Lücken schließen

Am frühen Abend spielt der 1. FC Union Berlin gegen den SV Sandhausen und muss gewinnen, um die Chance auf den Aufstieg zu wahren und die Lücke zu den Kontrahenten bis zu deren Spielen zu schließen. Auch taktisch stellen sich dabei interessante Fragen, die wir in der Liveanalyse behandeln.

Fazit

Soeben ist die Pressekonferenz zu Ende gegangen, in der Kenan Kocak vor allem das Gegenpressing Unions als spielentscheidenden Faktor herausgestellt hat. Auf Grund des hohen Drucks nach Ballverlusten sei es Sandhausen schwer gefallen, die Räume auf den offensiven Flügeln zu bespielen, die sich den Gästen formativ hätten bieten sollen. Diese Räume, dies es im Vergleich von 4231 und Raute ohnehin gibt, hätten sich noch mehr angeboten, da die Außenverteidiger Unions trotz (oder gerade wegen) der einfachen Flügelbesetzung weit aufrückten.

Vor allem Trimmel war aber stattdessen ein wichtiger Faktor zugunsten Unions, da er nach Ballgewinnen im Gegenpressing häufig als Anspielstation und, mit seinen guten Flanken, Verbindung in die Spitze diente. Defensiv wurde er dabei durch Fürstner und Kroos abgesichert, die sehr oft (schnell genug) auf den Flügeln defensiv halfen. Geholfen hat dabei auch noch ein weiterer Faktor, den Kocak ansprach: die Vorteile in individueller Qualität, die Union gegenüber Sandhausen hat. Gerade die Außenverteidiger der Gäste konnten kaum selbst für Durchbrüche sorgen. Außerdem sind, wie schon vor dem Spiel angesprochen, die offensiven Außen Sandhausens gegen den Ball eher ins Zentrum gerichtet, weshalb sie nicht sofort und direkt auf den Flügeln anspielbar sind.

Jens Keller begründete seine Entscheidung für die Raute damit, "Möglichkeiten im Zentrum bei Sandhausen gesehen zu haben." Diese bestanden in der Überzahl, die Kroos, Kreilach und Hedlund gegenüber Sandhausens zwei Sechsern hatten und nutzen konnten, um Kreilach in Abschlusspositionen zu bringen. Anspiele aus dem Zehnerraum auf die Spitzen waren - gemessen an der Präsenz in beiden Räumen - aber relativ selten. Hedlunds Schnelligkeit in Sprints hinter die Abwehr, laut Keller einer der Gründe, den Schweden auf der Zehn aufzustellen, kam so nur selten zur Geltung.

Trotzdem war Union bis zu Polters Roter Karte deutlich spielbestimmend.

Schluss

Union bringt das 2-1 ohne viel Fußball über die Zeit. Ein Fazit folgt hier nach der PK.

2. Halbzeit

81. Minute

Sandhausen kommt mit weniger Druck im Aufbau nun dazu, weite flache Bälle auf Sukatu-Pasu zu spielen, die er besser behaupten kann.

76. Minute

Union bekommt im Halbraum keinen Druck auf den Ball und lässt eine Flanke zu, nach der Höler das 2-1 köpft.

68. Minute

Gegen Sandhausens Aufbauspiel rückt Kroos neben Hosiner nach vorn und verteidigt Union im 432, um Sandhausen auf die Außen zu lenken.

Redondo kommt nun für Hosiner ins Spiel und besetzt die linke Seite, während Kreilach ins Zentrum rückt und die Spitze eines 4410 bekleidet.

67. Minute

Sandhausen hat zweimal gewechselt. Mit Derstroff ist der linke Flügel jetzt offensiver besetzt, mit Höler statt Stiefler ein zweiter Stürmer und ein 442 gekommen.

60. Minute

Nach der Roten Karte für Polter, deren Grund mir entgangen ist, stellt Union auf ein flaches 441 mit Hedlund und Kreilach auf den Außen um.

52. Minute

Sandhausens Pressing geht vom 4231 in 442 Staffelungen über, wenn Fürstner sich fallen lässt, da Stiefler ihn auch dann verfolgt. Damit entstehen Räume im zentralen Mittelfeld, die Union - sprich Kreilach und Kroos nicht immer besetzen.

Dafür fällt nach einer weiteren Ecke durch Kreilach das 2-0.

1. Halbzeit

39. Minute

Beide Innenverteidiger Unions rücken aggressiv aus der Abwehrkette heraus, um Sukuta-Pasu zu verfolgen und im Anschluss Duelle zum zweite Bälle zu führen.

33. Minute

Union führt 1-0 durch Hosiner, der etwas unvermittelt vom rechten Flügel den Ball zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum bekommt.

Wie auch bei einer Kreilach Chance kurz darauf zu sehen: Auch gute Halbfeldflanken, die vorbereitet und gezielt sind, können einen Effekt haben.

30. Minute

Kroos hat dank der zusätzlichen Station in den zentralen Räumen Freiheiten (und wegen der einfachen Flügelbesetzung Pflichten) sich horizontal weit zu bewegen. Weit und vor allem hoch bewegt er den Ball bei einem Fernschuss, der in die Wuhle fliegt.

25. Minute

Union ist in der Anfangsphase die spielbestimmende Mannschaft und hat vor allem im Zentrum und den rechten Halbräumen viele Aktionen. Im Zentrum sind Kreilach, Kroos und Hedlund gegen die Sechser Sandhausens in Überzahl und können so kombinieren und Gegenpressingsituationen erzeugen.

Sandhausen kommt nur mit langen Bällen, die nicht in die letzte Linie, sondern den Zwischenlinienraum davor gespielt werden, so Offensivaktionen.

8. Minute

Union, mit hoher Präsenz und vielen guten Kombinationsstaffelungen im Zentrum, kommt gut in den Zehnerraum, was zu vielen halbgefährlichen Abschlüssen aus ca. 20m und in der Folge Standards führt.

5. Minute

Wie vermutet sieht man enges, eher tiefes 4231 Pressing bei Sandhausen.

1. Minute

Hosiner sortiert sich im Sturm ein, Hedlund auf der 10. Allerdings tendieren beide dazu, ihre Laufwege kreuzen zu lassen und damit Aufgaben voneinander zu übernehmen.

T -10

Der statistischen Kaderanalyse von GoalImpact zu Folge stehen die Chancen auf einen Heimsieg von Union bei 54,9%, die auf ein Unentschieden bei 27%, die auf einen Sieg von Sandhausen bei 18,1%. Ohne den Heimvorteil wäre die Verteilung: 36,7 - 30,8 - 32,5.

T -25

Bei Sandhausen ändert sich personell auf 3 Positionen. Markus Karl hat nichts mit dem Aufstiegsrennen zu tun und steht nicht im Kader, für ihn spielt Kister in der Innenverteidigung. Im defensiven Mittelfeld fehlt Linsmayer, der durch Lukasik ersetzt wird. Und schließlich spielt Jakub Kosecki, und nicht Vollmann, auf dem rechten Flügel.

Systematisch könnte sich damit nichts ändern. Interessant wird sein, ob Union gegen das sich eng zusammenziehende Sandhausen das Spiel schneller verlagern kann, als die Gäste mit verschieben.

T -55

Gerade wurden die Aufstellungen verteilt, bei Union spielen Hosiner und Hedlund, während neben Skrzybski auch Redondo aus der Mannschaft fällt, Kroos kann dagegen spielen.

Ich bin mir nicht sicher, wie das formativ aussehen wird. Denkbar ist, dass Union mit Raute, Hosiner auf der 10 und asymmetrischer Sturmbesetzung spielt, aber eben mit Hedlund als von links kommendem zweitem Stürmer.

Möglich wäre auch, dass Hosiner auf dem rechten Flügel im 433 spielt.

Die Vorschau findet sich unten, updates kommen von nun an oben auf der Seite.

Grundausrichtung

Union-SVS

Die Startaufstellungen

Während Sandhausen wohl wie zuletzt in einem 4231 mit Richard Sukuta-Pasu als Zielspieler auftreten wird, stellt sich an Union vor allem die Frage, wie der Ausfall von Steven Skrzybski kompensiert werden soll. Davon hängt nicht nur die Aufstellung von Jens Kellers Mannschaft ab, sondern auch deren systematische Ausrichtung.

Wie spielt Union ohne Skrzybski?

Denn es gibt zunächst zwei Möglichkeiten: Skrzybskis Position entweder neu zu besetzen, oder abzuschaffen.

Ersteres ist nicht unbedingt die einfachere Lösung, da Rechtsaußen die Position in Unions Kader ist, die am wenigsten offensichtlich doppelt besetzt ist. Die meisten Optionen sind Spieler, die eigentlich nicht auf dieser Position zu Hause sind. Das trifft etwa auf Simon Hedlund zu, der Skrzybski in Stuttgart in der Schlussphase ersetzte, eigentlich aber auf der linken Seite zuhause ist. Dort spielt er als nach innen ziehender Flügelspieler, auf rechts müsste er mehr die Linie herunter agieren und käme bei Dribblings mit Zug zum Tor in schlechtere Abschlusspositionen. Auf Grund dieser beiden Aspekte wäre Hedlund so nicht ideal eingebunden. Die anderen Optionen als direkter Ersatz teilen das Problem, in dieser Saison kaum gespielt zu haben: das gilt für Maxi Thiel ebenso wie für Raffael Korte.

Dass keine dieser Optionen vollkommen überzeugend erscheint, spricht dafür, auf Skrzybskis Ausfall mit einer Systemänderung zu reagieren. Spielt Union mit der Mittelfeldraute, die in dieser Saison das zweite Standardsystem war (ironischer Weise, um Skrzybski ideal einzubeziehen), entfiele die Rolle als rechter Flügelstürmer. Für die Besetzung der drei Positionen vor Stephan Fürstner bieten sich (abhängig von der Fitness von Felix Kroos) mehrere Varianten an, mit Damir Kreilach auf der Halbposition oder der Zehn, und Dennis Daube oder Eroll als Achtern. Man könnte sich auch daran erinnern, dass Rafael Korte einst gegen Sandhausen auf der 10 sein einprägsamstes Spiel für Union hatte.

Ein möglicher zweiter Vorteil der Raute wäre, dass damit das Zentrum ausgeglichener besetzt sein könnte als in Stuttgart und Union auch die Lücke im eigenen Spielaufbau schließen könnte.

Union-SVS

Auch Philipp Hosiner käme als 10er in der Raute in Frage, der aber auch statt Redondo neben Polter spielen könnte. Wahrscheinlicher als Eroll würde Dennis Daube Kroos ersetzen, falls der Kapitän nicht zur Verfügung stehen sollte.

Wie spielt Sandhausen?

Die Rautenformation könnte auch zur Ausrichtung der Gäste aus Baden passen. Sandhausen Taktikblogger Marius Kaltwasser vermutete im Gespräch vor dem Spiel dass "die Flügel eng eingerückt spielen werden, zusammen mit dem Zehner hätte Sandhauen dann enorme Zentrumskompaktheit." Dem könnte Union mit der Raute etwas entgegenzusetzen, ohne dabei selbst auf den Flügeln allzu großer Gefahr ausgesetzt zu sein. Letzteres ist auch der Fall, weil Sandhausens Außenverteidiger sich offensiv eher zurückhalten und erst im Anschluss an lange Bälle nach vorn aufrücken.

Solche langen Bälle (auf Sukuta-Pasu) waren zuletzt bei Sandhausen wieder häufiger zu sehen, nachdem Kenan Kocak seine Mannschaft zwischenzeitlich etwas ambitionierter aufbauen ließ. Kaltwasser zu Folge ist vor allem die Verletzung - und ein Formtief - von Innenverteidiger Daniel Gordon verantwortlich für diese Entwicklung, da der Jamaikaner hauptverantwortlich für eine flache Spieleröffnung wäre. Gegen Union sind lange Bälle ins Sturmzentrum in der Regel allerdings nicht besonders effektiv, da Puncec und Leistner - wie auch im 'Hinspiel' zu sehen war - in diesen Situationen die allermeisten Gegner dominieren können.

Ohne ihn, und ohne Stürmer Andrew Wooten, musste Kenan Kocak seiner Mannschaft eine auch gegen den Ball zurückhaltendere Ausrichtung geben, statt hohen Angriffspressing übt man nun vor allem im Mittelfeldzentrum Druck auf den Gegner aus. Da Sandhausens Kader in der Liga unterdurchschnittlich gut besetzt ist, reichte

Frage des Spiels

Neben der bereits erörterten: Wie sehr vertraut Jens Keller Spielern, die bisher wenig Einsatzzeiten bekommen haben?

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