Wenn es noch was werden soll, dann...
... muss Union eine neu ausgerufene Grundformation heute Abend gegen Kiel gut umsetzen. Wie André Hofschneider und sein Team das versuchen und was Holstein Kiel dagegen macht, gibt es hier in der Liveanalyse zu lesen. Wenn es der Küsten-Winter-Wind zulässt.
Fazit
Ein systematisch nur in einzelnen Momenten verbessertes Union kann gegen Kiel nicht wirklich überzeugen, aber immerhin einen Punkt holen. Kiel hatte mit Unions Raute vor allem dann Probleme, wenn Hedlund aus dieser Ordnung heraus brach und Sprints den Flügel entlang anzog, oder wenn Skrzybski gleiches aus seiner Rolle als zweiter Stürmer heraus tat. Dagegen konnte Drexler die Freiräume, die er bekam, wenn er sich von Unions Achtern absetzen konnte, zu vielen gefährlichen Pässen nutzen. So war Union auf Glück angewiesen, in der Schlussphase noch im Spiel zu sein. In dieser Schlussphase entstanden Chancen, die aber erst nach der roten Karte für den sehr guten Kinsombi konstant herausgespielt wurden.
Die eigentliche Analyse erschien auf Spielverlagerung.
2. Halbzeit
75. Minute
Mit relativ einfachen Mitteln, direkten Bällen in die Spitze und weniger Ballkontakten im offensiven Mittelfeld kommt Union zu einigen Abschlüssen. Aber Kiel erscheint mit Kontern weiter gefährlicher. Indes kommt Hosiner für HArtel, Skrzybski übernimmt dessen Position.
62. Minute
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hat Kiel einige große Chancen, vor allem, weil es mit viel Überzeugung (viele Spieler, die in gefährliche Räume sprinten) und Qualität (genaue gut-getimete Zuspiele) angreift. Aber auch, weil sie im Pressing nicht weniger Intensität zeigen und etwa immer wieder die Passwege auf Mesenhöler angreifen.
53. Minute
Zu Beginn der zweiten Halbzeit sind Unions Staffelungen häufiger 433-haft mit Prömel und Kroos nebeneinander und Hedlund und Skrzybski auf den Flügeln.
Halbzeitfazit
Kiel gelingt es insgesamt gut, Union daran zu hindern, Kontrolle in das Spiel zu bringen. Mit Dukschs Druck auf Prömel ist der oft nicht aus der Abwehr heraus anzuspielen und kann so auch die Spieleröffnung im Zentrum nicht forcieren, obwohl er durchaus mit Ablagen und seinen Freilaufbewegungen Platz und Entlastung für Unions Spiel schafft (defensiv aber auch nicht fehlerfrei ist).
Unions Pressing weist dagegen eine sehr gemischte Bilanz aus, und wenn Kiel die ersten Pässe während des Anlaufens gelingen, kommen die Gastgeber oft gut mit Ablagen-und-Steilpass Kombinationen ins Offensive Mittelfeld. Dort macht neben Drexler auch Schindler ein gutes Spiel und zeigt nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch gute Übersicht und Entscheidungsfinndung.
Insgesamt passiert im Spiel genug, sich nicht sicher zu sein, wie es ausgehen wird.
1. Halbzeit
3. Minute
Union tritt an wie erwartet, Kiel presst zunächst im 433 mit Duksch, der etwas hinter den Außenstürmern bemüht ist, Prömel zu stören.
5. Minute
Unions erste Chance entsteht, nachdem Polter einen Ball auf Hedlund ablegt, der in die vorderste Linie aufrückt. Die Gäste sind derweil um Pressing bemüht, Kiel versucht sich spielerisch zu befreien. Die erste Chance für den Zweiten gibt es, nachdem Kroos einen schon gewonnen Ball am Strafraum wieder verliert.
7. Minute
Laufduelle Duksch gegen Torrejón sind für den Innenverteidiger nicht so schön. 1-0 Kiel durch Weilandt.
15. Minute
Ein Aspekt in Unions Spiel, der leidlich funktioniert, ist dass weniger oft als manchmal zuvor zu früh die letzte Linie überladen wird und Anspielstationen im offensiven Mittelfeld fehlen. Andererseits zeigt sich, dass wenn Hedlund aufrückt oder wie Skrzybski den Flügel besetzt der systematische Unterschied klein ist.
Und 2-0 nach Ecke, durch Drexler.
26. Minute
Wie genau Unions Pressing ablaufen soll ist nicht ganz klar. Hin und wieder gelingt es zwar, Torhüter Kronholm unter Druck zu setzen, aber häufiger bleiben die Außenverteidiger Kiels frei und könnnen sich entweder auf den Außen oder ins zentrale defensive Mittelfeld eingerückt anbieten. Dabei ist es manchmal Hartel, manchmal einer der Stürmer, der als erster angreift.
32. Minute
Ironischerweise kommt Union trotz seiner Formation ohne Flügel gerade mit Ablagen auf den Flügeln hinter die Abwehr zu seinen besten Chancen und zum 2-1.
Präambel
In Kiel wird heute Abend zunächst zu sehen sein, wie genau sich Hofschneider die Besetzung und Ausführung seines Systems vorstellt. Auch wenn die grobe Marschroute (442 mit Raute) klar ist, sind viele wichtige Details darin, die prägen, wie das Konstrukt insgesamt wirkt und wie gut es funktioniert, noch offen oder mit einem Vorbereitungs-Vorbehalt belegt. Eines dieser Details ist die Rolle der Achter: Müssen sie sich im Spielaufbau tief in der eigenen Hälfte einschalten, um Union einen Ausweg gegen Pressing zu geben? Gelingt es ihnen dann, sich in der Folge weit genug vorn zu postieren, um eine sinnvolle Anspielstation zu sein, die zu nutzen Angriffe spürbar weiterentwickelt? Sollen sie den Außenverteidigern dabei helfen, im Angriff die Flügel zu besetzen? Und werden sie bei Ballverlusten nah genug am Geschehen zu sein, ins Gegenpressing gehen zu können, ohne allzu viel Raum hinter sich zu öffnen? Und schließlich: kann Simon Hedlund das alles umsetzen?
Der Schwede kann seine Qualitäten einsetzen, wenn er mit seinem sehr hohen Tempo in Räume hinter gegnerischen Linien sprinten kann und/oder in Abschlusspositionen kommt. Beides ist von dieser Grundposition aus nur möglich, in dem er sie recht weit nach vorn verlässt. Das ist dann aber kaum mit den Defensivaufgaben der Rolle vereinbar, die darin bestehen, entweder die defensiven Halbräume zu besetzen, die Kiel mit seinen Kontern gern ansteuert, oder die Außenverteidiger zu unterstützen, nachdem sie aufgerückt sind, um dem Spiel Breite zu geben. Für all diese Aspekte würde sich ein natürlicherer Mittelfeldspieler besser eignen, für Hedlund wäre dann aber kein Platz mehr. Denn er könnte zwar auch die Position als zweite Spitze einnehmen, doch da ist offenbar Skrzybski vorgesehen.
Aber auch in welcher Form die Raute Unions Ballbesitzspiel helfen soll bleibt abzuwarten. Denn zunächst gibt es mit ihr im Vergleich zum 433 mit zwei Sechsern eine zentrale Anspielstation aus der Abwehr heraus weniger. Dass es im Anschluss eine zusätzliche formale Mittelfeldposition gibt, hilft wenig, wenn das gegenerische Pressing schon den Sechser nicht in kontrollierten Ballbesitz im Mittelfeld kommen lässt. Geschieht das, und wollen die Achter aushelfen, sind sie noch weiter von den Räumen weg, in denen sie ihre anderen Aufgaben zu erfüllen haben.
Eine zentrale Frage für die Partie ist, wie Union mit Kiels Stärke im kontern umgeht. Denn zunächst gibt es potentiell klare defensive Zurdnungen: Unions Zehner (Hartel) presst den Kieler Sechser, die Achter beider Mannschaften sind einander zugeordnet (also Kroos und Hedlund einerseits, Weilandt und Drexler andererseits). Die Außenverteidiger nehmen die Läufe von Schindler und Lewerenz auf. Und Unions Sechser ist zunächst frei und kümmert sich um das, was bei den anderen durchrutscht.
Das Problem ist, dass falls Union versucht zu pressen, die Achter daran beteiligt sein müssen, zumindest um die Kieler zentralen Mittelfeldspieler zu verfolgen, aber eher sogar um zu verhindern, dass Kiel sich über seine Außenverteidiger leicht befreien kann. Das bedeutet dann aber, dass der Raum hinter ihnen groß wird. Gerade solche Räume bespielt Kiel gern auch mit langen Bälllen, die sowohl die Außen als auch die zentralen Mittelfeldspieler oft erlaufen. Die Alternative, nicht zu pressen, bräuchte dagegen eine deutliche Steigerung in der Strafraumverteidigung.