Leere
Unions Höhenflug wird mit einer 2-0 Niederlage in Nürnberg gebremst, bei der offensive Schwierigkeiten zu Tage treten.
Grundausrichtung
Jens Keller und sein Trainerteam vertrauten einmal mehr der bekannten Grundordnung, variierten diese aber ähnlich wie beim letzten Gastspiel in Franken vor gefühlt langer Zeit und in Wirklichkeit gut einer Woche.
Gegen den Ball war öfter statt des hohen 433 eine 442 Stellung mit Kreilach neben Hosiner und tiefen Außen zu sehen, aus der heraus knapp in der Nürnberger Hälfte Mittelfeldpressing gespielt werden sollte. In dieser Ordnung orientierten sich die Achter Unions gleichzeitig an den Sechsern Nürnbergs und verfolgten sie bei zurückfallenden Bewegungen. So agierten in manchen Situation Kroos und Kreilach nebeneinander zwischen Fürstner, der sich an Möhwald im zentralen offensiven Mittelfeld hielt, und Hosiner, der dann beide Innenverteidiger bogenförmig anlief. Dabei war allerdings auch zu sehen, dass Simon Hedlund noch Eingewöhnungsprobleme hatte und gelegentlich Entscheidungen traf, die nicht zum Verhalten des Rests der Mannschaft passten.
Verbindungen und Kombinationen
Schon zu den erfolgreichen Spielen der letzten Wochen wurde an dieser Stelle angemerkt, dass es Unions Offensivspiel zuweilen an Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen im Zentrum fehlt. In abgewandelter Form war dies auch in diesem Spiel zu sehen.
Die Anpassung bestand darin, dass etwa ab der 30. MinuteStephan Fürstner seltener in die Verteidigung zurückfiel, die Dreierkette im Aufbau aber beibehalten und mit Kristian Pedersen gebildet wurde. Prinzipiell sollte das die Situation verbessern, da so mehr Präsenz im Zentrum geschaffen wird und Trimmel und Hedlund asymmetrisch Breite im zweiten Drittel geben können.
Die Diagnose der Probleme, auf dieser Basis konstruktiv aufzubauen, fällt nicht ganz einfach, unter anderem weil die Zahl der Proben zu gering für generelle Schlussfolgerungen ist. In manchen Situationen fehlte es an richtig platzierten Läufen der Mittelfeldspieler, um sich in Raum anspielbar zu machen; in anderen an Mut zu ambitionierten Spieleröffnungen; gelegentlich - wie bei einem versuchten Boateng'schen Laserpass von Fabian Schönheim (34:20 AFTV 1.Hz) - an Präzision.
Im Ergebnis gelang es Union erneut nicht, stabil ins Positionsspiel durch das Mittelfeld zu kommen. Stattdessen versuchte man sich direkten Optionen, entweder mit langen Bällen über das Mittelfeld, oder - erfolgsversprechender - mit direkten, sehr vertikalen Kombinationen, bei denen vor allem Philip Hosiner einige sehr gute Momente mit Drehungen oder Ablagen im Zehnerraum hatte.
10 v 10
Was in den letzten Minuten der ersten Halbzeit geschah, war nur peripher von Taktik bestimmt, definierte aber den taktischen Optionsraum für die zweite Hälfte: zuerst legte Pedersen sich den Ball zu weit vor und fehlgeleiteten Einsatzwillen an den Tag, dann egalisierte Salli den dumme-Gelb/Rote-Karten-Stand, und schließlich 'krönte' Möhwald eine Minute unsäglichen Gebolzes mit dem 1-0.
Die Führung erlaubte es der Heimmannschaft, sich auf die Verteidigung und spekulative Konter zu konzentrieren. Unions Ansatz hingegen änderte sich lange nicht wesentlich - abgesehen davon, dass mit offensiven Außenverteidigern, dem Dreiermittelfeld (zunächst FKK, später mit Eroll statt Fürstner) und zwei vom Flügel kommenden Spitzen jede Konterabsicherung aufgegeben wurde. Weiter fiel es schwer, spielerische Anbindung im Zentrum zu finden - das Fehlen Hosiners verschärfte das nur noch. Stattdessen verdiente sich Toni Leistner den Spitznamen 'Dresdner Dampf-Dribbler', indem er den Ball wiederholt ins Mittelfeld trug, ohne aber Anschlussaktionen zu finden. Erst mit Zejnullahu gab es regelmäßig Versuche, die Schnittstellen im defensiven Mittelfeld Nürnbergs zu durchspielen, allerdings gelangen so gut wie keine derartigen Durchbrüche in der letzten Verteidigungslinie.
Das 2-0 war folgerichtig, nachdem die wenigen Chancen und Gelegenheiten, Chancen zu kreieren, ungenutzt verstrichen.
Szene des Spiels
In einem Spiel am Ende einer kräftezehrenden Periode war Union anzumerken, dass in manchen Situationen die Ressourcen fehlten, sie konsequent auszuspielen. Sinnbildlich dafür steht einer der aussichtsreicheren Angriffe in der Schlussphase (ab 33:08 AFTV 2.Hz). Zunächst verteidigt Leistner stark einen Befreiungsschlag-induzierten Konter Nürnbergs, bevor Eroll Zejnullahu den Ball an der Spitze des Mittelkreises bekommt. Von dort spielt der kosovarische Nationalspieler einen vertikalen Pass ins offensive Mittelfeld, wo Hedlund auf Kreilach ablegt und in die Spitze startet. Doch Kreilach schießt aus 25m statt zu versuchen, den Ball auf den schwedischen Neuzugang durchzustecken, der Schuss wird geblockt.