Die Dreierkette sichert Sollbruchstellen

Union

Spieltag 22, 11. Februar: 1. FC Union 3 - 1 Fortuna Düsseldorf. Die Aufstellungen zu Beginn, Union nur mit einer (dafür essentiellen) Änderung, Düsseldorfs 532 mit 2-1 Mittelfeld spiegelt Unions Formation.

Mit der besten Leistung der Saison schlägt Union Düsseldorf 3-1. Dabei zeigen sich zwar auch Sollbruchstellen, die aber ausreichend selten und meist gut gesichert wirklich brechen.

'Intensität' ist ein Begriff (oder Phänomen), mit dem man sich in der taktisch-analytischen Perspektive schwer tun kann. Denn mit welcher Intensität Mannschaften Fußball spielen (das heißt unter anderem: ihre taktischen Vorgaben umsetzen) ist offensichtlich relevant bis entscheidend dafür, wie erfolgreich sie sind und damit auch Teil des zu Erklärenden. Aber gleichzeitig ist es eine Kategorie, auf die man sich - wie auf 'Präzision im letzten Pass', 'Abgeklärtheit' oder 'Kreativität' - immer berufen kann um alles mögliche mit nicht wirklich primitiven, also grundlegenden, Faktoren scheinbar zu erklären. Dieses Spiel zwischen Union und Fortuna Düsseldorf war aber nun eines, das sehr durch Intensität geprägt wurde - nicht nur in den eigentlich fußballerischen Aktionen, aber auch darin.

Grundausrichtung

Nach der Systemumstellung in Bielefeld stellten sich vor dem Heimspiel gegen den Tabellenführer Union zwei Fragen: Sollte man beim 352 bleiben oder zur Viererkette zurückkehren? Und sollte der am Montag noch gesperrte Toni Leistner in einer der beiden Varianten zurück in die Startelf kommen? Beide Fragen beantworteten sich von selbst, als der etatmäßige Abwehrchef gemeinsam mit Marcel Hartel und Peter Kurzweg krank ausfiel. Union trat also wieder mit der Dreierkette Parensen-Torrejón-Friedrich und Felix Kroos als alleinigem Sechser an. Den unter der Woche nach Utah transferierten Damir Kreilach ersetzt Akaki Gogia im offensiven Mittelfeld (aber erstmal nicht im Herzen der Unioner, doch dazu später mehr.)

Die Entscheidung für diese Formation - zusammen mit Düsseldorfs spiegelndem 532 - und die eingangs erwähnte Intensität bestimmten den Rhythmus des Spiels: Union entfaltete mit und ohne Ball großen Druck auf Düsseldorf. Aber gleichzeitig bot sich den Gästen in den eigenen defensiven Halbräumen (also zwischen Kroos und den nach hinten arbeitenden Flügelverteidigern) viel Platz, wenn es ihnen einmal gelang, sich aus Unions Angriffspressing zu befreien.

Diese Konstellation kam zu Stande, weil sowohl die Flügelverteidiger als auch Achter Unions ihre jeweiligen Rollen offensiv und aggressiv interpretierten. So kam es in Ballbesitz gelegentlich zu 316 Staffelungen. Mehr Präsenz im letzten Drittel bedeutet dabei natürlich weniger Präsenz im Mittelfeldzentrum, wo Kroos ein gutes Spiel machte, im Aufbau aber kaum einbezogen werden konnte. Stattdessen eröffnete Union das Spiel oft über die Flügelverteidiger, die mit den aus dem Zentrum kommenden Hedlund und Gogia kombinierten. Wenn Pedersen und Trimmel von ihren (mehr als Außenverteidiger agierenden) Düsseldorfer Pendents aufgenommen wurden, rückten auch die Innenverteidiger auf - entweder mit Queerpässen kollektiv oder, vor allem in Person von Parensen, dribbelnd individuell. Schließlich gab es auch direkte lange Anspiele der Innenverteidiger in die letzte Linie.

Dabei half, dass sich Unions Halbverteidiger Julias Anmerkungen nach dem Spiel am Montag zu Herzen nahmen und sich trauten, im Aufbau breiter zu stehen und sich auch untereinander durch die erste Pressinglinie der Fortuna zu spielen. So gab es weniger hektisch-ungeplante Bälle in die Spitze (wenngleich hektisch-ungeplante Aktionen dann gelegentlich vorne zu sehen waren). Das beste Beispiel hierfür ist der Aufbau vor einer Halbchance nach genau 29 Minuten.

Sollbruchstelle

Parensen

Micha Parensen machte vor allem auch mit einigen guten Vorstößen mit dem Ball ein gutes Spiel, Photo: Felix/Union in Englisch

Die defensiven Auswirkungen dieser Spielweise waren dafür so etwas wie eine Sollbruchstelle in Unions Spiel. Düsseldorf spielt ohnehin gern möglichst schnell und direkt in die offensiven Halbräume. Florian Neuhaus ist dabei das entscheidende Scharnier in der eigenen Hälfte, Benito Raman oft derjenige, der sich in den Ziel-Räumen anbietet. Gerade weil Unions Pressing und Gegenpressing zwar intensiver waren, sich aber auch oft auf die vorderste Linie und (gute, riskante) Vorstöße von Kroos beschränkte, waren Aktionen, in denen Neuhaus seine busquetseske Pressingresistenz ausspielen konnte besonders effektiv. Neuhaus und Raman waren auch an Düsseldorfs Führungstreffer beteiligt, bei dem es allerdings Ayhan war, der den Ball (möglicherweise mit einem Foul) gewann und den Konter eröffnete den Neuhaus schließlich abschloss.

Dieses Tor fiel zwar aus Düsseldorfs einziger nennenswerter Chance in der ersten Hälfte, aber auch auf die einzige Weise, in der die Fortuna strukturelle Probleme Unions nutzen konnte.

Insgesamt war Union aber deutlich überlegen (xG 3.7 - 0.2), denn die Innenverteidiger stellten das 'soll' in Sollbruchstelle dar. Alle drei zeigten starke individuelle Leistungen und unterbanden immer wieder potentiell gefährliche Düsseldorfer Angriffe. Micha Parensen kam auf leistner-hafte sieben gewonnene Kopfballduelle, während Torrejón seine Endschnelligkeits-Defizite besser kompensierte als in jedem anderen Spiel dieser Saison. Darüber hinaus gelang es Friedrich und Parensen auch besser als noch in Bielefeld, im Herausrücken in die Halbräume Situationen einen Schritt früher zu entschärfen.

Die Dreierkette unterstützte diese Leistungen, in dem die drei Innenverteidiger sich gegenseitig mehr absichern konnten, als das in Unions etwas langsamen Innenverteidigung in der Viererkette möglich ist. Aber die Formation machte das in gewissem Maß auch erst nötig.

In der zweiten Halbzeit stellte Union um und zog Parensen neben Kroos ins Mittelfeld. Damit konnte man etwas früher Druck auf Düsseldorfs Befreiungsversuche ausüben und so die Zyklen in Unions Druckphase zu verkürzen.

Szene des Spiels

Unions erste Annäherung an den Ausgleichstreffer nach der Halbzeit mit Pedersens Chaosdribbling ab 46:30. Trimmel bekommt den Ball von Friedrich und eröffnet den Angriff mit einem Pass auf Hedlund, der sich zunächst für das kurze Anspiel zeigt und dann in de freien Raum auf dem Flügel startet. Dort ist aber kein Durchkommmen, Hedlund verlagert das Spiel auf Pedersen, der in den Strafraum dribbelt und dabei auf die ihm eigene Weise Durchsetzungsfähigkeit, Verheddern und elegante Technik mischt und den Ball zu Polter bringt. Der Stürmer schafft es dann nicht, zum Abschluss zu kommen und symbolisiert damit auch, dass in Unions letzten Aktionen Abstimmung und Entschlossenheit oft noch fehlten.

Polter

Sebastian Polter staubte zwar zum 2-1 ab und kreierte gut seine eigene Großchance zur Entscheidung, vergab diese aber auch ebenso wie die Gelegenheit nach Pedersens Chaosdribbling, Photo: Felix/Football & Wildlife Media

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