Entwicklung der Mannschaft zu lernen. Wir gehen auf drei solche Dinge ein.

Jena-Union

Die Aufstellungen zu Beginn

Unions Offensivplan ist (noch?) etwas eindimensional

Vor dem Spiel konnte man hoffen, aus Union Pokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner mehr über den offensiven Ansatz zu lernen, den Urs Fischer mit seiner Mannschaft verfolgt. Schließlich war damit zu rechnen, dass Union das Spiel aufbauen und machen muss.

Das war auch der Fall, aber trotz der vier geschossenen und ungefähr gleich vieler aktiv nicht geschossener Tore konnte Unions Offensive nicht wirklich (die Richtung für) eine Entwicklung aufzeigen. Denn das Aufbauspiel bestand, wie am ersten Ligaspieltag gegen Aue, vor allem aus Ballzirkulation zwischen den Innenverteidigern und Torwart Gikiewicz und langen Bällen. Die recht weit nach vorn geschobenen Außenverteidiger wurden ebenso selten aus dem flachen Aufbauspiel eingebunden wie Manuel Schmiedebach auf der Sechs.

Damit blieben nur direktere Bälle nach vorn, um die Offensive ins Spiel zu bringen. Für diese langen Pässe bot sich auch Grischa Prömel immer wieder an, der sich von der Sechs in die Räume vor ihm bewegt - und dann oft Bälle aus der Luft in einer Weise verarbeiten muss, die mich immer an Zinedine Zidane denken lässt. Nun wäre es selbstverständlich Unsinn, Prömel vorzuwerfen, dass er nicht Zidane ist. Dass die Erfolgsquote dieser Aktionen aber nicht überragend hoch ist, spricht dagegen, sie zu einem oft wiederholten, (wortwörtlich) zentralen Bestandteil des Offensivspiels zu machen.

Dass Union trotzdem oft gefährlich wurde lag vor allem an einer etwas perversen Eigenschaft von Gegenpressingsituationen: Pressing und das offensive Nutzen von Ballgewinnen ist auf den ersten Blick, und tatsächlich, eine Strategie, mit der eine individuell unterlegene Mannschaft diese Unterlegenheit ausgleichen kann. In diesem Spiel sah man aber, dass solche Momente auch ein Hebel sein können, die eigene größere individuelle Qualität ins Spiel zu bringen. Das wurde deutlich, wenn Unions Spieler ungeordnete Situationen etwas schneller erfassten als ihre Jenaer und Jenenser Counterparts, sie auf den ersten Metern etwas schneller waren und die nötigen Schnittstellenpässe etwas früher und genauer spielten, als der Drittligist hätte verteidigen können. Das war einer der Wege zu einigen Großchancen - auf den anderen gehen wir später ein.

Wie sieht die Perspektive von Felix Kroos aus?

Gegen Jena stand Felix Kroos zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf. Das ist signifikant, schließlich testete Urs Fischer nur auf zwei Positionen die Alternativen zur bisherigen Erstbesetzung: außer Kroos ist demnach auch Christopher Lenz nah an der Stammbesetzung. Eine wirklich gute Nachricht ist das für Kroos aber nicht, und das nicht nur, weil er sich dabei verletzte, das 2-1 zu erzielen, und so doch nur eine gute halbe Stunde spielen konnte.

Dass Kroos für Hartel auf der Zehn im 4231/433 in die Mannschaft kam deutet weiter darauf hin, dass Urs Fischer ihn primär als Option für diese Position sieht, und in der - schon beschriebenen - Rolle als offensiverer der beiden zentralen Mittelfeldspieler dahinter den dynamischen, weiträumigen Prömel vorzieht. Nun wird es Felix Kroos eher nicht stören, offensiver eingesetzt zu werden als in der letzten Saison. Seinen Fähigkeiten entspricht aber auch die offensivste Mittelfeldposition nicht perfekt. Kroos kann diese zwar ausfüllen, auch in ihrer Pressing-Komponente. Aber es gibt in Unions Kader dynamischere Pressingspitzen und effizientere Nadelspieler.

Flanken sind manchmal doch effektiv

Es ist schwer zu bestreiten, dass der Begriff 'Flankenfokus' auf diesen Seiten eine gewisse pejorative Konnotation hat. Nun, die Tore in diesem Spiel hatten einen klaren Flankenfokus.

Dabei, dass die Flanken, die zu den ersten vier Toren der Partie führten, half, dass sie oft Unordnung produzierten und ausnutzten (und Christopher Trimmel, auf die eine oder andere Weise, der je genaue Flanken, einen unfreiwilligen Abschluss und einen Stellungsfehler beisteuerte).

Unions erstes Tor bereitete so nicht nur Trimmels Flanke, sondern auch schnelles Umschalten und ein starker, langer, diagonaler Schnittstellenpass von Hedlund vor.

Szene des Spiels

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Gogia musste sich etwas Verrenken, diese Chance nicht zu nutzen; Photo: Felix/UnioninEnglish/Football&Wildlife Media

Die vergebene Großchance von Akaki Gogia nach 11 Minuten, vorbereitet von einem der bemerkenswert langen Einwürfe von Lenz, einem halb-abgefangenem Pass von Kroos und guter Übersicht von Hedlund (der später selbst eine ähnlich gute Gelegenheit vergab). Diese Szene zeigte einerseits, warum nie wirklich in Frage stand, dass Union das Spiel letztlich gewinnen würde, aber auch, warum es etwas dauerte, bis sich diese Gewissheit im Ergebnis zeigte.

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