Endspurt

Mit dem Spiel in Stuttgart am Montagabend beginnt der Endspurt um den Aufstieg. Gemeinsam mit Jonas Bischofberger von vfbtaktisch zeigen wir, was jede der Mannschaften tun muss, um zu gewinnen. Jonas erklärt dabei, was Union tun muss, um Stuttgart zu schlagen, ich vice versa das Gegenteil.

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Wird es solche Bilder auch am Montag geben? Photo: Hupe/union-foto.de

Union Schritt 1: Schlau aufbauen, Tempo entwickeln

Grundsätzlich ist das Pressing des VfB, trotz kürzlicher Verbesserungen, alles andere als auf Topniveau und insgesamt wahrscheinlich sogar eher im unteren Ligaschnitt anzusiedeln. Ein Problem ist, dass die Abwehrkette eher zurückhaltend verteidigt und sich früh fallen lässt, während eigentlich meist Angriffspressing gespielt werden soll. Daher sollte Union sich im Spielaufbau nicht dazu verleiten lassen, beim ersten Anlaufen gleich den Ball weg zu schlagen, sondern konzentriert nach Lücken Ausschau halten und versuchen den VfB aus der Reserve zu locken.

Was der eher gestreckten Stuttgarter Pressingformation an Kompaktheit fehlt – das gilt auch für das alternative, eher passive Mittelfeldpressing – kann der VfB teilweise durch Intensität kompensieren. Offene Räume werden aufmerksam und intensiv von den Offensivpositionen aus zugelaufen. Vor allem Gentner als Zehner schafft durch sein Rückwärtspressing Isolationsmomente auf den Seiten. Daher muss man sehr schnell und entschlossen durch die Räume spielen und dribbeln oder konsequent abbrechen und versuchen, für den VfB anstrengende Ballbesitzphasen aufzuziehen.

Stuttgart Schritt 1: Union im Aufbau isolieren

Durch die Saison hat Union sich in verschiedenen Konstellationen anfällig dafür gezeigt, genau das, was im letzten Abschnitt beschrieben wurde, nicht zu tun. Stattdessen waren in den schwächeren Spielen in Kaiserslautern oder Düsseldorf die verschiedenen Stationen des Aufbauspiels voneinander isoliert/ Das geschah vor allem, wenn sich der Sechser in die Aufbaudreierkette fallen ließ, das restliche zentrale Mittelfeld aber nicht nachschob und sich zu vertikal und zu weit vorne bewegte.

Wenn es dem VfB gelingt, Fürstner im Mittelfeld nicht ins Spiel kommen zu lassen und ihn oder Kroos dazu zu bewegen, den Aufbau in der ersten Linie zu unterstützen; und anschließend die Anspielstation im zentralen Mittelfeld kontrolliert wird, könnte Union in Ballbesitz viel Produktivität genommen werden.

Grundausrichtung

VfB - Union

Die möglichen Aufstellungen zu Beginn

Union Schritt 2: Die letzte Linie dominieren

Stuttgarts Offensivspiel basiert vor allem auf der konsequenten Besetzung der vordersten Linie. Asano, Gentner und Terodde sind extrem gut darin, in Lücken und Schnittstellen der Abwehr hineinzustoßen und dadurch Torgefahr zu entwickeln. Deren Läufe werden sehr simpel eingebunden, ohne dass viel Interaktion zwischen den Positionen stattfindet. Das vereinfacht erst einmal die Abwehrarbeit, wenngleich der VfB auch Möglichkeiten hat, bessere Verbindungen und mehr Komplexität ins Spiel zu bringen. Zuletzt sorgte etwa Daniel Ginczek im Spiel gegen Bielefeld für entscheidende kreative Präsenz zwischen Abwehr und Mittelfeld.

Weil das VfB-Spiel so sehr über breite Offensivpräsenz funktioniert(e: im 4-1-4-1 mehr als im mittlerweile genutzten 4-2-3-1), war eine Weile lang viel defensive Präsenz, ergo Fünferkette, so eine Art Allheilmittel dagegen. Da der VfB aber inzwischen eine gute 3-2-Staffelung im Aufbau nutzt, würde man damit einen Zugriffsverlust riskieren, gerade wenn die Fünferkette eher zurückhaltend verteidigt, wie es vermutlich bei den meisten Teams der Fall wäre, die eigentlich Viererkette gewohnt sind. Umso mehr wird eine stabile Abwehrleistung für Union wichtig sein, um gegen die vielen Läufe, Flanken, Konter und womöglich auch langen Bälle der Stuttgarter anzukommen.

Stuttgart Schritt 2: Unions überladene Flügel verteidigen

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Kristian Pedersen sucht noch seine pre-Verletzungs Form. Photo: Stefanie Fiebrig

Die offensiv starken Außenverteidiger geben Union nicht nur individuelle Qualität, sondern sind auch systematisch eins der verlässlicheren Mittel. Da Kristian Pedersen nach seiner Verletzung in Dynamik und Handlungsschnelligkeit noch nicht ganz in Form ist, wird wohl wieder die rechte Seite mit Trimmel und Skrzybski die offensiv stärker fokussierte sein. Das spiegelt die Situation beim VfB, der zuletzt die eigene linke Flanke mit Insua und Maxim betont hat. Beide Mannschaften werden hier eine Balance aus Offensive und Defensive finden müssen.

Das ginge zwar auch, in dem Die Außenverteidiger des Gegners in der Defensive beschäftigt und gebunden werden, aber gerade die Offensivspieler des VfB werden auch nach hinten arbeiten müssen, da ansonsten Unterzahlen auch durch ausweichen der zentralen Mittelfeldspieler Unions auf den rechten Flügel entstehen. Gefährlich ist das vor allem, weil Union unter Jens Keller seine Flügelangriffe recht effektiv ausspielt - von Steven Skrzybskis Fernschüssen einmal abgesehen.

Union Schritt 3: Kontrolle aufbauen, zweite Halbzeit überstehen

Nicht erst seit dem Verkauf von Hajime Hosogai fehlen dem VfB Strategen und Akteure, die ein umfassendes Spielverständnis mitbringen. Unter anderem dieser Umstand sorgt gerade gegen Teams, die selber einen gewissen Dominanzanspruch mitbringen dafür, dass sich der VfB ein Spiel aufzwingen lässt und sich eher vom Geschehen treiben lässt, anstatt sich dagegen zu stemmen und den eigenen Ansatz durchzubringen. Das kann man sich zunutze machen und dem Spiel mit einer geeigneten taktischen Ausrichtung den eigenen Stempel aufdrücken.

Gerade in den eher von den Matchplänen beider Mannschaften geprägten ersten Halbzeiten verschafften sich einige Teams taktische Vorteile gegen den VfB, die dann jedoch nicht in die zweite Hälfte mitgenommen werden konnten. Die eher wilde, offene Natur der späteren Spielphasen kommt der wuchtigen Art des VfB sehr entgegen. Es wird sich wahrscheinlich kaum vermeiden lassen, dass Union nach der Pause die eine oder andere Phase auch einfach mal überstehen muss. Dabei ist es natürlich hilfreich, wenn man sich, gerade bei Führungen, nicht nach hinten drängen lässt und selber aktiv bleibt. Anschauungsmaterial dazu: Das Spiel gegen Radokis Fürther. Übrigens die einzige Mannschaft, die den Rückrunden-VfB bisher schlagen konnte.

Kreilach Zweikampf

Union bemüht sich darum, die letzte Linie zu kontrollieren. Photo: Hupe/union-foto.de

Stuttgart Schritt 3: Kreative Spieleröffnungen

Unions Pressing auf die Innenverteidigung im gegnerischen Spielaufbau war zuletzt eher verhalten. Intensiver wurde der Druck erst, wenn im Moment eines Passes der Innen- auf die Außenverteidiger letztere sowohl von Unions ballnaher Pressingspitze als auch dem Außenstürmer angelaufen wurden.

Weil der VfB über eine ganze Reihe von Innenverteidigern mit sehr genauem und kreativem Passspiel verfügt, ist er besser als alle anderen Mannschaften der Liga dazu aufgestellt, das Pressing Unions im Zentrum zu überspielen. Vor allem im Gegenpressing lässt Union oft recht große Räume im defensiven und zentralen Mittelfeld, die es normalerweise gegen hohe Bälle gut verteidigen kann. Gelingt es Stuttgart aber, flach und präzise in diese Räume zu spielen, wäre das für Union ausgesprochen unangenehm.

Frage des Spiels

Welche Mannschaft hat auf der bei beiden dominanten Seite insgesamt Vorteile?

Schöne Fahnen

Ein besonders schönes Photo von Steffi aus dem Hinspiel

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