Ein bisschen Toni

Wie verschiedentlich bemerkt, war in diesem Spiel alles, was einen Heimspiel-Sieg Klassiker ausmacht. Taktische Glanzlichter gehören dazu nicht unbedingt.

Grundausrichtung

Auf die fortgesetzt angespannten Personalsituation - diesmal fielen Eroll und Benni Kessel aus - reagierte das von Andre Hofschneider angeführte Trainerteam mit einer Formation, die einen Kompromiss aus dem bekannten 532 und 433 darstellte. Auf links spielte Kenny Prince Redondo offensiv und hoch, während Trimmel rechts die wingback Rolle eher als rechter Außenverteidiger auslegte. Trotzdem gab es vor allem im Aufbauspiel oft die bekannten 352/3223/3214 Stellungen.

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Daube spielte an Stelle Erolls, Puncec der Besetzung nach Kessel. Zwischen Trimmel und Redondo schwankte Union zwischen einer Dreierkette mit asymmetrischen Flügelbesetzungen und einer Viererkette.

Die Gäste aus Charlottenburg Karlsruhe traten in einem 442 auf, wie jede echte Mannschaft, die dem Kombinationsfußball huldigen will (siehe Pressekonferenz nach dem Spiel).

Noch ein neues Mittelfeldtrio

Einmal mehr in dieser Saison bot Union ein neues Trio im Mittelfeld, und damit neue Rollen, auf. Felix Kroos agierte als deutlich defensivster Spieler auf der Sechs; Damir Kreilach (bis zu seinem selten dämlichen unnötigen Platzverweis auf der Zehn; und Dennis Daube dazwischen auf der Acht.

Dabei stieß Kreilach aber seltener als zuletzt in die vorderste Linie vor. Dazu trug bei, dass mit Brandy und Wood beide Stürmer stärker ins Zentrum tendieren als Skrzybski oder Quaner - es gab somit weniger offene Räume vor ihm, zumindest im Spiel mit Ball. Ohne Ball hingegen war Kreilach wie gewohnt zwischen den Stürmern zu finden und presste mit ihnen schon im Angriffsdrittel. Dennis Daube pendelte im linken Halbraum vertikal durch das Mittelfeld und gab so, im Zusammenspiel mit Redondo und Micha Parensen den Katalysator für Unions Ballbesitzspiel. Damit waren etwas bessere Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen gegeben als zuletzt.

Auch defensiv war dieses Konstrukt weitgehend stabil, wenngleich es gerade Daube war, der vor dem Gegentor die Flanke nicht unterband. Ironischerweise zeigte diese Szene eher das funktionieren der Abläufe - Daube war in der richtigen Situation, fand nur nicht zur richtigen Aktion.

Karlsruh, Karlsruh, wir stellen euch zu

Nach Kreilachs Gelb-Roter Karte wurde der Ausgleich durch Kroos vor der Halbzeit so wichtig, wie er ohnehin schön war. Nicht im Rückstand zu liegen erlaubte es Union, auf ein 441 umzustellen, dass zwar nicht passiv ausgerichtet, aber doch mit wenig Offensivpotential ausgestattet war. Union schob die beiden Viererketten kompakt zusammen und relativ weit nach vorn. Damit hatte man in fast allen Situationen Druck auf dem Ball und vermied bis in die Schlussphase hinein regelmäßige Karlsruher Präsenz im eigenen Strafraum. Interessant war, dass auch in dieser Phase in den - selteneren - Ballbesitzphasen Dreierketten im Aufbau zu sehen waren. Dieses Mittel scheint für den eigenen Spielaufbau fest verankert.

Während nun Karlsruhe wenig einfiel, um gefährlich zu werden, und man erst in den letzten Minuten mit der metaphorischen Brechstange die Tür zum Ausgleich einen schmalen Spalt weit aufstemmte, gelang Union das 2-1 auf die gefühlt einzige mögliche Weise. Bobby Wood schnappte sich nach einem eigentlich im Zentrum versandeten Angriff den Ball und traf glücklich abgefälscht.

Szene des Spiels

Die Momente, in denen Wood und Kreilach vor dem 1-1 den Rufen der Menschen neben mir auf der Tribüne, die sie zum Schießen aufforderten, trotzten.Insbesondere der Tunnel von Kreilach, mit dem er den Ball in eigenem Besitz hielt, bevor er ihn Kroos zuspielte, steigerte mein erwartetes Vergnügen ungemein.