Hauptsache gewinnen
Vor dem Spiel gegen den MSV hatte Sascha Lewandowski gewarnt, für das dritte Spiel binnen einer Woche seien keine spielerischen Fortschritte zu erwarten. Neben der angesammelten Müdigkeit und Frustration nach zwei unnötigen Niederlagen erschwerten außerdem Verletzungen, vor allem in der Abwehr, die Vorbereitung. Als Reaktion auf den Ausfall von Linksverteidiger Micha Parensen überlegte er laut, ihn auf dieser Position nicht zu ersetzen, sondern durch eine 352 Aufstellung einfach die Position abzuschaffen.
Nun stellte sich aber raus, dass das so einfach nicht geht und zumindest mehr Vorbereitung erfordern würde, soll die Mannschaft durch die Formationsumstellung nicht destabilisiert werden soll. Also trat Union im 433/4141 an. Stephan Fürstner rückte dabei für Eroll auf die Sechs, links verteidigte Christopher Trimmel.
Defensivkonzept und Mittelfeldaufteilung
Auf der für ihn eigentlich falschen Seite spielte Trimmel etwas defensiver als Kessel auf rechts. Insgesamt verteidigte Union eher passiv. Pressing gab es mehr oder weniger nur in der vordersten Linie, wo Wood und Kreilach oder Skrzybski mit diagonalem Anlaufen versuchten, die Duisburger Angriffe auf die Außen zu leiten. Doch auch dies geschah vor allem in verzögerten Umschaltmomenten.
Auch Gegenpressing gab es nur in Ansätzen, in der Entstehung der Führung aber durchaus erfolgreich.
Daube und Kreilach nahmen verschiedene Stellungen ein: oft schob Kreilach gegen den Ball in die Spitze vor und spielte mit dem Ball im Zehnerraum, während Daube neben Fürstner (oder zum Teil sogar hinter ihn) zurück fiel. Ansonsten agierten die beiden auf einer Höhe entweder hinter den Außen und bildeten ein 433, oder im 4141 wenn Brandy und Skrzybski tiefer standen.
Ballbesitzspiel
Gegen sichtlich bemühte aber verunsicherte Duisburger kam Union in der ersten Halbzeit ohne ein besonders aktives kollektives Pressing zu vielen Ballgewinnen im zentralen und zentral-defensiven Mittelfeld. Lewandowski sagte nach dem Spiel dass in diesen Situationen zu oft verzögernde Pässe gespielt worden sein, was teilweise richtig war und sich etwa darin zeigte, dass Fürstner niemanden öfter anspielte als Toni Leistner. Gleichzeitig wirkten viele Aktionen nach der frühen Führung offensiv überhastet - mit dem Gefühl Duisburger Verwundbarkeit wählte man zum Teil zu direkte und einfache offensive Optionen, die Angriffe versanden ließen.
Das eigene Aufbauspiel ging primär von Sechser Fürstner aus, der unter relativ wenig Druck und in recht großen Räumen agieren konnte und so besser zu diesem Spiel passte als Eroll. Fürstner ließ sich trotz der Freiheiten im Mittelfeld teilweise zwischen Leistner und Puncec fallen - Bewegungen, deren Sinn zweifelhaft erschien.Statt bessere Winkel für öffnende Pässe zu schaffen, führte dies eher dazu, dass sich der Abstand zwischen Abwehr und Mittelfeld vergrößerte, sich Passwege leichter zustellen ließen und durchgehend kombinierte Angriffe weiter selten waren.
Der auffälligste funktionierende Offensivmechanismus waren Überladungen der rechten Halbräume, also der Zonen zwischen Zentrale und Außenbahn. Diese Überladungen kamen zu Stande indem Brandy sich auf Außen ins Zentrum orientierte, Kreilach von der linken offensiveren Achterposition einrückte und Kessel währenddessen die Breite gab.
Diese Abläufe führten zu Chancen, wenn sie weit genug vorne stattfanden, wie beim 1-0 und 3-0. Wurden sie hingegen zu tief gestartet, was durch Brandys auch zurückfallende Bewegungen möglich war, endeten die Kombination in ungefährlichen Räumen zu weit vor dem Tor, von wo dann Einzelaktionen nötig waren. Am Ende einer intensiven Woche fehlte oft die individuelle Durchschlagskraft, solche Aktionen erfolgreich zu gestalten.
Damit hatte auch der wegen des allgemeinen Fokus auf die rechte Seite etwas weniger präsente Skrzybski auf links zu kämpfen.
Zweite Halbzeit
In einer unnötig spannenden zweiten Halbzeit war Union lange vor allem durch Konter gefährlich, die etwa zu der großen Chance für Daube oder dem Elfmeter führten. Gleichzeitig erlaubte die fehlende Kontrolle Unions über das Spiel es Duisburg, mit einfachen spielerischen Mitteln zu Strafraumaktionen zu kommen, mit hohen Bällen beziehungsweise Halbfeldflanken (wie beim 3-2) oder einfachen Kombinationen über Ablagen von Obinna (wie beim 3-1).
Etwas mehr spielerische Kontrolle kehrte mit den Einwechslungen von Redondo und Eroll zurück, allerdings nicht genug, um ein dann nervöses Spiel so weit zu beruhigen, dass es keine Zitterpartie gewesen wäre. Mit den beiden technisch starken jungen Spielern verschob sich aber der Schwerpunkt von Unions Kombinationsspiel auf die linke Seite. Redondo konnte sich als Lösung für das - durch die Verletzung von Leistner verschärfte - Problem der Besetzung der linken Abwehrposition empfehlen, da er sich nicht nur offensiv gut einschaltete, sondern auch einige gute Defensivaktionen zeigte.
Problematisch könnte bei dieser Lösung aber sein, dass mit Skrzybski schon die linke Außenbahn offensiver ausgerichtet ist als die rechte, was bisher durch eine zurückhaltendere Spielweise des linken Verteidigers ausgeglichen wurde. Denkbar wäre allerdings, wie in der Endphase dieses Spiels, Daube vor Redondo aufzubieten. Interessant wäre dann die Rollenverteilung im Mittelfeld.
Szene des Spiels
Die Szene des Spiels ereignete sich bei 23:19m AFTV-Zeitrechnung, als Martin Dausch, umringt von vier Unionern, einen vertikalen Pass mit einer Innenseite-hinter-Hacke Drehung verarbeitete und so besagte vier Unioner aus dem Spiel nahm und eine Chance für den MSV vorbereitete.