Groundhog

Alles passt noch nicht ganz zusammen, man spielt weiter mehr oder weniger wie bisher, und wird Siebter.

So der weniger tagträumende, und wie sich herausstellte, realitätsnähere Teil der Rückrundenvorschau. In Kaiserslautern lief Union zwar mit zwei Neuzugängen, strukturell aber nahezu unverändert auf, spielte mäßig, entschädigte dafür aber mit einer späten Aufholjagd und einem Punkt.

Ausrichtung

Wie im letzten Drittel der Hinserie spielten die Eisernen in einem 352, das gegen den Ball ein 343 war. Dabei presste man selten und konzentrierte sich darauf, Lauterer Aufbaubemühungen Pässe ins zentrale Mittelfeld zu verstellen. Dort war man ohnehin in Überzahl und konnte so ungezielt und lang gespielte Bälle einsammeln.

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Was uns zum eigenen Offensivspiel bringt - oder besser, bringen sollte. Es war recht schwer, ein gezielt eingesetztes Mittel zur Erkennen, mit dem Union meinte, zu Torchancen kommen zu können.

Offensivprobleme

Zu früh rückten die Außen, vor allem Thiel, in die vorderste Reihe auf, in deren übermäßiger Nähe auch Kreilach immer wieder zu finden war.

Während Sascha Lewandowski nach dem Spiel in der Spieleröffnung über die Halbverteidiger ein positives Element in einem enttäuschenden Spiel sah, taten sich Probleme für Unions Spiel eine Reihe weiter vorn auf.

So standen der weniger präsente Eroll und Felix Kroos immer wieder vor viel leerem, oder nur mit Gegenspielern gefülltem Rasen, und hatten wenige Optionen. Daraus entstanden Ballverluste im Mittelfeld oder schwer zu verarbeitende, erzwungene Anspiele auf die Offensivleute. Das alles ist nicht neu und kam in dieser Saison schon einige Male vor. Die unglaublich bittere Verletzung von Raffael Korte ist in erster Linie für ihn selbst schmerzhaft, aber auch für diese Union Mannschaft extrem unangenehm spürbar. Genau im Herstellen dieser Verbindung hätte seine Rolle liegen können.

Ohne ihn wird ein anderes Element in der Behebung dieses Problems noch wichtiger: stärkere Bemühungen der Außenbahn-Läufer und der Stürmer, die offensiven Halbräume zu besetzen, wie Brandy sie nach seiner Einwechslung angedeutet hat. Doch insofern als dies auf eine zentralere Positionierung von Thiel und Kessel hinausliefe, scheint darin auch ein Problem zu liegen.

Defensivprobleme

Schließlich wurde Kaiserslautern vor allem über simple Konter mit Läufen entlang der Flügel gefährlich. Eine Positionsanpassung wie beschrieben scheint dafür noch mehr Räume zu öffnen. Das sollte sich allerdings kompensieren lassen, weil nicht offene Flügel, sondern mangelhaftes Defensivverhalten im eigenen Strafraum diese Kontoren gefährlich machte. Vor allem das 1-0 ist ein erschreckendes Beispiel hierfür.

Hoffnung darauf, dass sich solche Probleme in der Endverteidigung mit Emmanuel Pogatetz lösen werden, sind vielleicht nicht ganz unberechtigt. Ich tue mich aber schwer, zu viel daran zu hängen...

Verhindert wurden ähnliche gefährliche Szenen in diesem Spiel, wenn die zentralen Mittelfeldspieler aushalfen - wie Kroos nach wenigen Minuten. Das funktionierte aber nicht konstant: zum einen, weil die Wege dazu weit waren; zum anderen, weil es einer einmal mehr neu formierten Doppelsechs an Abstimmung und Eingespieltheit mangelt. Diese neue Besetzung deutete insgesamt mögliche Probleme an. Kroos ist technisch kompetent, aber weder besonders physisch stark noch extrem kreativ. Damit komplementiert er Zejnullahus Qualitäten nur teilweise. Eroll wird in dieser Konstellation nicht vollständig für Offensivaufgaben freigemacht, und Kroos erhöht das Angriffspotential eventuell nicht genug um für wesentlich mehr Durchschlagskraft zu sorgen.

Szene des Spiels

In einem insgesamt schwachen Zweitligaspiel gab es bis zur einigermaßen furiosen Schlussphase, mit einem der individuell besten Union-Tore jüngerer Erinnerung, wenig besondere Momente. Auffällig gut waren aber ein paar Momente nach wenigen Minuten. In Überzahl aufgerückt verlor Union den Ball im Lauterer Strafraum - und reagierte zu siebt mit Gegenpressing, das einen ungezielten Ball nach vorn provozierte, den Toni Leistner in typischer Manier eroberte. Daraufhin erkämpften und erspielten sich Damir und Kroos einen Doppelpass, bevor ¬Toni versuchte, Bobby Wood mit einem Lochpass einzusetzen, der leider um einige cm nicht in den Lauf Woods passte.