Seitwärts
Grundausrichtung
Union spielte mit etwas unkonventionellem Personal, aber einer wenig modifizierten Ausrichtung. Daube gab erneut den einzelnen Sechser hinter Damir und Eroll auf der Acht. Die Außen Redondo und Quiring machten daraus gegen den Ball ein 4141 und - in der Theorie - in Ballbesitz ein 433.
Chancen-losigkeit
Ein konstantes Problem Unions in dieser Saison ist dass die Mannschaft in wenigen Spielen in der Lage ist, außerhalb von Standardsituationen genügend hochkarätige Chancen zu kreieren um Spiele wahrscheinlich zu gewinnen.
Vielleicht überraschend ist dabei, dass in verschiedenen Formationen und Ausrichtungen ein Phänomen zu diesem Problem beitrug: fehlende Anbindung des 'defensiven Mittelfelds' an die offensiven Mannschaftsteile aus dem eigenen Ballbesitzspiel heraus. Wieder und wieder tut sich vor welchem Union-Sechser auch immer ein Achtloch auf, das je nach Ausrichtung des Gegners mit pressenden Antagonisten gefüllt oder tatsächlich leer ist.
Auch die Abläufe, die dieses Problem gegen St. Pauli hervorbrachten waren nicht neu: zu oft bewegten sich Kreilach und die Außen in die letzte Linie ohne dass Union den Ball zuvor in Positionen gebracht hätte, aus denen sie dort anspielbar wären. Die Folge sind entweder lange Diagonalpässe auf die Außen, die schwer schnell genug zu verarbeiten sind (wenn die Aktionen von den Innenverteidigern kommen), oder Dribblings, die in gefährlichen unmittelbaren Ballverlusten oder erzwungenen spekulativen Bällen enden (öfter zu sehen von Eroll).
Interessant ist offensichtlich die Frage, warum solche Verhaltensweisen immer wieder auftreten. Ein Aspekt könnte natürlich mangelnde taktische Analyse des eigenen Spiels oder ineffektive Kommunikation der gewonnen Erkenntnisse sein - gerade im gegenwärtigen Interregnum möchte ich das nicht ausschließen, mir aber auch nicht anmaßen, es dem Betreuerstab dezidiert vorzuwerfen.
Plausibel erscheint mir, dass auch eine ungünstige taktik-psychologische Feedbackschleife zu dem Problem beiträgt: Der Mannschaft ist bewusst, dass sie zu selten in kontrolliertem Ballbesitz in gefährliche Räume kommt. Im Versuch, dieses Manko zu beheben forcieren gerade die primär offensiv ausgerichteten Spieler ihre Bewegungen in diese Räume, wobei es aber an Vorbereitung und Timing fehlt.
Szenen wie nach etwa 22 min, als Toni Leistner nach langem Dribbling mit einem through-ball Kreilach suchte, der diesen jedoch nicht erreichte und im Strafraum zu Boden Sank, sind in meinen Augen übrigens eher ein Symptom des Problems, als dessen Lösung. Stattdessen war die Entstehung der Chance von Brandy nach Flanke von Redondo nach einer guten halben Stunde ein Zeig in eine bessere Richtung, wobei 35-Meter Dribblings ebenfalls nicht der Erfolgsstabilitäts letzter Schluss sind.
Pressing
Klarer als in den meisten Spielen in dieser Saison war ein Pressingkonzept der Eisernen zu erkennen. Anlaufen der Innenverteidiger durch Brandy war das Signal, auf das hin sich die Achter einschalteten - sichtlich bemüht, St.Paulis Sechser in ihrem Deckungsschatten zu halten. Dieses Pressing führte zu einigen von Unions besten Offensivaktionen und trug wesentlich zur eigenen defensiven Stabilität bei.
Szene des Spiels
Das beste Beispiel für Unions Pressing und dafür, wie daraus gefährliche Offensivaktionen entstehen können: die elfte Minute in der AFTV Aufzeichnung des Spiels: Sören Brandy löst mit dem Anlaufen des linken Innenverteidigers eine Pressingwelle aus und folgt dem Ball entlang der Paulianer Abwehrreihe, während sich Redondo (auf Kreilachs Position), Eroll und Quiring im Sprint einschalten und einen unkontrollierten Ball ins Mittelfeld erzwingen, der erobert und in den von Union überladenen Raum zurück gespielt wird - nach einer schönen Kombination im rechten Halbraum entsteht eine fast-Großchance.