The Bright Side of Losing Three-Nil
Es mag am schönen Wetter in Freiburg liegen, dass ich geneigt bin, mich der Devise des Unioner Auswärtsblocks in den letzten Minuten der 0-3 Niederlage im Breisgau ganz unironisch anzuschließen und das Spiel gar nicht so schlecht zu finden.
Ausrichtung
Sascha Lewandowski schickte seine Mannschaft mit einigen personellen Anpassungen - dazu später mehr - in der aus den letzten Spielen gewohnten 352 Formation auf den Platz. Ihre Konturen erhielt die Unioner Ausrichtung in diesem Spiel aber vor allem durch den Gegner und dessen Stärken.
Mit Nils Petersen und Vincenzo Grifo verfügt Freiburg über auf Zweitliganiveau individuell sehr gute Spieler im Angriff, die außerdem gut in das Konzept von vertikalen Schnellangriffen im 442 passen. Eben solche Angriffe sollten sich aber mit Unions 343-haften Defensivstaffelungen gut verteidigen lassen - was auch weitestgehend geschah.
Die Rollenverteilung dabei ist deutlich: Die vorderste Defensivreihe, bestehend aus den Stürmern und Damir Kreilach, bemüht sich, Pässe aus der Freiburger Abwehr auf die Sechser zu erschweren und diese in der Folge unter Druck zu setzen.
Unions eigene zentralen defensiveren Mittelfeldspieler übernehmen die selbe Aufgabe eine Reihe weiter hinten, während sie außerdem die Flügelspieler dabei unterstützen, die Verbindung zwischen den Freiburger defensiven und offensiven Außen zu kappen. Die drei Innenverteidiger sind währenddessen genau das, und kümmern sich um die Strafraumverteidigung gegen die Doppelspitze.
Das Problem
All das funktionierte denn auch recht ordentlich, trotzdem lag Union nach einer guten halben Stunde mit 2-0 hinten. Verantwortlich dafür waren eine Reihe von individuellen Fehlern vor und nach Grifos Freistoß, der die Freiburger Führung (mit einem Hauch von Unvermeidlichkeit) herbeiführte; sowie ein viel zu einfaches Freistoß-Kopfball-Tor 2-0.
Die Resultate der Berliner Defensivbemühungen waren also deutlicher schlechter als angemessen, oder zumindest nötig, gewesen wäre. Gleichzeitig fand Union offensiv in der ersten Halbzeit so gut wie nicht statt.
Das lag zum einen daran, dass Freiburg kaum Risiken eingehen musste und sich so wenige Szenen mit gefährlichem Zugriff im Pressing ergaben.
Zum anderen zahlte sich aber auch die personelle Umstellung im Sturm nicht aus, wo Collin Quaner seine Chance von Beginn an nicht wirklich nutzen konnte. Statt Bälle festzumachen und sie Bobby Wood zur Verarbeitung zu überlassen, agierte er oft glücklos und waren die Abstände zwischen den Stürmern zu groß, um Zusammenspiel zu initiieren.
Umstellungen und Hoffnung
Auf den Rückstand und die Harmlosigkeit im Spiel nach vorn reagierte Sascha Lewandowski zur Pause mit der Einwechslung von Steven Skrzybski für Damir Kreilach und Dennis Daubes für Stephan Fürstner. Dadurch verschob sich Unions Formation auch mit dem Ball mehr in Richtung 343 - mit einer offensiv besetzten Zentrale aus Eroll und Daube.
Auf dieser Grundlage und mit mehr Präsenz im Angriff fand Union im zweiten Durchgang tatsächlich besser ins Spiel und kam zu einigen guten Aktionen. Sowohl in Ballbesitz als auch im Pressing wirkten Unions vordere Mannschaftsteile kompakter. Eine Entwicklung, die in der Chance von Dennis Daube in der 68. Minute kulminierte - leider antiklimaktisch, denn Schwolow hielt und Freiburg kam eine Minute später, wieder viel zu einfach, zum 3-0.
Danach gab es für Union nichts mehr zu holen als Komplimente für die anhaltende Unterstützung der weitgereisten Fans.
Szene des Spiels
Quaners Chance in der 54. Minute, nach sehr schönem Zusammenspiel mit Wood, zeigte, was seine Aufstellung hätte bewirken können. Dass auch Quaners beste Szenen nach der Einwechslung Skrzybskis kamen, unterstreicht noch einmal dessen sehr gute Entwicklung und Form in dieser - an anderen erfreulichen Geschichten nicht überfließenden - Saison.
Außerdem: eine ambitionierte Ballannahme von Wood etwa fünf Minuten vor Schluss, als der Sieg schon ziemlich fern war, er aber trotzdem an sich glaubte, auch wenn der Sieg ihm heute nicht gehörte.
Ps
Lag es in der letzten Woche an zu großer Entfernung vom Geschehen, dass die Analyse zum Spiel gegen Bielefeld verkürzt ausfiel, ist es dieses Mal die ungewöhnliche Nähe zum Geschehen im Südwesten. Der normale Betrieb (und hoffentlich noch etwas mehr) wird in Kürze wieder aufgenommen.