Keine Taktik

Ausnahmsweise schießt Union einmal mit den Schlusspfiffen Tore und holt so einen Punkt in einem suboptimalen Spiel.

Grundordnungen

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An Unions Aufstellung änderte sich im Vergleich zu zuletzt nur die Besetzung des linken Flügels, auf den Maxi Thiel zurückkehrte.

Wie auch im aktuellen Textilvergehen schön zusammengefasst, hat sich an der Grundordnung im Vergleich zu den Spielen vor der Länderspielpause zunächst wenig geändert. Das heißt Union spielte erneut in einem 451/433/4231 mit Eroll Zejnullahu auf der Sechs und Dennis Daube und Damir Kreilach auf der Acht. Dabei spielte Daube erneut etwas tiefer als Kreilach und fiel hin und wieder auch in die Sechserräume zurück, besetzte aber meistens mit Kreilach die offensiven Halbräume.

Ebenso wenig änderte sich an dem eher tiefen und kollektiv passiven Pressing in einer 442 Ordnung, aus der heraus Wood in einzelnen Situationen dynamischer anlief.

Aufbau-Probleme und Lösungsansätze

Wie schon in den letzten Wochen ließ sich erneut feststellen, dass sich im Mittelfeld zu große Abstände zwischen der Sechs und der Acht/Zehn auftaten, die Eroll Zejnullahu oft nicht überbrücken konnte. Das lag zum einen an der Positionierung der höheren Spieler, zum anderen an den Aktionen von Eroll selbst, der Bälle zu lange zu halten scheint und so mehr Gegnerdruck auf sich zieht und Zeit zum Zustellen von Zuspielwegen lässt.

Man kann Eroll das Vorwerfen, und hätte damit auch nicht ganz unrecht. Schnell weiträumige Pässe zu spielen gehört aber eben, zu mindest im Moment, nicht zu seinem Profil. Eine kurzfristige Lösung für das Problem muss also entweder darin bestehen, Eroll auf der sechs mit anderen Staffelungen um ihn herum anders einzubinden, oder die Position anders zu besetzen.

Im Kult-Podcast-Derby sah man Ansätze für beide Lösungen. In der ersten Halbzeit zeigten die Außen immer wieder bogenförmige Läufe in die zentralen Räume hinter den nominellen Achtern (vor allem Brandy von rechts). Das wirkte noch nicht ganz eingespielt und funktionierte nicht besonders gut, zeigte aber Problembewusstsein und eine mögliche Lösung.

In der zweiten Halbzeit ersetzte Stephan Fürstner den gelb-vorbelasteten Zejnullahu. Der unmittelbare Einfluss dieses Wechsels ist schwer zu beschreiben, denn in der ersten Phase der zweiten Halbzeit dominierte St. Pauli. Die Gründe dafür lagen im Pressing und Gegenpressing-Ansätzen der Hamburger sowie der Unfähigkeit Unions, das Spiel aus der Defensive heraus unter Kontrolle zu bringen. Gelegenheit zu dem Aufbauspiel, in dem sich die bisher ausgeführten Probleme zeigten, waren dagegen in Konsequenz selten.

Das Signal, mit dem die Balance des Spiels wieder kippte, Thiels Chance kurz nach dem Freistoß, mit dem Maier den Pfosten traf, entstand nachdem das Mittelfeld mit einem Abstoß überbrückt wurde. Mit den Wechseln nach dem 3-2 entstand eine insgesamt neue Situation, sodass die isolierten Effekte des Zejnullahu-Fürstner Tausches sich schwer isolieren lassen. Anders als die geschätzten Textilvergehen Podcaster möchte ich also ein Urteil darüber, ob es mit Eroll auf der Sechs funktionieren könnte, aufschieben. Etwas muss sich an der Struktur aber in jedem Fall ändern.

Zwei-Sechs-Zwei

262 - das klingt radikal. Wenn man bedenkt, dass bei fast allen Mannschaften mit Viererkette die Außenverteidiger in Mittelfeldräume aufrücken, wenn der Fokus auf die Offensive gelegt wird, deutet sich an, dass es vielleicht nicht ganz so weit vom gewohnten entfernt ist wie es scheint.

Interessant am Spiel Unions in der Schlussphase war einerseits die Entschlossenheit, mit der man versuchte, das Spiel in die eigene Offensive zu zwingen. Die ehemals verwaisten Räume im Zentrum auf Höhe der Mittellinie wurden nun besetzt - durch die zwei verbliebenen Verteidiger. Zum anderen überraschten Aspekte der Rollenverteilung. So fand sich Trimmel in einigen Situationen auf der Acht, scheinbar mit dem Versuch, die Liste der Positionen, auf denen er für Union gespielt hat, zu vervollständigen.

Außerdem möchte ich Sascha Lewandowski beipflichten, der die Mannschaft nach dem Spiel dafür lobte, an spielerischen Mitteln festgehalten zu haben. Anders als der Trainer habe ich den letzten Spielen zwar keinen Mangel an erzwungenen Offensivaktionen im Gegensatz zu erspielten gesehen. Die Ruhe, in der 90+3. Minute im Strafraum einen Ball durchzulassen, wurde aber zu Recht mit dem Ausgleich belohnt.

Szene des Spiels

Der Pass, den Rzatkowski vor dem Pfostenschuss St. Paulis am Beginn der zweiten Halbzeit spielte - als Symbolbild für seine Leistung insgesamt. Ich mag Dennis Daube und habe nichts dagegen, dass er bei Union spielt. Aber wenn ich mir einen St. Pauli Mittelfeldspieler für unsere Mannschaft hätte aussuchen können, dann bitte Rzatkowski (oder auch Buchtmann).

Eine lobende Erwähnung gibt es noch für einen cleveren und schicken, aber erfolglosen Hacken-Pass von Brandy einige Minuten später, kurz vor dem 2-2; sowie für Kreilachs Drehung und Fußwechsel vor seinem Schuss aus zentraler Position in der Schlussphase.

But who am I kidding [Ach, erzähl keinen Scheiß]: In Wirklichkeit war es natürlich das 3-3.